Frühstück im Bett
einem Gesicht zum anderen, suchte eine Schwachstelle und blieb schließlich an Woody hängen. »Seid ihr alle dieser Meinung?«
Woody schluckte und schaute Sugar Beth an. »Mhm.«
»Was ist mit Winnies Kleidern passiert?«
Diese Frage wurde nicht beantwortet.
»Begleiten Sie mich, Sugar Beth. Die Jungs dürfen gehen.«
Hastig entfernten sie sich. Nur Ryan blieb an Sugar Beths Seite.
»Sie auch, Galantine.«
»Wenn’s Ihnen nichts ausmacht, Sir, würde ich Sugar Beth gern beistehen.«
»Es macht mir was aus, weil ich allein mit ihr reden will.«
Wie Ryans halsstarrige Miene bekundete, würde er sich nicht von der Stelle rühren. Aber er musste sich um sein Stipendium sorgen, und Sugar Beth fürchtete, Byrne würde ihm einen Strich durch die Rechnung machen. Außerdem sollte der arrogante Lehrer nicht glauben, sie würde einen Beschützer brauchen. »Geh nur, Ryan«, sagte sie.
In diesem Moment öffnete sich die Tür des Umkleideraums, und Winnie kam heraus. Sie trug ihre Turnkleidung und hielt Byrnes Hemd in der Hand. Aus dem wirren nassen Haar fielen Tropfen auf das T-Shirt mit dem Bulldoggenemblem. Sie schaute nicht in die Richtung ihrer Feindin. Stattdessen starrte sie Ryan so verzweifelt an, dass Sugar Beth sie am liebsten geschüttelt hätte. Besaß das Mädchen denn überhaupt keinen Stolz?
»Wir haben’s nicht böse gemeint«, versicherte Ryan leise.
Wortlos senkte sie den Kopf und hastete zum Ausgang des Schulgebäudes, das Hemd immer noch in der Hand, das sie vergaß, dem Lehrer zurückzugeben.
Als Ryan sich zu Sugar Beth wandte, die Augen voller Sorge, empfand sie tiefe Scham. Nein, er durfte die weiteren Ereignisse nicht beobachten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Ruf mich an, wenn du nach der Arbeit heimkommst.«
Nur widerstrebend ging er davon.
Byrne stieß die Tür des Umkleideraums auf. »Da hinein.«
Weil sie ihn plötzlich fürchtete, hasste sie ihn noch mehr.
»Öffnen Sie Ihren Spind«, befahl er, sobald sie die Schwelle überquert hatten.
Scheiße. Daran hatte sie nicht gedacht. »Meinen Spind?«
Er wartete, und sie versuchte ihn mit einem Gegenangriff in die Defensive zu drängen.
»Hier sollten Sie sich nicht aufhalten. Das ist der Umkleideraum für die Mädchen.«
»Öffnen Sie das verdammte Ding, oder ich lasse das Schloss vom Hausmeister aufbrechen.«
Sekundenlang erwog sie, den Spind einer Freundin für ihren eigenen auszugeben. Aber Byrne würde ihr sofort auf die Schliche kommen.
Zum Teufel damit. Wenn er so viel Theater um die Sache machen wollte, war das sein Problem. Sie ging zu ihrem Spind. Mit steifen Fingern wählte sie die Zahlenkombination.
Erst beim dritten Versuch klickte es. Aber sie zog die schmale Metalltür nicht auf. Als er an ihr vorbeigriff und den Spind öffnete, streifte seine nackte Schulter ihren Arm.
Im obersten Fach lagen Winnies zusammengeknüllte Kleider.
Eine Zeit lang schwieg er, musterte sie nur, und sie gewann den beklemmenden Eindruck, er könnte durch ihre Haut schauen.
»Möchten Sie ein solcher Mensch sein, Sugar Beth?«
Sie fühlte sich klein und mies. Nur mühsam widerstand sie der Versuchung, ihm zu erzählen, wie sehr ihr Vater Winnie liebte und nicht sie, wie oft sie versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu erregen – mit Gehorsam, hübschem Aussehen und guten schulischen Leistungen. Ohne Erfolg …
»Bitte, teilen Sie Ihrer Mutter mit, ich würde sie heute Abend besuchen.«
Erleichtert atmete sie auf. Diddie wird ihn in kleine Stücke reißen. Bei diesem Gedanken wollte sie ihm ins Gesicht lachen. Aber das gelang ihr nicht.
Als er am Abend in Frenchman’s Bride eintraf, hatte sie ganze Arbeit geleistet, ihn weder beschuldigt noch verunglimpft (auf diese Idee sollte sie erst ein paar Wochen später kommen), sich lediglich über ihn beschwert. Er würde sie in der Klasse lächerlich machen und vor ihren Freundinnen beschämen. Damit habe er sie aufgeregt und zu einer Dummheit getrieben – zu einem Unsinn, der mit Winnie Davis zusammenhing.
Natürlich empfand Diddie keine Sympathie für das illegitime Kind ihres Mannes. Mit kalter, stählerner Höflichkeit, die
ihre zarte blonde Schönheit Lügen strafte, trat sie Colin Byrne entgegen. »Ich begreife nicht, warum Sie so viel Aufhebens um einen dummen Streich machen. Sicher wollte Sugar Beth nichts Böses tun.«
Da er kein Südstaatler war, erkannte er nicht, welch große Macht eine scheinbar sanftmütige Frau ausüben konnte. Im Gegensatz
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