Frühstück im Bett
Zimmerpflanzen. Das dezente Pagodenmuster der Sessel und des Sofas harmonierte mit einer chinesischen Kommode, auf der Bücher neben einem ausgeschalteten Laptop lagen.
Unwiederbringlich war das Heim ihrer Kindheit verschwunden, und es dauerte eine Weile, bis sie die nötige Kraft fand, ihre Jacke auszuziehen. Dabei entdeckte sie eine ordentlich getippte Liste auf der Schiefertheke. Als sie den ersten Punkt las, stockte ihr Atem.
Frühstück in meinem Arbeitszimmer: frisch gepresster Orangensaft, Blaubeerpfannkuchen, Würstchen, gegrillte Tomaten, Kaffee.
Aß Byrne jeden Morgen solche Unmengen? Wohl kaum, sonst wäre er nicht so schlank. Also wollte er sie testen. Sie schaute auf Gordon hinab. »Offenbar glaubt er, ich bin dieser Herausforderung nicht gewachsen.«
Die Miene des Bassets drückte gewisse Zweifel aus.
Entschlossen ging sie ans Werk. Bis sie das Hundefutter fand, verstrichen mehrere Minuten. Sie schüttete es in eine exquisite
Waterford-Schüssel und stellte sie vor der Verandatür auf den Boden. »Für dich nur das Beste, was, Champion?«
Weil er sein Maul bereits voll gestopft hatte, gab er ihr keine Antwort.
Angewidert inspizierte sie die antiquierte gläserne Saftpresse. Und dann hörte sie Schritte. Ihr Magen verknotete sich, und das gefiel ihr ganz und gar nicht. Normalerweise machte sie die Männer nervös. Nicht andersrum.
Durch einen neuen Torbogen schlenderte Byrne in die Küche. Während sein Blick über ihren Körper glitt, gratulierte sie sich zur Wahl ihrer Arbeitskleidung. Haushälterinnen mussten Schwarz tragen, nicht wahr? Hatte sie nicht genau das Richtige ausgesucht?
Ein tiefer V-Ausschnitt zierte die enge schwarze Spitzenbluse mit dem Kreuzmuster. Verführerisch schmiegte sich die alte schwarze Hose an ihre Hüften. Byrne starrte den kleinen türkisblauen Schmetterling an, der an einer Silberkette hing, zwischen ihren Brüsten. Hätte sie nur eine etwas spektakulärere Oberweite, die sie ihm unter die Nase halten konnte … Nun, mit dem richtigen BH war alles möglich. Da er ziemlich lange brauchte, um ihr ins Gesicht zu schauen, durfte sie zweifellos einen Erfolg verbuchen. Großer Gott, eine Uniform!
Im Kontrast zu ihrem Nutten-Outfit trug er eine dunkle Hose und ein burgunderrotes Seidenhemd mit langen Ärmeln und eleganten Hosenträgern. Welcher Mann zog sich so an, wenn er zu Hause arbeitete? Als er sie über seine lange Nase hinweg betrachtete, stand es endgültig fest – er war im falschen Jahrhundert gelandet.
»Sind Sie soeben von Ihrem Morgenspaziergang im Hyde Park zurückgekehrt, Mylord?« Sogar einen kleinen Knicks brachte sie zustande, was die angestrebte Wirkung leider verfehlte, weil sie hinter der Theke stand, die ihr gebeugtes Knie verdeckte.
Seine Augen schienen sie zu durchbohren. »Würden Sie jetzt mein Frühstück servieren? Oder wär’s zu mühsam?«
»Sehr wohl, Sir, es ist so gut wie fertig.«
Er zeigte auf die fast leere Theke. »Das sehe ich.«
»Erst mal muss ich mich zurechtfinden.«
»Sie sind eine Stunde zu spät gekommen.«
»Was meinen Sie? Ich war vor acht hier.«
»Aber ich habe Sie um sieben erwartet.«
»Also, ich bin mir ganz sicher, Sie haben acht Uhr gesagt. Nicht wahr, Gordon?«
Leider war Gordon zu beschäftigt, um ihre Behauptung zu bestätigen.
Sie nahm eine Orange aus einer Schüssel. »Stimmt es, dass Ihre Eltern mit der britischen Königsfamilie verwandt sind?«
»Nur eine Stufe unterhalb des Throns.« Bevor Byrne ins Sonnenzimmer ging, bemerkte er die Waterford-Schüssel. Doch er verkniff sich einen Kommentar.
»Lügner! Sie sind in bitterer Armut aufgewachsen.«
»Wenn Sie’s wissen – warum stellen Sie solche Fragen?«
»Damit ich Sie auf unsere unterschiedliche Herkunft hinweisen und ärgern kann. Sie – aus einfachsten, erbärmlichen Verhältnissen, ich – verwöhnt und privilegiert. Und falls Sie jeden Morgen frisch gepressten Saft trinken wollen, brauche ich einen automatischen Entsafter.«
»Darauf können Sie lange warten.«
»Klar, Sie haben leicht reden – Sie müssen ja keine Blasen an Ihren Händen befürchten.«
Ein Buch in der Hand, kehrte er zum Torbogen zurück. Durch die hohen Fenster fiel Licht herein und ließ sein ohnehin schon dramatisches Haar mahagonibraun glänzen. Bevor er in der Halle verschwand, verkündete er: »In zwanzig Minuten erwarte ich das Frühstück. Auf meinem Schreibtisch.«
»Viel Glück«, murmelte sie.
»Das will ich nicht gehört haben.«
Jetzt hielt
Weitere Kostenlose Bücher