Frühstück im Bett
die Elternratgeber, von einer blond gelockten Verkäuferin unterstützt.
Früher hatte Sugar Beth geglaubt, nichts würde besser duften als eine Parfümerie – bevor ihr die reizvolle Ausstrahlung der Bücher bewusst geworden war. Jetzt atmete sie den Duft von »Gemima Books« ein.
Eine kleine Frau – den Kopf kahl rasiert, um ihre elegante Schädelform zu betonen – kam ihr entgegen, mit einem engen, langärmeligen safrangelben Top und einem wadenlangen schmalen Rock aus ghanaischem Kente-Tuch. An ihrem Hals hingen Holzperlen. Sie besaß den zierlichen Körper einer Tänzerin. Lächelnd huschte sie hinter die Kasse. »Was kann ich für Sie …? Oh …« Sie hob die Brauen. »Oh …«
Wahrscheinlich waren sie Altersgenossinnen und zusammen zur Schule gegangen. Aber Sugar Beth erinnerte sich
nicht an sie. Zwischen schwarzen und weißen Kindern hatte es wenige Kontakte gegeben, obwohl sie von Griffin Carey dazu ermutigt worden waren, dank der Personalpolitik in seiner Fabrik. In vieler Hinsicht ein Südstaatentraditionalist, hatte er andererseits einen sehr liberalen sozialen Standpunkt vertreten und seine wirtschaftliche Macht benutzt, um seine Reformen durchzusetzen. Die Früchte seiner Bemühungen erntete das moderne Parrish mit seiner relativ gut situierten afroamerikanischen Gemeinde und seiner 40-jährigen Geschichte einer erfolgreichen Rassenintegration.
Sugar Beth wappnete sich gegen das Schlimmste. »Tut mir Leid, ich weiß nicht …«
»Das kann ich verstehen. Ich bin Jewel Myers.«
»Jewel?« Unfassbar – diese schöne Frau sollte die vergammelte, ungebärdige Tochter von Ellie sein, Diddies Haushälterin? »Ich – eh – habe dich nicht erkannt.«
»Während deiner Abwesenheit bin ich herangewachsen.« Jewel schien sich zu amüsieren. »Und ich habe mich zu einer radikalen lesbischen Feministin entwickelt.«
»Tatsächlich? Welch eine interessante Karriere für ein Mississippi-Mädchen …«
Ein Kunde unterbrach das Gespräch mit einer Frage. Deshalb fand Sugar Beth genug Zeit, um sich von ihrer Überraschung zu erholen, bevor Jewel sie wieder anschaute und taxierte. »Früher trug ich deine abgelegten Kleider. Die hat Mom für mich geändert.«
»Daran erinnere ich mich nicht.«
»Kein einziges Mal hast du ein Wort drüber verloren. Ich ging Jahr für Jahr in deinen alten Sachen zur Schule. Aber du hast mich nie verspottet.«
»Nun, ich war nicht durch und durch böse.«
»Schätzchen, man hielt dich für das gemeinste Biest in der High School. Wäre ich eine Bedrohung wie Winnie gewesen, hättest du einen Artikel für die Schülerzeitung geschrieben und darin meine Garderobe gebrandmarkt. Andererseits – um
die farbigen Mädchen hast du dich kaum gekümmert. Es sei denn, jemand stand dir im Weg. Nun, wie kann ich dir helfen, Miss Sugar Beth Carey?«
Als sich Sugar Beth umsah, schwang ein wehmütiger Unterton in ihrer Stimme mit, den sie nicht zu unterdrücken vermochte. »Würdest du mir einen Job geben? Ich liebe Buchhandlungen.«
»Im Augenblick brauche ich niemanden. Außerdem stelle ich nur Lesbierinnen und andere verfolgte Minderheiten ein.« Jewel zeigte grinsend auf Sugar Beths schwarzes Spitzentop. »Offensichtlich bist du keine Lesbierin.«
»Bisher hab ich’s nicht ausprobiert. Was keineswegs bedeutet, dass ich nicht dazu bereit wäre, um meine beruflichen Chancen zu fördern.«
Jewels Gelächter klang erstaunlich laut für eine so winzige Person. »Also suchst du einen Job?«
»Nicht direkt. Aber mein derzeitiger Boss ist ein herzloser Bastard. Sobald ich was Besseres kriege, laufe ich ihm davon.«
»Wir alle mögen Colin.«
»Wie schnell sich in dieser Stadt gewisse Neuigkeiten herumsprechen …«
»Einige Leute halten sich den Bauch vor Lachen. Sogar ich – eine faire Person ohne ernsthaften Grund, dich zu hassen – finde das alles wahnsinnig komisch. Wusstest du, dass Colin mir zu einem College-Stipendium verholfen hat? Damit durfte ich die Stadtväter nicht belästigen.«
»Okay, er ist ein Heiliger«, seufzte Sugar Beth und warf noch einen sehnsüchtigen Blick in den Laden. »Ich muss die Bücher abholen, die er bestellt hat. Setz sie auf seine Rechnung. Und wenn du schon dabei bist – pack noch ein paar Regency-Romane von Georgette Heyer dazu.«
»Die entsprechen nicht seinem normalen literarischen Geschmack.«
»Hin und wieder versucht er, seinen Horizont zu erweitern.« Sugar Beth folgte Jewel zum Regal mit den Bestsellern.
Offenbar war
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