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Frühstück um sechs

Frühstück um sechs

Titel: Frühstück um sechs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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nicht
wert, so gut sind meine Arbeiten gar nicht.«
    Wie schon gesagt, kann Paul
mich wundervoll trösten, selbst wenn er insgeheim vielleicht denkt, ich stellte
mich wegen Kleinigkeiten zu sehr an.
    Um mein albernes Babyheulen
wieder gutzumachen, setzte ich mich an die Arbeit, schrieb ein paar Skizzen und
war nachher wirklich überrascht, als eine von einer Wochenzeitung angenommen
wurde. Ich fand sie recht schwach, doch Paul, der mich um jeden Preis wieder
aufheitern wollte, behauptete, sie sei >gar nicht so übel<. Mehr zu loben
vermochte er sie freilich nicht. Ich glaube aber, er war froh, keine Porträts
aus unserem engsten Kreise zu finden, denn unmöglich konnte er sein Konterfei
in dem eleganten Jüngling entdecken, der zur Jagd ging, Polo spielte und tanzte
und in seiner Freizeit eine geradezu lachhafte Farmwirtschaft betrieb. Immerhin
brachte mir die Skizze zwei Pfund ein und war eine gute Übung.
     
    Mitte Oktober hatte ich ein
reizendes kleines Erlebnis mit Miss Elizabeth Jolson, die jetzt neun Monate alt
und einfach goldig war.
    Zufällig war ich an dem
Nachmittag bei Mrs. Jolson zu Besuch, als ein Telegramm kam, daß ihre alte
Mutter im Sterben läge und nach ihr verlangte. Es regte sie schrecklich auf.
    »Eigentlich habe ich das ja
erwarten müssen«, sagte sie. »Mutter ist fast achtzig und schon lange
kränklich. Aber was soll ich inzwischen mit meinem Baby anfangen? Mutter hat
nämlich nur zwei Zimmer in einem Miethaus.«
    »Dahin können Sie Elizabeth
nicht mitnehmen. Lassen Sie sie doch bei mir.«
    Sie erschrak förmlich. »Ach,
das ist ja rührend von Ihnen! Aber selbstverständlich kann ich es nicht
annehmen. Ich denke...«
    »Denken Sie nicht, liebe Mrs.
Jolson. Packen Sie einfach Elizabeths Zeug ein, ich werde sie dann mitsamt dem
Kinderbett hinten im Wagen transportieren. Das wird mir ja so viel Freude
machen!«
    »Aber mute ich Ihnen denn damit
nicht zuviel zu, liebe Mrs. Russell? Ein Baby macht doch sehr viel Mühe, und
Sie haben mit Babys noch nichts zu tun gehabt und...«
    »Immerhin habe ich schon viele
kleine Kusinen und Kinder von Bekannten betreut. Und Elizabeth hat mich gern,
das wissen Sie ja.«
    »O ja, wohlfühlen würde sie
sich bei Ihnen, und bei niemand würde ich sie lieber lassen, doch was wird Ihr
Mann dazu sagen? Männer mit den Babys anderer Leute belasten, das geht doch
nicht.«
    »Paul wird mächtigen Spaß an
dem Kind haben«, sagte ich, zuversichtlicher als mir zumute war. »Nun aber kein
Wort mehr, ja? Nur sagen Sie mir noch, während Sie das Zeug zusammenpacken,
wann das Kind die Flasche kriegen muß und wann Gemüse und so weiter. Wenn Sie
morgen schon früh aufbrechen müssen, ist es doch viel besser, ich nehme das
Kind heute abend schon mit.«
    So traf ich gegen Abend mit
Elizabeth in ihrem Bettchen zu Hause ein. Paul kam wie immer an den Wagen, um
mich zu begrüßen, und gerade als ich anhielt, gab das Kind einen krähenden
Freudenschrei von sich. Paul sagte duldsam: »Na, was bringst du denn jetzt mit?
Einen Hahn?«
    »Nein. Ein Baby.«
    »Was?« rief er ganz entsetzt
und lugte vorsichtig durchs Wagenfenster. Elizabeth, die ihn bemerkte, lachte
glucksend. Jäh zog er den Kopf zurück, als habe ihn etwas gestochen.
    Ich kicherte, sagte aber
nichts, während er mit offenem Mund dastand. Zu gern hätte ich ihn weiter in
der Ungewißheit gelassen, wies jedoch edelmütig die Versuchung von mir und
sprang aus dem Wagen. »Es ist Elizabeth Jolson«, sagte ich, »die behalte ich
für vierzehn Tage hier, weil Mrs. Jolsons Mutter im Sterben liegt, und sie zu
ihr fahren muß.«
    Ein gewaltiger Seufzer der
Erleichterung entfuhr ihm, und ich sah, wie er sich verstohlen die Stirn
wischte, während er lachend sagte: »Komm, laß mich das Kinderbett ‘rausnehmen.
Du hast mir einen schönen Schrecken eingejagt, du kleine Teufelin! Dachte schon
du hättest unseren Fünfjahresplan ganz vergessen.«
    »Aber Liebster, hattest du
tatsächlich geglaubt, ich hätte irgend, wo am Wege ein Baby aufgelesen, wie man
Pilze sammelt? Doch nun sag, wird uns das Kind nicht Spaß machen?«
    »Das möchte ich noch nicht
behaupten. Werden mal bis heute nacht abwarten.«
    Es machte aber wirklich Spaß,
ich genoß jede Minute — sogar als Elizabeth in der ersten Nacht um zwei Uhr
wach wurde und bitter lich
zu weinen anfing, weil sie sich noch fremd und einsam fühlte. In weiser
Voraussicht hatte ich das Feuer im Kamin nicht ausgehen lassen. Ich schürte es
wieder, nahm das Kind auf den Schoß, wo

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