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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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dachte ich und lehnte mich an Thomas. Ein Kind.
     

12
    Ich habe wieder mit besonderer Sorgfalt den Tisch gedeckt. An dem Abend mit Sonnenblumendekor. Ich kann mich genau daran erinnern. Dieses Mal habe ich ohne Magendrücken auf Gerold gewartet. Ich hatte einen konkreten Plan. Ohne groß herumzureden, habe ich ihm erklärt: ›Ich möchte ein Kind haben und ich werde dafür sorgen, dass ich schwanger werde.‹
    Dieses Mal blieb Gerold ruhig. Nichts flog durch die Luft, nur seine Hand zitterte leicht. Da hätte er noch sagen können: Warte noch ein bisschen. Wir bekommen das in den Griff. Oder sogar: Ich liebe dich. Ich hätte gewartet. Aber er antwortete nur rau: ›Dann sorg dafür.‹
    ›Gerold, ich möchte, dass dieses Kind deinen Namen trägt.‹
    Er sah mich an, als sähe er mich zum ersten Mal. Dann nickte er langsam.
    Von künstlicher Befruchtung waren wir damals noch weit entfernt. Ich glaube, irgendwo hat es das schon gegeben. Aber nicht bei uns im Wangerland.
    Ich habe Thomas angerufen. Ihn auch von meinem Plan zu überzeugen, war weitaus schwieriger.
    ›Du bist komplett verrückt geworden‹, hat er sich ärgerlich gewehrt.
    Ganz im Gegenteil. Zum ersten Mal seit Monaten wusste ich genau, was ich wollte. Und ich redete und redete und ließ nicht locker.
    ›Du weißt, dass ich Heike liebe‹, gab Thomas zu bedenken.
    ›Gerade deshalb‹, sagte ich. ›Wir sind Freunde und wir werden Freunde bleiben. Einem anderen Mann würde ich nicht vertrauen.‹
    Es hat noch viele Gespräche gegeben, bis Thomas einsah, wie ernst ich das meinte. Schließlich hat er eingewilligt.
    Ich habe, so gut ich konnte, meinen Eisprung berechnet. Ich wollte auf keinen Fall mehr als nötig mit Thomas intim sein. Ich war nur auf das Ziel fixiert. Es war ein tröstlicher Gedanke, dass wir uns so gut kannten. Immerhin war es für mich das erste Mal. Ich würde jeden Wettbewerb gewinnen, bei dem man das ungewöhnlichste ›Erste Mal‹ beschreiben soll.«
    Tomke lächelt in sich hinein. Ich störe sie nicht und warte, bis sie weitererzählt.
    »Etwas theoretisch zu besprechen, ist eine Sache. Sich in der konkreten Absicht, miteinander zu schlafen, gegenüberzustehen eine andere. Wir waren beide gehemmt. Als sähen wir uns zum ersten Mal.
    Wir haben uns nicht geküsst. Wir haben so getan, als wäre es ein ganz normales Treffen unter Freunden. Wir haben auf dem Bett gelegen und einen Film gesehen. Ich weiß nicht mehr welchen. Er ist an mir vorbeigerauscht. Wir haben Sekt getrunken. Mehr, als wir gewohnt waren. Dann sind wir immer näher aneinandergerückt und haben uns berührt. Es war ein sanftes Überfließen in die Umarmung von Mann und Frau.
    Ich wurde schon beim zweiten Mal schwanger. Von dem Moment an fühlte ich mich stark und lebendig. Auch Gerold schien sich zu entspannen, sich sogar auf das Baby zu freuen.
    Er fuhr mit mir nach Wilhelmshaven, um die Babyausstattung zu kaufen. Führte mich stolz mit meinem dicken Bauch spazieren und ging nicht mehr in die Kneipe.
    Er schlief auch nicht mehr auf der Couch. Er richtete sich ein eigenes Zimmer ein. In das Elternschlafzimmer stellte er das Babybett. Sonst verhielten wir uns wie ein normales Ehepaar. Wir planten Veränderungen am Haus, wurden gemeinsam zu Bekannten eingeladen und hatten auch oft Gäste.
    Ich bekam erst meinen Sohn und ein Jahr später meine Tochter. Ich hätte gerne noch mehr Kinder gehabt, aber Thomas war nicht mehr zu überreden. Und einen anderen Vater wollte ich nicht.«
    Tomke schenkt sich frischen Tee nach und sieht gedankenverloren aus dem Fenster. Ich betrachte sie und sehe gleichzeitig die junge Tomke, die mutig versucht hat, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Die vielleicht auf die Liebe ihres Lebens verzichtet hat.
    »Du und Thomas«, beginne ich schon, meine Gedanken zu formulieren, »wärt ihr ohne Gerold und Heike ein Paar geworden?«
    Tomkes Gesicht verschließt sich, und ich bereue meine Frage.
    »Was wäre gewesen, wenn?« Die Worte richtet Tomke an sich selbst. Dann sieht sie wieder mich an.
    »Thomas und ich hatten uns eine Zeitlang aus den Augen verloren. Danach waren wir beide mit anderen Partnern zusammen.«
    Tomke lächelt wieder. »So sind wir immer noch sehr gute Freunde. Das ist mehr, als manche Ehe zu bieten hat.«
    Sie trinkt einen Schluck Tee und verzieht angewidert ihr Gesicht.
    »Viel zu süß!« Sie schüttelt sich. Sie steht auf und gießt den Tee in den Ausguss. Sie trinkt im Stehen ein Glas Wasser, um den Geschmack

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