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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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lächelt: »Ich weiß. Ich dafür leider gar nicht. Ich war noch nie sehr geduldig.
    Vor der Hochzeit hatten wir genug Gründe, um nicht miteinander zu schlafen. Gerold hat bei seinen Eltern gewohnt. Zimmer an Zimmer. Undenkbar. Ich habe mir mit meiner Schwester das Zimmer geteilt. Als Grenze haben wir Apfelsinenkisten gestapelt. Hübsch beklebt und als Bücherregal genutzt.«
    »Aber er hatte doch ein Auto!«, sage ich und werde im gleichen Augenblick rot.
    Tomke grinst. »Ja, aus heutiger Sicht erscheint alles so einfach und schwer nachzuvollziehen. Gerold hatte ein Auto. Stimmt. Und in dem haben wir auch herumgeknutscht. Mehr wollte Gerold nicht, weil er mich liebte. Ich habe mich dadurch sehr ernst genommen gefühlt. Es war einfach romantisch, und ich habe auch nichts vermisst.
    Ich wusste, nach der Hochzeit würde schon mehr passieren. Es hat mich beunruhigt, weil bei uns gar nichts passierte. Sogar unsere Küsse hatten ihre Leichtigkeit verloren.«
    »Konnte er gut küssen?«, frage ich und weiß nicht, ob ich je im Leben einer Frau so eine intime Frage gestellt habe.
    »Ja, bis zu der Hochzeit.«
    »Meine Mutter hat immer behauptet, man erkenne einen guten Liebhaber beim Küssen. Sie hat das Kusstest genannt.«
    »Ich beneide dich um deine Mutter, aber bei Gerold hätte sie diese Theorie vergessen können«, sagt Tomke, und ich nehme es ihr nicht übel. »Unseren ersten Tag als Ehepaar haben wir damit verbracht, die Geschenke auszupacken. Das hat uns wieder näher zueinander gebracht. Am Abend habe ich im Schlafzimmer unzählige Teelichter aufgestellt. Das hatte ich einmal in einem Film gesehen. Gerold nahm mich in den Arm, dann pustete er alle Kerzen aus.
    Wir zogen uns im Dunkeln aus. Ohne ein Wort miteinander zu reden. Das Rauschen der fallenden Stoffe hat mich sehr erregt. Ich wollte ihn. Auch wenn ich nur vage Vorstellungen hatte, was ich mit ihm tun wollte. Ich war einfach geil, aber das Wort hätte ich damals nicht einmal denken können. Für dieses Verlangen kannte ich kein Wort.
    Als wir uns auf dem Bett umarmten, sich unsere nackten Körper berührten, hatte ich einen kleinen Orgasmus. Das habe ich erst viel später begriffen. In dem Augenblick hat es mich völlig durcheinandergebracht. Gerold hat mich geküsst und ich habe mich ihm immer weiter entgegengedrängt. Habe ihn immer fester umschlungen. Aber er hat mich nur geküsst. Immer weiter geküsst. Auf seiner Haut bildeten sich feine Schweißperlen, und er versuchte, sich aus meiner Umarmung zu lösen. Sein Kuss war längst mechanisch geworden, und ich erwachte langsam aus meinem Taumel. Ich fühlte, dass irgendetwas falsch war, und begann wieder zu denken. Ich erinnerte mich an einen Zeitungsartikel. ›Verständnisvolle Frauen würden den Penis des Mannes in die Hand nehmen und ihm den Weg weisen.‹ Der Satz hat sich mir unvergesslich eingeprägt, weil ich die Vorstellung so ekelig fand. Niemals würde ich so etwas tun. Niemals.
    Meine Hand fing schüchtern an zu suchen. Mein Herz hat dabei wie verrückt geklopft. Ich war nicht mehr erregt. Ich habe es nur getan, weil ich glaubte, ihm helfen zu müssen. Meine Hand tastete sich über seine Seiten weiter bis zu seiner Mitte. Ich suchte, aber stieß nur gegen etwas Zartes, Weiches. Erschrocken, als hätte ich etwas Verbotenes berührt, zog ich meine Hand zurück.
    Dann versuchte ich es noch einmal. Ich war schon immer stur. Aber er wich mir mit einer schnellen Bewegung aus.
    Wir lagen nebeneinander und starrten in die Dunkelheit. Wir waren beide wach, aber wir haben kein Wort miteinander gesprochen. Ich habe mich furchtbar geschämt. Und Gerold hat mich mit dieser Scham allein gelassen. Weißt du, wenn er meine Hand genommen hätte, mich ein wenig gestreichelt und gesagt: ›Ich bin nur nervös. Das wird schon.‹ Selbst, wenn es nie geworden wäre. Aber er hat mich in der Dunkelheit allein gelassen, und ich fühlte mich wie ein schlimmes Mädchen, das etwas sehr Ungehöriges getan hatte.
    Am nächsten Morgen habe ich im Supermarkt meinen ersten Teddy gekauft. Zu dem Zeitpunkt habe ich noch gehofft, dass sich alles finden würde und ich nur zu unerfahren war.
    Am Abend hat sich Gerold mit Freunden verabredet. Ich war enttäuscht, aber ich habe ihn gehen lassen. Er kam spät in der Nacht nach Hause, und er kam nicht zu mir. Er schlief auf der Wohnzimmercouch. Ich lag allein in dem breiten Ehebett und weinte.
    Am nächsten Morgen bemühten wir uns beim Frühstück, sehr freundlich miteinander

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