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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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umzugehen. Wir taten so, als wären wir normale Eheleute und ignorierten die Nacht. So ging das mehrere Tage lang.
    Wenn Gerold aus dem Haus war, habe ich mich vor dem Spiegel betrachtet. Was stimmte mit mir nicht? Ich war schlank. Zugegeben, ich hatte einen üppigen Busen. Aber den hatte ich auch vor der Trauung, und da schien er Gerold sehr wohl gefallen zu haben. Ich hatte langes Haar. Kupferrot. So hatte er mich kennen gelernt. Was hatte sich verändert?
    Ich musste mit jemandem reden. Dieser Jemand konnte nur Erika sein. Sie war zehn Jahre älter als ich. Sie nannten sie die schwarze Erika, und sie hatte keinen guten Ruf. Erika arbeitete als Gemeindeschwester und Totenwäscherin. Deshalb war man freundlich zu ihr. Sie wusste von vielen Menschen einfach zu viel. Aber sie hat das nie ausgenutzt und zu kaum jemandem im Ort Kontakt gehabt. Mich mochte sie. Ich weiß nicht, warum. Wir hatten uns kennen gelernt, als sie meine Oma gepflegt hat. Danach habe ich sie ab und zu besucht, und ich fühlte mich bei ihr wohl. Es war bei ihr so angenehm anders als bei uns zu Hause. Immer unordentlich, und sie hatte immer Sekt kaltgestellt.
    ›Du meinst, er kriegt keinen hoch‹, brachte Erika trocken mein hilfloses Gestammel auf den Punkt.
    ›Ja, das glaube ich jedenfalls‹, stotterte ich, und Erika schenkte uns beiden Sekt ein.
    ›Wieso glauben?‹, fragte sie und sah mich prüfend an.
    ›Du meinst, ihr habt vorher noch nicht miteinander gebumst.‹
    Ich nickte verlegen.
    ›So etwas müsste verboten werden. Schade, dass du nicht vor der Hochzeit zu mir gekommen bist.‹
    Sie war ehrlich wütend. Das tat mir gut und nahm mir das Gefühl, es wäre ein ungeheuerliches Ansinnen, mit Gerold schlafen zu wollen.
    ›Also meine Süße, an dir liegt das sicher nicht. Es gibt da mehrere Möglichkeiten. Entweder er hat auch null Erfahrung und Schiss vor dem ersten Mal.‹
    Die Variante gefiel mir sofort und ließ mich wieder sanfter über Gerold denken. Aber Erika war nicht am Ende, sondern erst am Anfang ihrer Aufzählungen.
    ›Oder er interessiert sich mehr für das andere Geschlecht.‹
    Ich sah sie empört an. ›Warum sollte er mich dann geheiratet haben?‹
    ›Weil er es selbst nicht weiß‹, ergänzte sie ungerührt.
    ›Oder‹, Erika holte zum letzten Schlag aus, ›er ist impotent.‹
    Das sprach sie fast feierlich aus und ich sah sie entgeistert an.
    ›Können denn junge Männer auch impotent sein?‹
    ›Ja, Herzchen. Sie können.‹
    Wieder zu Hause, ließ ich Gerold an diesem Abend nicht kampflos in die Kneipe ziehen. Aber er gab mir nur einen Kuss und ging.
    Am nächsten Morgen nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und bin nackt zu ihm unter die Decke gekrochen.
    Er hat mich weggestoßen und angeschrien: ›Wie kann man nur so geil sein – widerlich!‹
    Ich war wie betäubt. Ich habe keinen Annäherungsversuch mehr unternommen. In dieser Zeit war Gerold sehr aufmerksam, fast liebevoll. Ich durfte ihn nur nicht berühren.
    Als ich Erika wiedertraf, fragte sie: ›Na, welche Diagnose war richtig?‹
    ›Geheimnis. Aber nun ist alles in bester Ordnung‹, habe ich gelogen. Ich konnte es selbst ihr nicht sagen. Kurz danach ist Erika weggezogen, ohne mir eine Adresse zu hinterlassen.
    Weihnachten waren meine Eltern zu Besuch. Ich habe meine ganze Energie in ein mehrgängiges Festtagsessen gesteckt. Es war ein Erfolg. Beim Abwaschen hat meine Mutter mir geholfen. Wir standen dicht nebeneinander, und ich hätte mich gern in ihre Arme gestürzt und ausgeweint. Da hat meine Mutter, vom Wein angeheitert, gefragt: ›Wann kommt denn bei euch was Kleines?‹
    Ihre plumpe Art, mich zu fragen, stieß mich ab und ich habe aufgebracht geantwortet: ›Zum Kinderkriegen muss man Sex haben.‹
    Meine Mutter hörte auf, mit dem Geschirrhandtuch die Gläser zu wienern und flüsterte mir vertraulich zu: ›Ach Kind. Ich habe auch nicht immer Lust. Trink doch vorher mal ein Glas Wein. Das hilft.‹
    Sie strich mir über den Rücken und konzentrierte sich wieder ganz darauf, das Glas trocken zu polieren. Ich starrte ins Spülwasser. Meine Hände hielten bewegungslos den Teller untergetaucht. Klar. Sogar meine Mutter glaubte, dass es nur an mir liegen konnte.
    Dabei hatte ich für einen Augenblick in Erwägung gezogen, ihr die Wahrheit zu sagen. Ihre Antwort wäre mit Sicherheit gewesen, dass eine gute Frau es hinkriegt, dass ihr Mann potent ist. Sie hätte mich wahrscheinlich aufgefordert, weiterhin freundlich zu ihm zu sein, ihn nicht

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