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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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anzieht, fragt er: »Hatte Ihr Mann irgendwelche Vorerkrankungen?«
    »Wissen Sie«, schluchzt Tomke, »er war schwer zuckerkrank. Schon seit Jahren. Und …«, sie unterbricht sich, weil sie von einem Weinkrampf geschüttelt wird, »er hat auch viel zu viel getrunken. Er war so unvernünftig. Dabei sagt unser Hausarzt schon lange, dass es so nicht weitergehen kann.«
    Tomke geht jetzt ganz und gar in ihrer Rolle auf, die sie sich vor einer Woche für ihren Hausarzt zurechtgelegt hatte. Ich mag mir nicht vorstellen, was ich mit Reinhard angefangen hätte, wenn ihr Plan aufgegangen wäre. Und ich verbiete mir auch, darüber nachzudenken, wie viele Zufälle Sievers bis zu Reinhards Leiche geführt haben. Dann würde ich mich auf der Stelle umdrehen und weglaufen. Aber dafür ist es ohnehin zu spät.
    Ich starre wie gebannt auf Sievers’ Bewegungen. Er tastet Reinhards Hals ab. Dann umspannt er mit beiden Händen seinen Kopf, stutzt und lässt ihn los. Zögert noch einen Augenblick, bis er sich aufrichtet und wieder zu uns umdreht. Er starrt fassungslos von einer zur anderen.
    »Was um alles in der Welt ist mit ihm geschehen?«
    Aus, denke ich. Aus. Wir hätten ihn ins Meer werfen sollen. Dieser Leichentausch war eine total blödsinnige Idee. Wieso habe ich mich darauf eingelassen? Weil sich alles so logisch anhörte und es für mich die einfachste Lösung war! Ich sehe zu Tomke. Die schnäuzt geräuschvoll in ein Taschentuch und weicht meinem Blick aus. Was nun?
    Da höre ich Maike sagen: »Woher sollen wir wissen, was passiert ist? Du bist der Arzt. Wir haben ihn so gefunden. Kann es nicht sein, dass er gekrampft hat? Immerhin war er mit ziemlicher Sicherheit unterzuckert. Er hat sich wahrscheinlich das falsche Insulin gespritzt.«
    Sievers wirft ihr einen giftigen Blick zu. »Gekrampft?«, wiederholt er zynisch, und so, wie er es ausspricht, hört es sich an wie: erschossen oder erwürgt oder erschlagen.
    »Tut mir leid«, sagt er und streckt sich. »Aber ich bin gezwungen, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. So kann ich das nicht unterschreiben.« Ohne uns weiter zu beachten, zieht er sich seine Handschuhe aus und holt sein Handy hervor.
    »Warum telefonieren?«, fragt Maike lauernd, tritt auf ihn zu und reißt ihm das Handy mit einer schnellen Bewegung aus der Hand. Sievers hat damit nicht gerechnet und reagiert zu spät.
    »Du sollst einen Totenschein ausfüllen, mehr nicht. Herr Heinrich hatte Diabetes. Insulinpflichtig. Diese moderne Therapie mit dem unterschiedlich wirkenden Insulin hat er nie verstanden. Bluthochdruck hatte er auch schon entwickelt. Nicht zu vergessen seine Herzmuskelschwäche. Dazu noch regelmäßig Alkohol, und heute Abend hat er sich betrunken und eine viel zu hohe Dosis Insulin nachgespritzt. Schnellwirkendes Insulin. Das hat er leider verwechselt. Zuckerschock. Er hat gekrampft. Das kommt schon mal vor bei schwerer Unterzuckerung in Zusammenhang mit Alkohol, wie du selber weißt. Und das in der Garage. Da stehen viele scharfkantige Gegenstände herum. Es ist alles in Ordnung. Warum willst du also telefonieren?«
    »Du bist verrückt! Gib mir sofort mein Handy zurück. Ich weiß nicht, was hier passiert ist, aber es ist absolut nicht in Ordnung. Gib es her!«
    Mittlerweile ist er richtig wütend. Ich kann weder denken noch einen Ton hervorbringen. Tomke geht es anscheinend genauso.
    Wir stehen da wie Statisten und überlassen Maike die Handlung.
    »Gut«, sagt sie gefährlich leise.
    »Telefonier, wenn du unbedingt willst. Aber ich werde auch jemanden anrufen. Eine Nummer aus München. Dort wird sich eine Frau melden. Ich werde mich weinend, völlig verzweifelt, entschuldigen. Aber ich musste sie anrufen. Wegen der Ungewissheit. Weil mein Freund Torben Sievers mich anscheinend betrügt. Sie wird nicht auflegen, da bin ich sicher. Sie wird mich sogar ermutigen, alles zu erzählen. Und ich werde ihr alles erzählen. Dieser mitfühlenden Frau in ihrem Himmelbett, die aus dem Schlaf gerissen wurde. Für sie wird eine Welt einstürzen. Für dich allerdings auch.«
    Bei den letzten Worten stürmt Sievers auf Maike zu und beginnt wie ein Wahnsinniger, sie an den Schultern zu schütteln. Tomke und ich erwachen gleichzeitig aus unserer Erstarrung. Wir packen entschlossen den tobenden Mann von beiden Seiten. Mit aller Kraft ziehen wir ihn von Maike weg. Er bleibt schwer atmend stehen.
    »Oh nein!«, keucht er und schüttelt den Kopf, als habe man ihn aufgefordert, in ein Krokodilbecken zu

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