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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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kennenlernen!«
    Jack Pringle war gekommen, trübsinnig in seinem Dufflecoat, und Tom Fearon, unnatürlich herausgeputzt und respektabel in einem knielangen dunkelblauen Mantel, in der Hand einen Herrenhut, wie er ihn auf Pferderennbahnen gesehen hatte. Er grüßte mürrisch und kehrte dann allen den Rücken.
    »Tom in einer seiner Launen«, sagte Pringle. Er schneuzte sich in ein großes blaues Taschentuch.
    »Mir macht das feuchte Wetter Beschwerden. Es wirkt sich verheerend auf meine Nebenhöhlen aus.«
    »Sie sind Arzt«, sagte Frances mitleidlos.
    »Aber für meine Nebenhöhlen kann ich trotzdem nichts.« Mrs. Brissett und Fred kamen und sahen nervös aus. Fred hatte sich eine Unmenge Pomade ins Haar geschmiert und beim Rasieren geschnitten; Mrs. Brissett die Bommelmütze gegen einen Jerseyturban vertauscht und ihre Reißverschlußstiefel gegen Pumps, in denen sie unsicher schwankte und die offensichtlich qualvoll unbequem waren. Colonel Stanley erschien in Begleitung seiner Frau und in einem Anzug, den er vermutlich nur zu Beerdigungen trug; sie, einen Regenschirm schwenkend, absolut unerschütterlich in Tweed, festen Wanderschuhen und dicken Strümpfen.
    »Ich hoffe, die Sache dauert nicht zu lange«, sagte sie.
    »Wir haben die Burschen im Fond des Wagens gelassen. Wenn sie sich langweilen, fressen sie alles mögliche an.« Pringle machte ein leicht verwirrtes Gesicht, und der Master erklärte:
    »Die Hunde …«
    »Oh«, sagte Pringle und schneuzte sich wieder.
    »Sind Sie erkältet, Jack?« fragte Charlotte.
    »Versuchen Sie’s mit einem Tropfen Whisky im Tee. Ich halte nichts von Medikamenten gegen Erkältungen.« Meredith sah sich nach Markby um, doch bisher war er nicht erschienen. Aber jemand anders war da, wie sie überrascht feststellte. Rupert Green war hinter den zuletzt Eingetroffenen in den Raum geschlüpft; er trug einen Kamelhaarmantel und stand allein im Hintergrund, die in Schweinslederhandschuhen steckenden Hände auf eine Sessellehne gestützt. Er begegnete Merediths Blick und nickte leicht. Meredith nahm den Gruß mit einem frostigen Nicken zur Kenntnis. Demnächst werden wir einander unsere Sekundanten schicken, um die Wahl der Waffen zu bestimmen, dachte sie ironisch und fragte sich dann, wo Alan steckte. In diesem Augenblick hastete er zur Tür herein; er sah ziemlich zerzaust aus, als sei er die ganze Nacht wach gewesen.
    »Guten Morgen, guten Morgen«, murmelte er nach allen Seiten und verschwand dann wieder durch eine Seitentür. In einem weiter entfernten Korridor waren Stimmen zu hören, wurden abwechselnd lauter und leiser. Ein Frösteln lief Meredith das Rückgrat hinunter. Es ist etwas schiefgegangen, dachte sie. Etwas ist passiert – etwas Wichtiges, Entscheidendes. In dem Raum, in dem sie warteten, hatte sich die Atmosphäre unmerklich verändert.
    »Was ist los?« sagte Fran leise.
    »Sie fangen spät an?«
    »Wir könnten uns genausogut setzen, Charlotte«, sagte der Master.
    »Ich schätze, wir werden eine Weile bleiben müssen.«
    »O Lieber, ich hoffe nur, die Burschen zerkauen nicht wieder die Armstützen.«
    »Das hoffe ich auch – verdammte Flegel.«
    »Das Leder macht sie krank. Du hättest Zeitungspapier in den Wagen legen sollen, Bungy.«
    »Oh, verflixt«, sagte der Master.
    »Mir ist eben eingefallen, ich habe meine Times auf dem Beifahrersitz liegenlassen.« Im vorderen Teil des Raums wurde es lebendig. Der Coroner war eingetreten, begleitet von einem blassen Mann in einem blankgewetzten dunklen Anzug, und Markby, der vergeblich versuchte, sich das Haar glattzustreichen und seine Erscheinung in Ordnung zu bringen. Alle nahmen hastig Platz. Die gerichtliche Untersuchung wurde mit der üblichen Einleitung eröffnet, und Meredith wartete gespannt darauf, daß der erste Zeuge aufgerufen wurde. Das war der Moment, in dem sie bemerkte, daß Simon Pardy nicht anwesend war. Aber er war doch gewiß der Hauptzeuge und mußte aussagen? Sie sah sich um und begegnete Rupert Greens Augen. Er warf ihr einen stählernen Blick zu. Der Coroner beugte sich vor.
    »Inspektor Markby, ich glaube, daß Sie diesem Gericht ein Ansuchen vortragen wollen.«
    »Ja, Sir …« Markby erhob sich.
    »Ich möchte um Vertagung dieser Anhörung bitten.« Ein Seufzer zitterte durch den Gerichtsraum, gefolgt von absoluter Stille.
    »Aus welchem Grund?«
    »Wir wurden heute nacht zu einem Toten gerufen, der unter verdächtigen Umständen gestorben ist, und es handelt sich um jemanden, der bei dem

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