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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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lächelte und kam mit sportlich federnden Schritten auf sie zu.
»Hallo«, sagte sie, »ich bin Harriet Needham und wohne da drüben im Ivy Cottage.«
»Meredith Mitchell«, sagte Meredith und befreite sich von einem Durcheinander von Plastiktüten.
»Sie waren in Bamford, was?« fragte Miss Needham mitfühlend. »Verdammt gräßlich, oder?«
»Ziemlich unangenehm. Ich mußte Lebensmittel für die Weihnachtsfeiertage einkaufen.«
»Sie haben Rose Cottage von den Russells übernommen, nicht wahr?« Harriet warf die rote Haarmähne zurück. »Kommen Sie gelegentlich doch mal auf einen Drink vorbei.«
»Danke, sehr freundlich. Ich komme bestimmt.«
»Warum kommen Sie nicht gleich mit und trinken eine Tasse Kaffee mit mir? Später wird es wie aus Kannen gießen.« Harriet musterte den dunklen Himmel sachlich abschätzend aus zusammengekniffenen Augen. »Schlamm«, sagte sie, aber offensichtlich nicht zu Meredith, sondern als Antwort auf einen Gedanken, den das Wetter in ihr ausgelöst hatte und der etwas betraf, das der Sprecherin sehr wichtig war.
»Danke, ich komme. Aber zuerst muß ich meine Sachen ausladen und ins Haus bringen.«
»Klar, fein. Muß mein Zeug auch auspacken. Ich lasse die Haustür offen. Kommen Sie einfach rein, wenn Sie fertig sind, und rufen Sie.« Harriet marschierte auf ihre Straßenseite zurück.
Die Arme voller Tüten, betrat Meredith das Cottage. Ein leichtes Klirren aus der Küche zeigte an, daß Mrs. Brissett noch bei der Arbeit war. Es roch nach Möbelpolitur und Lavendel aus der Garderobe im Erdgeschoß. Die Wohnzimmertür stand offen, und Meredith, die auf dem Weg in die Küche vorbeikam, blieb stocksteif stehen. »O du meine Güte!« sagte sie schwach, zu einem Kraftausdruck im Augenblick nicht fähig. Miss Needham hätte ihr vermutlich aushelfen können. »O du meine Güte, was soll ich nur damit anfangen?«
Mrs. Brissett kam durch die Küchentür. »Lassen Sie die Lebensmittel einfach stehen, Miss Mitchell. Ich räume sie dann ein.«
»Danke – und danke für – für – «, stammelte Meredith.
»Wüßt ich doch, daß es Ihnen gefallen wird!« sagte Mrs. Brissett.
    Harriets Tür stand, wie versprochen, offen. Einladender Kaffeeduft wehte Meredith entgegen. Sie rief: »Ich bin hier!«
    »In der Küche!«
    Sie ging Harriets Stimme nach. Ivy Cottage hatte ursprünglich den gleichen Grundriß gehabt wie Rose Cottage. Aber jemand hatte nach hinten hinaus einen geräumigen Anbau errichten lassen, in dem die Küche untergebracht war, die, wie Meredith feststellte, sehr modern eingerichtet und mit neuesten Geräten ausgestattet war. Die ehemalige Küche war in ein kleines Eßzimmer umgewandelt worden, das beinahe völlig von einem original frühviktorianischen Tisch und sechs Stühlen eingenommen wurde. An der Schmalwand stand ein Buffet mit einem Satz ebenfalls antiker blauweißer Teller, und in der Mitte des Tisches hatte ein silbernes Rechaud aus der Zeit König Georges seinen Platz. Es sah so aus, als gebe Harriet oft Einladungen. In diesem Gedanken wurde Meredith beim Anblick von Harriets Lebensmitteln noch bestärkt, die in der Küche auf einer Arbeitsplatte ausgebreitet lagen – Baguettes und eine große Packung Hühnerbrustfilets, zwei Flaschen guten Weins, mehrere ungewöhnliche Käsesorten, eine Unmenge frischer, nicht der Jahreszeit entsprechender und daher teurer Salate und alles, was zu einer Dinnerparty gehörte. Aber für wie viele? fragte sich Meredith, die sich an den Wagen vom Abend vorher erinnerte.
    Harriet merkte, daß sie die Lebensmittel betrachtete, und sagte vergnügt: »Ich habe einen Cordonbleu-Kochkurs mitgemacht. Nützlich. Vorher konnte ich nicht einmal ein Ei kochen.«
    Ein bißchen verlegen, weil es so aussah, als habe sie spioniert, sagte Meredith: »Ich bin auch nicht gerade eine großartige Köchin.«
    »Es macht Spaß, ich tu’s gern. Und hier in Pook’s Common hat man genug Zeit für solche Dinge – wie Kochen, zum Beispiel. Dazu braucht man nämlich Zeit – hudeln darf man nicht.«
    »Ja, ruhig genug ist es hier«, stellte Meredith mit leichtem Bedauern fest. »So abgeschieden.«
»Das habe ich auch gedacht, als ich herkam.« Flink stellte Harriet Tassen und Sahnekrug auf ein Tablett. »Aber komischerweise ist es das nicht. Es wird Sie überraschen, was in Pook’s Common so alles los ist.« Sie ließ dieser aufreizenden Andeutung keine Einzelheiten folgen, sondern nahm das Tablett auf. »Wir gehen in den Salon. Viel gemütlicher.«
Harriets Salon,

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