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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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von einem Baum stammte, der, als er für den Bau dieses Hauses gefällt wurde, mindestens hundert Jahre alt gewesen sein mußte. An den Eichensturz hatte man in seiner ganzen Länge Zaumzeugbeschläge genagelt, die im Licht des Feuers glänzten. Darüber hing ein gerahmtes Plakat, das eine Nutzviehversteigerung in den 1860ern ankündigte. Meredith reckte den Hals und sah hinter sich ein noch älteres Plakat mit der Ankündigung einer dreifachen Hinrichtung am Galgen; zwei der »Übeltäter« wurden wegen Vergehen gehängt, die heutzutage unter Umständen nicht einmal mit einer Gefängnisstrafe geahndet worden wären. Sie fragte sich, ob das ein Original oder eine Reproduktion war. Es war bräunlich gelb, sehr fleckig und sah ganz echt aus. Unangenehm das Ganze.
    Meredith riß den Blick von dem traurigen kleinen Papier los und sah sich um. Trotz des Lärms und der modern gekleideten Gäste fiel es ihr nicht schwer, sich Männer mit Tonpfeifen vorzustellen, die an windigen und regnerischen Abenden um den Kamin des Black Dog herumsaßen. Doch modernes Marketing hatte die Hände über die alte Schankstube gebreitet. Die Stühle waren mit karmesinrotem Dralonsamt gepolstert, und ein viel weniger literarisches Plakat kündete als künftige Attraktionen regelmäßig an Samstagen stattfindende »Gigs« an. Die Speisen waren, nach den Tellern zu schließen, die schon auf den Tischen standen, für ein so abgelegenes Etablissement erstaunlich raffiniert zubereitet.
    »Es wird populär«, sagte Markby, als sie sich nahe beim Feuer auf eine Eckbank mit hoher Rückenlehne zwängten. »Sitzen Sie gut? Wird es Ihnen auch nicht zu heiß? Geben Sie mir Ihren Anorak, ich kann ihn dort drüben aufhängen. Was wollen Sie trinken?«
    »Entschuldigen Sie, ich hab mir den ganzen Schnickschnack angesehen.« Sie lächelte zu ihm auf. »Ich hätte gern ein Glas Wein, wenn’s geht.«
    »Ich habe gehofft, daß es Ihnen hier gefällt.« Er verzog reuevoll das Gesicht. »Tut mir nur leid, daß es so voll ist. Warten Sie, bin gleich wieder da.«
    Sie sah ihm nach, als er sich durch den Raum kämpfte, um seinen Mantel und ihren Anorak aufzuhängen, und dann zur Bar ging. Er tat es, ohne zu rempeln oder zu schieben, aber mit selbstverständlicher Autorität. Die Leute machten ihm freiwillig Platz. Er bedankte sich bei jedem, der es tat, und sie spürte, daß man ihm den gleichen Respekt entgegenbrachte wie sie selbst bei ihrer ersten Begegnung. Natürlich konnte er schwierig sein; sie aber ebenso, gab sie ehrlich zu.
    Meredith lehnte sich zurück, fühlte die Hitze der Flammen auf ihrem Gesicht und entspannte sich. Es war laut und eng, aber sie fand es schön, daß es so war, und Alan hätte sich keine Sorgen machen müssen, daß es ihr nicht gefallen könnte. Eine große schwarze Katze mit zerrissenen Ohren erschien, strich unbekümmert an den unzähligen Füßen vorbei und rieb sich an Merediths Beinen. Kein Hund, weder ein teuflischer noch ein anderer, dachte sie belustigt, aber dann fielen ihr Geschichten von Hexen und ihren schwarzen Katzentieren ein. Lauter abergläubischer Unsinn.
    »Hallo«, sagte sie, bückte sich und kraulte ein kampferprobtes Ohr. Die Katze miaute zu ihr hinauf und entblößte zwei abschreckende Zahnreihen. An einem der Nachbartische hörte sie jemanden sagen:
    »Sie dürfen der Polizei nicht in die Hände fallen, das ist wichtig. Was wir brauchen, sind richtige Behandlungszentren. Sie brauchen Hilfe, man darf sie nicht einsperren. Wenn sie erst einmal in Haft waren, ist der Schaden kaum wieder gutzumachen …«

Das Ende des Satzes ging in frisch aufbrandendem Lärm unter. Meredith hob den Kopf, schob den dunkelbraunen Haarvorhang zurück, der ihr Blickfeld beeinträchtigte, und schaute neugierig in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Aber es war nicht mehr möglich zu sagen, wer gesprochen oder an welchem der kleinen, eng beieinanderstehenden Tische der Sprecher saß. An dem einen der beiden nächststehenden Tische drängte sich eine gemischte Gruppe aus Männern und Frauen, alle jung und lässig gekleidet, am anderen saßen zwei Männer, der eine bärtig und mit einem Guernsey-Pullover bekleidet, in dem er in diesem warmen Raum vor Hitze fast umkommen mußte, der andere, mit spärlichem Haarwuchs und Brille, kam ihr irgendwie bekannt vor.
    Ich kenne ihn, dachte sie. Es war der Mann, der im Supermarkt hinter ihr an der Kasse gestanden hatte.
    »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat.« Markby war wieder

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