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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Miesepeter. Sie sollte sich wirklich gegen ihn wehren. Von mir bekäme der einen Fußtritt. Aber dazu hat sie nicht den Mumm. Und ich weiß, was passieren wird, wenn sie endgültig hierherziehen. Er wird alles verändern wollen. Er wird verlangen, daß die Straße asphaltiert wird, und wird den Gemeinderat damit nerven. Er wird eine richtige Straßenbeleuchtung wollen anstatt unserer jetzigen Lampen, die nur nach Lust und Laune brennen. Er wird sich über den Pferdemist vor seiner Gartentür beschweren. Er wird eine Buslinie und einen Gehsteig fordern.« Harriet schaute an Meredith vorbei und hob die Hand mit dem Seilhalfter, um jemanden zu begrüßen, den Meredith nicht sehen konnte.
Sie drehte sich gerade rechtzeitig genug um, um einen Blick auf einen Mann zu erhaschen, der bei einer der Pferdeboxen stand. Sie bekam einen flüchtigen Eindruck von einem dunklen, gutaussehenden Gesicht, einer kräftigen Gestalt, einer Steppweste, einem abgetragenen Pullover und den unvermeidlichen Reithosen samt Stiefeln.
»Tom hat eine seiner komischen Launen«, sagte Harriet mit einem Schulterzucken. »Kommen Sie, ich möchte Ihnen Blazer vorstellen.«
Sie ließen Pook’s Stallungen hinter sich und kamen auf offene Felder. Meredith zuckte erschrocken zusammen, als hinter einer Hecke plötzlich laut gewiehert wurde.
»Er hat uns gehört«, sagte Harriet. »Er weiß, daß ich zu ihm unterwegs bin.« Sie öffnete eine Gattertür und hielt sie für Meredith offen. Dann sicherte sie die Tür wieder und lief über das nasse Gras. Merediths bequeme und strapazierfähige Schuhe waren zwar für fast jeden Boden geeignet, aber nicht für einen Marsch durch morastiges Terrain, und sie folgte Harriet so gut sie konnte, wobei sie darauf achtete, auf trockenere Stellen zu treten. Hier und da wuchsen auf der Weide Binsen in Büscheln. Sie mußte sehr tief liegen. Meredith fragte, ob es in der Nähe einen Fluß gab.
»Ein Stückchen weiter die Straße runter, dort ist auch eine Brücke.« Harriet blieb stehen und pfiff. Zwei Pferde kamen herangetrabt, eines ein hübscher Brauner mit einer auffallenden Blesse auf der Stirn; das zweite war ein Grauer, der sich etwas zurückhielt. Als sie näher kamen, war Meredith überrascht, wieviel Körperwärme bei dieser niedrigen Außentemperatur von ihnen ausging. Sie schienen leicht zu dampfen.
»Das ist er.« Harriet streckte die Hand aus und klopfte dem Pferd den Hals. Blazer senkte den Kopf und begann an ihrer Jackentasche zu knabbern. »Schon gut, du verfressener Kerl. Wart ein bißchen.« Sie fuhr mit der Hand in die Tasche und holte ein eingepacktes Bonbon heraus. Nur mit Mühe gelang es ihr, es auszupacken, während Blazer mit seiner samtigen Oberlippe versuchte, es ihr aus der Hand zu nehmen. Der Graue blieb zurück und sah zu. »Für dich hab ich auch eins«, sagte sie. Sie stieß Blazer leicht an. »Aus dem Weg. Du bist jetzt nicht dran.«
Der Graue war vorsichtiger. Er schob sich seitlich näher, warf den Kopf zurück und rollte mit den Augen. »Er kann«, warnte Harriet, »herumwirbeln und Ihnen einen Tritt versetzen, dieser Bursche. Hier, komm schon …« Sie schnalzte mit der Zunge.
Der Graue schlich sich an, nahm die Leckerei, bockte dann plötzlich und tänzelte davon. »Toms Pferd«, sagte Harriet. »Er hat einen ähnlichen Charakter wie der alte Tom. Man kann ihm nahe kommen, wenn man es richtig macht. Aber wenn ihm gerade danach ist, kann er auch ziemlich ekelhaft sein. Ich mag ihn aber.«
Diesmal fragte Meredith: »Tom oder das Pferd?«
Harriet sah sie an und lachte. »Beide – Tom und das Pferd. Aber man darf sich von beiden nicht an der Nase rumführen lassen. Sie nutzen es aus.« Blazer war wieder herangetrabt. Harriet warf ihm das Seilhalfter über den Kopf. »Du und ich, alter Junge«, sagte sie weich. »Wir beide verstehen uns, nicht wahr?«
Sie gingen zur Gattertür zurück, Harriet führte das Pferd. »Ich bewahre mein Sattelzeug bei Tom auf. Sehen wir uns vielleicht später?«
Meredith winkte ihr und sah ihr nach, als sie den Weg zurückging, den sie gekommen waren, zu Pook’s Stallungen. Sie selbst wanderte weiter. Nach etwa fünf Minuten kam sie an den Fluß, blieb auf der Brücke stehen und lehnte sich an die Brüstung, um das Wasser vorbeieilen zu sehen. Der Wasserstand war ziemlich hoch. Ein Stück weiter waren die Felder plötzlich zu Ende, und vor ihr dehnte sich eine weite, offene Fläche. Das derbe und büschelige Gras wurde hier und da von schmalen, halb verborgenen

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