Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
ausgebrochen war, etwas beitragen zu müssen.
Er lächelte ihr zu. »Das klingt gut.«
Sie saßen beim Kaffee und unterhielten sich in der gemütlichen Intimität des Cottages viel ungezwungener als in der überfüllten Bar des Black Dog. Meredith erzählte ihm, was sie seit ihrem letzten Treffen getan hatte, und Markby berichtete knapp von seinen Aktivitäten. »Trübselige Routine, leider«, lautete sein Urteil. »Nicht so interessant wie bei Ihnen.«
Meredith winkte ab.
»Bei mir ist es auch nicht immer so interessant. Die Leute glauben, mein Job sei so aufregend. Aber meistens schiebe ich nur Papiere von einem Platz auf den anderen. Auf einige aufregende Dinge könnte ich verzichten. Und dann gibt es – von Zeit zu Zeit – die grausigen.«
»Ja, die gibt es.« Markby lächelte. »Zumindest in meinem Job.«
Ihre Blicke begegneten sich und wichen einander hastig wieder aus. Beide wußten, daß der andere an ihre erste Begegnung dachte und an den Mordfall, in den Meredith so schmerzlich verwickelt gewesen war. Daß ich, dachte sie, vom Ort des Geschehens so weit weg und in anderen Ländern mit den Angelegenheiten anderer Menschen befaßt war, hat mir das Gefühl gegeben, daß alles schon sehr, sehr lange her ist. Aber das stimmt nicht: Es sind erst achtzehn Monate.
Die entspannte Atmosphäre, die in dem warmen, kleinen Wohnzimmer von Rose Cottage geherrscht hatte, schien sich plötzlich verflüchtigt zu haben. Markby rührte sich und machte Anstalten, sich zu verabschieden. »Ich muß wirklich gehen. Es war – es war sehr nett. Und es war schön, Sie wiederzusehen.«
Plötzlich waren sie wieder ganz förmlich.
»Ja, dito. Danke für das Essen.«
Es hatte aufgehört zu regnen, aber die Nacht war dunkel und feucht.
»Bleiben Sie nicht auf der Schwelle stehen«, sagte er. »Sie werden sich erkälten.«
Gehorsam nickend – ein bißchen idiotisch, dachte sie – ging Meredith ins Haus zurück und schaute ihm durchs Fenster nach, als er abfuhr. Die Fenster von Ivy Cottage auf der anderen Seite der kleinen Straße waren dunkel. Harriets Dinnerparty hat jedenfalls nicht heute abend stattgefunden, dachte Meredith. Sie erinnerte sich an das Telefonat vom Vormittag. Hat er vielleicht angerufen, um abzusagen? fragte sie sich, und aus irgendeinem Grund war ihr unbehaglich zumute.
KAPITEL 3
Am nächsten Morgen hatte sich der nächtliche Regen ausgetobt. Meredith schaute aus dem Schlafzimmerfenster auf die sonnenüberflutete Straße und die funkelnden Schieferplatten. Während sie noch hinaussah, fuhr ein kleiner Wagen vorüber und hielt am Ende, auf der anderen Seite der schmalen Fahrspur. Ein Paar mittleren Alters stieg aus und begann eine bunte Sammlung von Schachteln und Koffern auszuladen. Das muß das Paar sein, das vorhat, sich eines Tages hier zur Ruhe zu setzen, dachte Meredith. Die beiden sind gekommen, um nach dem Rechten zu sehen oder Weihnachten hier zu verbringen … Offensichtlich hatten sie nichts gegen Abgeschiedenheit. Sie stellte auch fest, daß Harriets obere Fenster alle geöffnet waren. Ein Vorhang hing heraus und flatterte wie närrisch.
Meredith duschte, zog sich an, frühstückte und wandte ihre Aufmerksamkeit dann der Waschmaschine zu, die in der Küche in einer Ecke stand. Sie hatte einen Berg Wäsche, war es aber nicht gewöhnt, eine eigene Maschine zur Verfügung zu haben. Sie betrachtete die verschiedenen Knöpfe und Schalter und überlegte, ob die Maschine kaputtging, wenn man sie unabsichtlich falsch bediente. In einer Schublade entdeckte sie ein Handbuch. Während sie gemütlich ihren Tee trank, las sie die Gebrauchsanweisung. Es schien ziemlich einfach zu sein. Sie belud die Maschine. Ihr erster Versuch, sie in Gang zu bringen, war ein Fehlschlag, weil sie den Elektrostecker nicht in die Dose gesteckt hatte. Ein zweiter Versuch war erfolgreicher. Die Trommel bewegte sich, Wasser lief ein, und Merediths Unterwäsche rotierte an dem kleinen Bullauge in der Tür vorbei.
Mit sich selbst höchst zufrieden, schlüpfte sie in den Anorak und machte sich auf, um Pook’s Common ein bißchen genauer zu erforschen. Die Straße führte auch noch hinter den Cottages weiter, also mußte dort unten etwas sein, und zwar das Gemeindeland.
Sie ging an Ivy Cottage vorbei und weiter den schmalen Fahrweg entlang. Als eine Frau vor die Tür des letzten Cottages trat, blieb Meredith stehen.
»Guten Morgen!« rief Meredith. Die Frau musterte sie aus offensichtlich kurzsichtigen Augen und sah verwirrt aus. »Ich
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