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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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einem hektischen Einkaufsvormittag aufhalten und bitten, Petitionen zu unterschreiben?« fragte Markby listig.
»Das ist unfair«, sagte Meredith entrüstet. »In Ordnung, ja. Selbst wenn es eine Unbequemlichkeit bedeutet. Obwohl eine Fuchsjagd auf Gemeindeland Deanes’ Kampagne wohl nicht ganz entspricht, oder?«
»Deanes kämpft für Ziele mit hohem Profil«, sagte Markby trocken. »Das mag natürlich reiner Zufall sein, und ich bin vielleicht ein Skeptiker.« Über sein Bier hinweg sah er sie finster an, als wollte er sagen, sie solle ja nicht wagen, seiner letzten Behauptung zuzustimmen.
Meredith ließ sich nicht ablenken. »Die Ziele haben vielleicht ein hohes Profil, weil Deanes sich für sie einsetzt. Gut für ihn, er erfüllt seine Aufgabe.«
Er musterte sie mit einer aufreizenden Weltverdrossenheit, die besagte, daß er ihr Argument schon hundertmal gehört hatte. »Das entwickelt sich allmählich zu einem jener vorsintflutlichen Dispute, die in endlose Haarspaltereien ausarten«, sagte er. »Spielen Sie hier zufällig den Advocatus Diaboli?«
»Nein, das tu ich nicht!« rief Meredith, auf ihrem Platz herumrutschend. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie funkelte ihn finster an. »Ich behaupte ja nicht, daß man den Mann als Kandidaten für die Heiligsprechung in Betracht ziehen soll. Nur daß man ihn – vielleicht – respektieren muß.«
Ihr Begleiter murrte leise und machte sich über sein Steak her. Nach den ersten Bissen schien er nachgiebig zu werden. »Nun schön, ich gestehe ein gewisses Vorurteil gegen Menschen ein, die ihren Lebensunterhalt damit zu bestreiten scheinen, daß sie gegen das Establishment sind. Doch ich habe ganz bestimmt nichts gegen jemand, der gegen eine Ungerechtigkeit rebelliert. Ich verliere nur die Geduld mit Leuten, die dogmatisch ihre Ansichten vertreten, ohne vorher gründlich das Für und Wider abgewogen zu haben. Oder mit Leuten, die sich weigern, unangenehmen Wahrheiten ins Gesicht zu sehen, zum Beispiel Gut und Böse. Sie versuchen sie zu verschmelzen, obwohl eines das Gegenteil des anderen ist.« An diesem Punkt hatte er fast einen Erstickungsanfall und unterbrach seine Rede. Nach ein paar Sekunden, als er sein Steak ordentlich hinuntergeschluckt hatte und wieder ungehindert sprechen konnte, fuhr er fort: »Die moderne Theologie ist keine Hilfe, behaupte ich, ganz zu schweigen von der modernen Erziehung. Aber manchmal ist ein Mensch ganz einfach böse von Natur aus.« Er nickte nachdrücklich, als sei er mit seinem Argument nur allzu einverstanden.
»Dann glauben Sie also an das Böse?« fragte Meredith neugierig. Sie hatte sich oft gefragt, ob Polizisten an etwas glaubten, da es so modern war zu zweifeln.
»O ja.« Markby legte das Besteck aus der Hand und sah sie ernst an. »O ja, in der Tat. Sehr stark sogar. Hufe, Hörner, gespaltener Schweif und alles«, fügte er grinsend hinzu. Meredith reagierte nicht auf seinen Versuch, einen leichteren Ton in ihre Unterhaltung zu bringen, sondern betrachtete ihn nur nachdenklich. Wieder ernst geworden, fuhr er fort: »Eine echte Präsenz auf jeden Fall, wenn auch nicht so, wie die Leute sie sich vorstellen. Ich habe Gelegenheit gehabt, mit Männern zu sprechen, die entsetzliche Verbrechen begangen haben, und manchmal, ich schwöre es, habe ich es bei uns im Raum gespürt, das Böse.«
»Und das Gute? Existiert das auch als echte Kraft?«
»Aber gewiß. Das Gute auch. Es gibt mehr gute Menschen auf der Welt, als man glauben könnte.«
»Und wo steht Deanes? Auf Seiten der Engel oder bei den anderen?«
Markby lachte leise, seine übliche gespielte Bescheidenheit war wieder da. »Ich kann nicht sagen ›irgendwo in der Mitte‹, oder? Ich hatte nicht die Absicht, die Welt in Schwarz und Weiß aufzuteilen, wissen Sie. Natürlich existiert eine Grauzone. Ich habe von Extremen gesprochen. Was Deanes anbelangt – es gibt da die altehrwürdige Tradition des heiligen Narren. Aber Weihnachten steht vor der Tür, und ich will christlich sein. Der Mann meint es gut. Er soll nur mir aus der Sonne gehen. Trinken Sie noch ein Glas?«
»Nur, wenn Sie noch eins trinken.«
»Kann nicht. Muß fahren. Muß ein gutes Beispiel geben. Das könnte ich nicht, wenn man mich auf die Seite winkte und ich ins Röhrchen blasen müßte.«
»Wir können zu mir fahren, immer vorausgesetzt, Pook’s Common ist noch da, wo wir es verlassen haben, und ich mache Kaffee«, erbot sie sich, weil sie das Gefühl hatte, zu dem Frieden, der zwischen ihnen

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