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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Merediths Finger, der auf dem Mittwoch lag, kehrte zum Sonntag zurück. Sie mußte jetzt – wie alt? – über achtzig sein. Sie war keine richtige, sondern nur eine Nenn-Tante, die Witwe eines Verwaltungsbeamten im Kolonialdienst und eine Freundin von Merediths verstorbenen Eltern. Doch es wäre hübsch, die alte Dame zu besuchen. Sie wohnte gar nicht weit weg, in Newbury, mit dem Auto keine nennenswerte Entfernung. Zufällig hatte Meredith ihr ein paar bestickte Taschentücher mitgebracht. Die konnte sie mitnehmen. Nicht unterzukriegende Tante Lou, die nichts erschüttern konnte.
Meredith suchte Tante Lous Telefonnummer heraus und wählte. Die alte Dame, seit Jahren schwerhörig, hatte am Telefonhörer eine Vorrichtung, die sie »ein Dingsda« nannte und die ihr helfen sollte, Anrufer besser zu verstehen. Sie neigte jedoch dazu, dem Gerät zu mißtrauen, und brachte es mit dem durcheinander, was sie in der Zeitung über »verwanzte« Telefone gelesen hatte. Es schien ihr jedenfalls nicht viel zu helfen. Wenn man die alte Dame zu Hause besuchte und sie angerufen wurde, konnten die Besucher in ihrem fünf Meter entfernten Lehnsessel den Anrufer deutlich verstehen, aber Tante Lou schrie noch immer in die Sprechmuschel: »Sprechen Sie lauter!«
»Wer ist da?« kreischte sie jetzt ins Telefon. »Meredith, Tante Lou! Meredith Mitchell!« »O Merry, wie geht es dir, meine Liebe? Und warum rufst du von so weit weg an? Denk an die Kosten!«
»Ich bin gar nicht so weit weg, Tante Lou. Bin eben nach England zurückgekommen. Ich möchte dich gern morgen besuchen, wenn es dir recht ist.«
»Natürlich ist es mir recht, meine Liebe. Wenn du gegen zwölf kommst, bin ich aus der Kirche zurück.« Damit legte sie abrupt auf, damit das »Dingsda« ja keinen Unsinn anstellen konnte.
    Tante Lous Haus sah noch genauso aus wie früher. Als Meredith es in der Sonne vor sich liegen sah, fühlte sie sich wieder so, als wäre sie fünf Jahre alt. Es war ein großes, weitläufiges, anmutiges Gebäude, charakteristisch für die Zeit König Eduards VII. Es war ein herrlicher Platz für Entdeckungsreisen gewesen. Es hatte seinen eigenen seltsamen Geruch, zusammengesetzt aus Möbelwachs und dem BlütenPotpourri, das Tante Lou selbst mischte und in kleinen Schüsselchen in jedem Raum verteilte. In der Halle hatte ein Dinnergong aus Messing gehangen – oh, und wie groß war Merediths Begeisterung gewesen, wenn man ihr erlaubt hatte, ihn ein einziges Mal mit dem kleinen Hämmerchen zum Tönen zu bringen.
    Die Zeit und die Notwendigkeit hatten Veränderungen mit sich gebracht. Das Haus war für Tante Lou viel zu groß, seine Erhaltung zu kostspielig geworden, daher hatte man es umgebaut: die obere Hälfte in eine separate Wohnung in der ersten Etage und das Dachgeschoß in ein Studio-Apartment. Beide hatte man verkauft, und Tante Lou hauste weiterhin im Erdgeschoß, in dem sie eine passende Wohnung für sich geschaffen hatte. Das Arrangement hatte sich nicht als perfekt erwiesen. Tante Lou war nur selten mit den Leuten einverstanden, die über ihr wohnten, aber auf irgendeine Weise funktionierte es doch.
    Das Nachbarhaus, in einem ähnlichen Stil, schien nicht unter der gleichen Verstümmelung gelitten zu haben. Es strahlte die Stille und vornehme Abgeschiedenheit adliger Wohnsitze aus. Auf der Zufahrt stand ein japanischer Wagen mit Allradantrieb, und als Meredith sich ihn über die Goldregenhecke hinweg ansah, kam aus dem Haus eine Frau, die etwa im selben Alter war wie sie, knallte zornig die Tür hinter sich zu, stieg in den Wagen, setzte auf die Straße zurück und fuhr mit hoher Geschwindigkeit davon. Meredith hatte gerade Zeit genug gehabt zu sehen, daß sie teuer gekleidet war, scharfe Züge hatte und schlecht gelaunt war. Sie verdrängte sie aus ihren Gedanken und klingelte bei Tante Lou.
    »Komm herein, meine Liebe«, sagte die alte Dame und zog mühsam die Tür auf.
Tante Lou hatte nie jung ausgesehen, wenigstens nicht für das Kind Meredith. Sie hatte immer graues Haar gehabt, straff zurückgekämmt und zu einem strengen Knoten geschlungen, und sie hatte immer ausgebeulte Strickkostüme getragen. Das Haar war jetzt weiß, der Stil der ausgebeulten Kostüme hatte sich nicht im geringsten verändert. Ebenso wie sie selbst, außer daß sie jetzt, wie Meredith betrübt feststellte, einen Gehstock hatte, der sie überallhin begleitete. Mit ihrem Stock schritt Tante Lou aber rüstig voran.
»Ich habe uns«, sagte Tante Lou fortissimo,

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