Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
gestern nacht im Pub eins über den Schädel gezogen.«
»Eins von den Mädchen hat mit einem Zinntablett zugeschlagen.«
»Das also war’s – merkwürdige Mädchen, diese beiden, oder? Nur schwarzes Leder und Ringe in Ohren und Nase und die Gesichter vollgekleistert.«
»Die Jugend, Thomas. Sie und ich werden alt.«
»Das trifft nur auf Sie zu. Ich hatte diesem Dreckskerl Pardy eins versetzt, und dann sind die beiden Frauenzimmer über mich hergefallen. Bin verdammt erschrocken. Dachte, ich würde von den Zombies angegriffen.«
»Es scheint Ihnen nicht geschadet zu haben. Kommen Sie, ich fahre Sie jetzt nach Bamford, und Sie können Ihren Mercedes abholen.«
»In Ordnung, warten Sie einen Moment, bis ich ein Paar Schuhe gefunden habe.« Tom setzte die karierte Mütze wieder auf und rückte sie zurecht. Er verschwand in einem anderen Zimmer und kam mit einem Paar Schuhe in der Hand zurück. Er setzte den Fuß auf einen Stuhl und band sich die Schnürsenkel, dann sagte er:
»Etwas könnten Sie mir verraten. Frances – Harriets Cousine – wohnt sie noch in The Crossed Keys?«
»Soviel ich weiß, ja. Aber heute ist sie zum Lunch beim Master.«
»Gut – dann kriegt sie’s am Telefon mit mir zu tun.«
»Tom«, sagte Markby vorwurfsvoll. Er hatte einen Fehler gemacht und sah es sofort. Tom blickte rasch von seinem Schuh auf. Seine dunklen Züge waren hart geworden, und in seine Augen trat ein unfreundliches Glimmen. Einen Augenblick schienen sich seine fünfundsiebzig Prozent Nicht-Zigeunerblut in den fünfundzwanzig Prozent Zigeunerblut aufgelöst zu haben, die er von seiner Großmutter geerbt hatte. Er sagte ruhig:
»Soviel ich weiß, ist sie Harriets Testamentsvollstreckerin. Als solche wird sie Blazer wahrscheinlich verkaufen. Ich würde ihn gern kaufen. Er ist ein gutes Pferd, und ich habe das Gefühl, daß ich es Harriet schuldig bin, mich um ihn zu kümmern.«
»Tut mir leid, Tom«, sagte Markby aufrichtig.
»Mein Fehler. Es war eine unpassende Bemerkung.« Tom Fearon entspannte sich, stellte den Fuß auf den Boden und richtete sich auf.
»Ich denke«, sagte er sanfter,
»Harriet hätte sich gefreut zu wissen, daß der alte Blazer in seinem vertrauten Stall und bei Leuten bleiben kann, die er kennt.«
»Ja, davon bin ich überzeugt, Tom.« Sie gingen hinaus, und Tom sperrte hinter sich ab.
»Früher hab ich mir nie die Mühe gemacht, abzuschließen«, sagte er.
»Keine Seele in Pook’s Common. Doch jetzt bekomme sogar ich Nerven. Wissen Sie …« Sie überquerten den Stallhof, und Tom zeigte auf die ihn umgebenden Gebäude.
»Ich wollte, daß Harriet meine Partnerin wird, geschäftlich, wollte hier ausbauen, erweitern. Aber sie wollte nicht mitmachen.« Markby sah ihn ironisch an.
»Vielleicht hat sie Ihr Lebensstil abgeschreckt, Tom.«
»Vielleicht. Aber so wie alles gekommen ist, hätte sie es schlimmer treffen können, als bei mir einzusteigen, oder?« Die Hand auf dem Griff der Wagentür, hielt Markby inne.
»Wie meinen Sie das?« fragte er scharf.
»Ach, kommen Sie schon«, sagte Tom.
»Sie schnüffeln doch nicht sinnlos hier herum. Stellen mir einen Haufen Fragen – wo ich war, sie war, irgendwer war, irgendwas war … Sie denken, jemand hat Harriet diese Pillen heimlich gegeben, nicht wahr?«
»Ich weiß es nicht, Tom. Aber wir untersuchen die Sache.«
»Wenn das jemand getan hat«, erklärte Tom,
»dann hoffe ich um seinet- und um Ihretwillen, daß Sie ihn vor mir finden.«
»Keine Drohungen, Tom«, warnte Markby.
»Auch nicht vor mir. Ich muß davon Notiz nehmen.« Tom grinste unangenehm.
»Meine alte Granny wurde nicht auf dem Friedhof von Westerfield beerdigt, dort war nur der Gottesdienst. Sie liegt irgendwo da draußen auf dem Gemeindeland, niemand weiß, wo, außer den Leuten, die sie eingebettet haben. Wahrscheinlich wuchern längst Stechginster und Dornensträucher über dem Grab. Geboren auf dem Gemeindeland, begraben auf dem Gemeindeland. Dort ist noch viel Platz für ein zweites Grab. Sie würden es nie finden, Alan.«
Markby fuhr Tom nach Bamford, gab ihm seinen Wagenschlüssel und sah ihm nach, als er mit dem Mercedes davonpreschte. Auf der Station gab es eine Menge zu tun, aber keiner der Fälle ging ihn direkt etwas an, also verzog er sich leise wieder, bevor noch jemand merkte, daß er da war, und fuhr nach Hause.
Es war zwei Uhr. Beim Master würden sie eben mit dem Lunch fertig sein. Einem annehmbaren Lunch mit einem annehmbaren Wein und einem
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