Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
der größte Teil nur noch aus Rasen bestand, konnte man unschwer feststellen, wo die Gemüsebeete gewesen waren. Beerensträucher gab es auch noch, jetzt jedoch zu kahlen Stümpfen zurückgeschnitten, eingesperrt in einen Drahtkäfig, um sie vor der Plünderung durch Amseln und Drosseln zu schützen. Man sah auch noch die Überreste eines Erdbeerbeetes, doch niemand hatte es für die kommende Jahreszeit vorbereitet. Meredith gesellte sich zu ihm.
»Hier würden Sie wohl gern Hand anlegen, wie?«
»Aber durchaus nicht.«
»Sie dürfen ruhig kommen und alles umgraben, solange ich hier wohne. Ich habe nichts dagegen, meine Erdbeeren und Schwarzen Johannisbeeren selbst zu pflücken, vorausgesetzt, jemand hat dafür gesorgt, daß sie wachsen.«
»Ich bezweifle, daß Sie von diesem Beet viele Erdbeeren ernten können, keine von guter Qualität jedenfalls. Sie bekämen allenfalls eine Sorte für Marmelade.«
»Wieso in aller Welt denken Sie, ich wüßte, wie man Marmelade macht?«
»Ich habe versucht, in einem dieser irdenen Spezialtöpfe Erdbeeren zu ziehen«, sagte er wehmütig.
»Aber die Schnecken kamen zu dem Schluß, der Topf sei ein überaus erstrebenswertes Domizil, und zogen ein.«
»O Alan«, sagte sie plötzlich – und verstummte. Überrascht blickte er auf, und sie fügte hastig hinzu:
»Kommen Sie auf eine Tasse Kaffee hinein?«
»So gern ich es tun würde, aber ich habe keine Zeit. Ich bin unterwegs zu Tom, und hinterher muß ich ihn nach Bamford bringen, damit er seinen Wagen abholen kann. Außerdem war ich schon auf einen Sherry beim Master.« Er zögerte.
»Er hat einen Brief bekommen.«
»Einen anstößigen, nehme ich an. Und wie hat er ihn bekommen? Heute gibt es doch keine Post.«
»Der Brief wurde im Morgengrauen durch den Briefschlitz geworfen. Die Stanleys wohnen am Stadtrand.«
»So daß der Verfasser in der Stadt oder auf dem Land leben könnte?« Er zuckte mit den Schultern.
»Ich komme heut abend vorbei.«
»Das ist nett.« Er fuhr ab, und sie stand, die Arme gegen den kalten Wind fest vor der Brust verschränkt, an der Gartenpforte und sah ihm nach. Am liebsten wäre er bei ihr geblieben und hätte mit ihr Kaffee getrunken. So aber stand ihm nur eine heftige Auseinandersetzung mit Tom bevor. Er hielt auf dem Grasstreifen unter dem Schild mit der Aufschrift Pook’s Stallungen.
Er stieg aus und fragte sich, ob Tom den Motor oder das Zufallen der Wagentür gehört hatte. Der Hof schien verlassen. Er öffnete die Gattertür und ging hinein. Der Boden war zertrampelt und aufgeweicht, voller Pfützen, verstreutem Stroh und Hufspuren. Ein verzinkter Eimer, von einem heftigen Hufschlag zu einer merkwürdigen Metallskulptur verformt, lag neben der Tür einer Pferdebox. Aber der Misthaufen dampfte in der kalten Luft, ein Zeichen dafür, daß Tom schon aufgestanden und an der Arbeit gewesen war, und aus den Boxen, deren obere Türhälften offenstanden, hörte man Stampfen und Schnauben.
»Jemand zu Hause?« rief Markby.
Die Ohren fragend aufgestellt, erschienen zwei intelligente Pferdeköpfe über den Türen ihrer Boxen, um zu sehen, wer da gekommen war. In einer dritten Box hörte man einen Mann leise fluchen. Die Tür ging auf, und Tom erschien mit finsterer Miene in der Öffnung. Er trug alte Jeans und Gummistiefel, ein Hemd mit offenem Kragen, einen uralten Sweater mit Löchern in beiden Ellenbogen und eine karierte Mütze auf den schwarzen Locken. Seine linke Wange war geschwollen und gerötet.
»Guten Morgen, Tom«, sagte Markby.
»Haben Sie
Zeit für ein paar Worte?«
»Wollen Sie mich wegen nächtlicher Ruhestörung verhaften?«
»Sie haben Glück, daß ich’s nicht getan habe. Sagen Sie mir einen guten Grund, warum Sie morgen früh nicht mit dem Rest der hiesigen Biersäufer vor dem Friedensrichter stehen sollten?« Zornesröte fuhr Tom in das dunkle Gesicht. Dann zuckte er mit den Schultern.
»Geschieht mir recht. Ich hab’s herausgefordert. Aber ich habe rotgesehen, als dieser dürre, kleine Bastard damit prahlte, was er Harriet angetan hat.« Tom kam auf den Hof heraus und schloß die untere Hälfte der Boxentür hinter sich. Das Pferd folgte ihm bis zur Tür und streckte dann den Kopf heraus.
»Blazer«, sagte Markby, als er das Pferd erkannte. Tom drehte sich um und streichelte die weiße Nase des Braunen.
»Du armer alter Kerl. Er weiß, daß etwas nicht stimmt. Sie wissen es immer. Er wirft immer wieder den Kopf zurück und horcht, wartet auf …« Tom drehte
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