Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
ändern.«
»Fein. Ich weiß gern, wo die Grenzen sind, in jeder Situation. Dann hindert Sie also nichts daran, mich zum Dinner auszuführen?«
»Ich kann Sie mir nicht leisten«, sagte er und zahlte ihr mit gleicher Münze heim.
»Bei meinem Gehalt? Sie scherzen wohl?«
»Ach, kommen Sie schon! Wenn’s so schlimm um Sie steht, dann lade ich Sie ein.«
»Ich bin heute abend bereits zum Dinner verabredet.«
»Mit Meredith, nehme ich an. Nun, dann eben ein andermal. Ich bin noch bis Anfang nächster Woche im The Crossed Keys.« Sie kippte den Rest ihres Drinks und stand auf. Als er ihr in den Mantel half, sagte sie ernst:
»Sie wissen, ich verlasse mich auf Sie.«
»Ich tue mein Bestes. Aber im Moment haben wir nicht einmal ein Motiv. Das ist das Schlimmste.«
»Ich bin Harriets Haupterbin, abgesehen von ein paar Legaten an Tierschutzvereine. Ich wußte, ich würde erben, aber von mir hat sie die Pillen nicht bekommen – ich war in der Schweiz, beim Skifahren.« Ihre grünen Augen verspotteten ihn.
»Irgend etwas sagt mir, daß Sie gern gefährlich leben«, entgegnete er. Sie brach in Gelächter aus.
»Sie meinen, ich bin ein rechtes Miststück. Nun, danke für den Drink und die weisen Worte. Frohes neues Jahr.« Sie beugte sich vor. Eine Wolke teuren Parfüms hüllte ihn ein, warme Lippen drückten ihm einen Kuß auf die Wange.
»Vergessen Sie mich nicht. Tschüs.« Erleichtert schloß er die Tür hinter ihr. Allmählich wurde das Leben kompliziert. KAPITEL 9 Als Markby sie verlassen hatte, um zum Mietstall zu fahren, ging Meredith in die Küche und machte sich Kaffee. Sie nahm ihn mit ins Wohnzimmer, zündete das Gasfeuer an und griff zur Lokalzeitung, die sie am Tag vorher in Bamford gekauft, aber noch nicht gelesen hatte, weil sie nicht dazu gekommen war. Sie war ruhelos, und das war nicht nur auf die unvorhergesehenen Ereignisse seit ihrer Ankunft in Pook’s Common zurückzuführen. Mehr denn je war sie jetzt überzeugt, daß es ein Fehler gewesen war zurückzukommen. Sie hatte es befürchtet. Sie hätte es wissen müssen, als sie angekommen und Alans Willkommensgruß auf der Türmatte gefunden hatte. Alan hoffte natürlich, daß eines Tages – und das war nicht möglich. Sie wollte ihn nicht verletzen. Sie wollte wirklich nicht, daß ihre Freundschaft zu Ende ging. Aber tief im Innern hatte sie Angst davor, es könnte etwas
»Bedeutsameres« daraus werden, wie eine Briefkastentante sich wohl ausgedrückt hätte. Sie war einer weiteren Entwicklung nicht gewachsen. Aber nichts stand still, und ihre Freundschaft mit Alan konnte auch nicht viel länger stillstehen. Sie würde etwas dagegen tun müssen. Sie war fünfunddreißig, hatte immer allein gelebt, immer für sich selbst gesorgt. Es war zu spät, sie konnte sich nicht mehr ändern, nicht mehr binden. Aber sie wußte, daß das nicht stimmte. Natürlich konnte sie es. Leute heirateten noch viel später oder gingen dauerhafte Beziehungen ein und wurden glücklich. Doch es würde ihr Leben auf den Kopf stellen. Die größte Sorge bereitete ihr die Frage, wie lange sie noch den schicksalhaften Augenblick aufschieben konnte, in dem er ihr erklären würde, sie müsse sich entscheiden. Manche Leute hätten gesagt, das habe sie bereits getan – doch das traf nicht zu. Sie konnte sich nicht entscheiden. Aber wenn sie fair sein wollte, durfte sie den armen Mann nicht länger an der Nase herumführen. Mit so wenigen engen Freunden und ohne Familie würde sie nur höchst ungern eine Freundschaft abbrechen. Sie war, um ehrlich zu sein, einsam. Er war es auch, doch was er wollte, war ihr allzu konventionell – ein Heim, einen Garten, das traditionelle Leben mit Pfeife und Hauspantoffeln. Vielleicht war ihm das selbst nicht bewußt, doch Meredith sah es sehr klar. Sie mochte ihn – sehr sogar. Sie respektierte ihn.
»Aber ich bin nicht in ihn verliebt!« sagte sie laut. Oder war das alles nur ein Haufen Unsinn? Einige der besten und dauerhaftesten Beziehungen waren auf Vernunft, gegenseitigem Respekt und gleichen Interessen begründet. Liebe kam später von selbst. Einige der leidenschaftlichsten Beziehungen, andererseits, verglühten schnell und ließen nur Bedauern zurück. Und einige, wie jene anderen, die ihr Leben und ihr Denken so viele Jahre beherrscht hatten, blieben unerfüllt, waren am Ende unerfüllbar, vielleicht nicht mehr als eine Vergeudung von Zeit, Gefühl und Mühsal. Das war zu Ende, war vergangen, und erstaunlicherweise dachte sie nur
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