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Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen

Titel: Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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er gestern nacht im Pub gesagt hat. Er hat den Ärger herausgefordert.«
    »Das tut er – er fordert Schwierigkeiten heraus«, sagte Deanes lebhaft.
    »Genau das ist es! Er sucht die Schwierigkeiten geradezu, und er findet sie. Dann wird er noch introvertierter, noch mehr verbittert. Wir müssen ihn davon abbringen. Im Grunde ist er ein intelligenter junger Mann, und im Moment wirft er sein Leben weg.« Meredith musterte ihn nachdenklich. Seine Wangen waren gerötet. Die Augen hinter den Brillengläsern glänzten, und in seinem Gesicht, in seiner Stimme war eine Eindringlichkeit, die man nicht ignorieren konnte. Es liegt ihm daran, dachte sie. Ihm liegt wirklich etwas daran. Sie sagte bedächtig:
    »Sie müssen wohl eine Menge Fehlschläge einstecken. Werden Sie dadurch nie entmutigt?« Deanes schnitt eine Grimasse.
    »Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagte. Natürlich verliere ich auch den Mut. Aber die Erfolge entschädigen mich mehr als genug. Man muß den Kreislauf unterbrechen. Das Schlimmste, das Pardy zustoßen könnte, wäre ein Haftstrafe, in welcher Form auch immer. Er käme dabei mit Menschen zusammen, die die schlimmsten Seiten aus ihm herausholen würden. Er wäre für immer verloren.«
    »Es mag Leute geben, die nicht Ihrer Meinung sind.«
    »Sie arbeiten nicht mit den Jugendlichen«, sagte Deanes leidenschaftlich.
    »Sie wissen nichts.« Er schien zu merken, wie heftig seine Stimme klang, und machte ein verlegenes Gesicht.
    »Verzeihen Sie mir, daß ich Sie mit meinen Ansichten langweile. Ich fürchte, ich kann nicht anders.«
    »Das ist schon in Ordnung. Ich bin interessiert, und ich freue mich, daß wir uns getroffen haben«, sagte Meredith aufrichtig. Deanes lächelte entspannter und sah plötzlich recht attraktiv aus. Es ist die Brille, dachte Meredith, zusammen mit der ernsten Miene und den nervösen Ticks, die ihn unscheinbar aussehen lassen. In Wirklichkeit sieht er gar nicht schlecht aus, und er ist auch nicht so alt. Jünger, als ich zuerst dachte. Neununddreißig? Vierzig? Älter bestimmt nicht.
    »Ich muß zurück«, sagte sie.
    »Wir sehen uns bestimmt noch.«
    »Ja, das hoffe ich.« Er zögerte.
    »Wenn Sie wieder in die Gegend kommen, gehen Sie einfach noch ein Stückchen weiter und besuchen Sie mich auf eine Tasse Kaffee. Tagsüber bin ich meistens zu Hause.«
    »Ich komme gern, danke und – frohes neues Jahr.«
    »Oh, das vergesse ich ständig …« Wieder schnitt er eine Grimasse.
    »Frohes neues Jahr!« Als sie auf dem Heimweg an den Stallungen vorüberkam, war Markbys Wagen nicht mehr da. Er hatte Tom nach Bamford mitgenommen. Meredith zögerte, stieß dann die Gattertür zum Stallhof auf und ging hinein. Blazer streckte den Kopf über die Boxentür und wieherte leise.
    »Hallo, alter Junge«, sagte sie und streichelte ihm die Nüstern. Er stieß ihr den Kopf an die Brust und schnaubte.
    »Ich hab dir nichts mitgebracht, tut mir leid. Du vermißt sie, nicht wahr?« Blazer warf den Kopf zurück und schien heftig zu nicken.
    »Ich wünschte, du könntest sprechen«, sagte sie.
    »Wahrscheinlich könntest du uns eine Menge von dem sagen, was wir gern wüßten.« Sie klopfte ihm ein letztes Mal den Hals und setzte dann ihren Weg fort. Als Alan am Abend kam, hatte sie sich noch immer nicht entschieden, was sie zu ihm sagen wollte, doch er kam ihr zuvor.
    »Es ist so schwierig, heute ein Lokal zu finden – die meisten sind geschlossen, weil sie gestern so lange geöffnet hatten. Aber auf der Straße nach Cherton gibt es ein kleines italienisches Restaurant, das offen hat. Ich habe dort einen Tisch bestellt, ich hoffe, es ist Ihnen recht?«
    »O ja«, sagte sie nachgiebig. Vielleicht war es ohnehin besser, auf neutralem Boden zu sagen, was zu sagen war. Das Restaurant profitierte davon, daß es eines der wenigen war, die geöffnet hatten. Es war voll, und einen Tisch zu bestellen war ganz offensichtlich wirklich nötig gewesen.
    »Wie geht es Tom?« fragte Meredith, als sie die Gabel in den dampfenden Teller mit Tagliatelle al forno versenkte.
    »Er wird keine Schwierigkeiten mehr machen.«
    »Sie scheinen ja sehr überzeugt.« Markby verzog das Gesicht.
    »Sagen wir so, ich bin ziemlich zuversichtlich, daß er keine mehr machen wird.« Meredith nippte an ihrem Wein und spähte über den Rand des Glases zu ihrem Begleiter hinüber. Sie hatte das Gefühl, dieses Gesicht schon so gut zu kennen, all die kleinen Fältchen und Runzeln, den widerspenstigen blonden Schopf. Es würde nicht

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