Fuchs, Du Hast Die Gans Gestohlen
beizuspringen, überwog.
»Meredith«, sagte Markby gepeinigt,
»es ist ja gut.« Er lächelte dem anderen Paar beschwichtigend zu. Von einem unbehaglichen Schweigen umgeben, aßen sie entschlossen weiter, wußten das ausgezeichnete Essen aber nicht zu würdigen. Meredith betrachtete Markby unauffällig. Er sah unglücklich aus. Das war ihre Schuld.
»Ich wollte keine Szene machen –«, begann sie flüsternd.
»Ich habe nur versucht, Ihnen zu sagen, was ich denke.«
»Das haben Sie nicht.«
»Was?« Sie starrte ihn verblüfft an. Markby legte Messer und Gabel aus der Hand und sah sie mit grimmiger Miene sehr direkt an.
»Sie haben mir gesagt, was Harriet dachte. Ich sehe Sie, aber ich höre Harriet Needham. Vor ein paar Tagen waren Sie ganz durcheinander, weil Sie nicht kochen können wie sie. Jetzt haben Sie das Gefühl, ihren Lebensstil imitieren zu müssen.«
»Das ist nicht wahr!« Fassungslos schnappte sie nach Luft.
»Wirklich?« Der Kellner kam auf sie zu. Wird er uns auffordern, das Lokal zu verlassen? dachte Meredith. Er beugte sich über Markbys Schulter.
»Ein Anruf für Sie, Sir.« Markby stöhnte und warf die Serviette auf den Tisch.
»Ich habe für dringende Notfälle diese Nummer hinterlassen. Entschuldigen Sie, Meredith, ich muß mich melden.« Vielleicht waren sie jedoch beide froh über die Störung. Allein am Tisch zurückgeblieben, sah Meredith sich den forschenden Blicken des Paares vom Nebentisch ausgesetzt. Die Frau sah beleidigt aus, der Mann streitsüchtig. Ich habe uns den Abend verdorben und ihnen auch, dachte Meredith. Sobald sie draußen sind, werden sie wegen nichts und wieder nichts wütend aufeinander losfahren. Markby kam zurück. Er sah nicht mehr verärgert, sondern sachlich aus, und man merkte ihm an, daß er kaum noch an ihr Gespräch von vorhin dachte. Er bückte sich und sagte ihr ins Ohr:
»Ich muß sofort ins Hotel The Crossed Keys. Fran Needham-Burrell ist überfallen worden.«
»Was?« Erschrocken blickte Meredith zu ihm auf, und alles andere war vergessen.
»Ist sie verletzt?« Sie sprang auf und griff nach ihrer Umhängetasche.
»Ich komme mit.«
Im Crossed Keys herrschte ein heilloses Durcheinander. Vor dem Hoteleingang stand ein uniformierter Polizist. Leute, die in die Bar wollten, schoben sich vorsichtig an ihm vorbei. Ein flott gekleideter Sergeant Pearce lehnte schlaff und untröstlich am Empfangspult, offensichtlich von einer Neujahrsfete weggezerrt, und der Manager stand händeringend in der Mitte der Lobby. Nie zuvor hatte Meredith das jemanden tun sehen – nur davon gelesen –, doch er tat es – er rang die Hände. Er kam ihr unnatürlich blaß vor – aber das war vermutlich der Streß. Ein doppelter Streß. Einerseits wollte er die Wogen glätten, und andererseits sollten die Gäste der öffentlichen Bar und des Hotels nicht erfahren, was geschehen war. Als Pearce Markby erblickte, straffte er sich und sagte lebhaft:
»Guten Abend, Sir. Tut mir leid, daß ich Ihnen den Abend verderben mußte, aber ich dachte, daß Sie gern Bescheid wissen würden.« Er entdeckte Meredith und fügte hinzu:
»Guten Abend, Ma’am«, was ihr sehr förmlich vorkam und ihr das Gefühl gab, die Gattin des Colonels zu sein.
»Tut mir leid.«
»Schon gut, Sergeant Pearce«, sagte sie und bemühte sich, nicht von oben herab zu sprechen.
»So was kommt schon mal vor.« Blöde Bemerkung. Aber bei einem Polizisten kam so etwas schon mal vor. Auch bei Konsulatsbeamten. Dadurch wurde der Streß nicht geringer.
»Wo ist sie?« fragte Markby.
Der Manager stürzte vorwärts.
»Die Lady ist mit Dr. Pringle oben. Ich wollte einen Krankenwagen kommen lassen, aber davon wollte sie nichts hören. Sie wollte nur Dr. Pringle sehen. Die Lady hat einen sehr starken Willen. Doch ich weiß natürlich, daß ich eigentlich hätte um einen Krankenwagen schikken müssen, wegen der Versicherung. Wir müssen uns selbst auch absichern und …«
Grob unterbrach Markby die Schilderung seines Dilemmas.
»Mit Ihnen spreche ich später.« Pearce und Meredith dicht auf den Fersen, rannte er die Personaltreppe hinauf. Die Tür von Nummer 20 stand offen. Vom Türrahmen eingerahmt, sahen sie wie auf einem jener alten viktorianischen Bilder, die eine Geschichte erzählen, Fran auf einem Stuhl sitzen und Jack Pringle über sie gebeugt. Vorsichtig befestigte er mit Heftpflaster einen Gazebausch auf ihrer Stirn, und sie sagte ziemlich schroff:
»Passen Sie auf mein Haar auf, Jack.« Meredith
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