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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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schon theoretische Überlegungen?
    »Soll ich dir mal sagen, wie wir das beim Militär machen?«, sagte sie. »Da passt jeder auf den andern auf. Wir nennen das, dem andern den Rücken decken. Kennst du den Ausdruck?«
    Wolfie nickte.
    »Okay, wenn dir nun jemand so gute Rückendeckung gibt, dass er dir damit das Leben rettet, dann bist du ihm was schuldig und musst dasselbe für ihn tun. Verstehst du?«
    »Wie der Schwarze aus dem Morgenland in
Robin Hood – König der Diebe

    Sie lächelte. »Genau. Du bist Robin Hood, und ich bin der Schwarze aus dem Morgenland. Du hast mir das Leben gerettet, also muss ich jetzt dir das Leben retten.«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Aber davor hab ich doch gar keine Angst. Ich glaub nicht, dass die Bullen mich umbringen. Ich glaub nur, dass die stocksauer werden, wenn sie das von Mam und Welpie hören… und alles.« Er holte zitternd Luft. »Und dann stecken sie mich zu fremden Leuten… und dann bin ich ganz allein.«
    Sie drückte ihn. »Ich weiß. Das macht Angst. Das ginge mir genauso. Aber vielleicht kann ich meine Schuld an dich zurückzahlen, indem ich dafür sorge, dass die Polizei unter diesen Umständen nichts unternimmt. Wie wäre das? Zählt das als Lebensrettung?«
    Der Junge dachte darüber nach. »Ich glaub schon. Aber wie willst du das machen?«
    »Zuerst bewege ich mich mal ein bisschen, damit ich merke, ob alles noch funktioniert.« Ihre Beine schienen in Ordnung zu sein, aber ihr rechter Arm war vom Ellbogen abwärts taub. »Dann nimmst du diese Hand und hältst sie so lange fest, bis du keine Angst mehr hast, sie loszulassen. Was meinst du dazu?«
    Mit kindlicher Logik sagte er: »Und was passiert, wenn ich gar nie loslasse?«
    »Dann müssen wir heiraten«, antwortete sie mit einem kleinen Lachen und zuckte vor Schmerz zusammen. Der Scheißkerl hatte ihr eine Rippe gebrochen.

    Ivo wollte die anderen zum Aufbruch überreden. »Mensch, überlegt doch mal«, sagte er. »Keiner von uns weiß, was hier eigentlich gespielt wird, aber ihr könnt euch drauf verlassen, dass die Bullen uns das nicht abnehmen werden. Wenn wir Glück haben, landen wir für vierundzwanzig Stunden im Knast, und die werden versuchen, uns sämtliche unaufgeklärten Verbrechen in ganz Dorset anzuhängen – wenn wir Pech haben, nehmen sie uns die Kinder weg und sperren uns wegen Beihilfe zu irgendwelchem Mist ein, den Fox verbrochen hat. Wir sollten abhauen, und zwar jetzt. Soll der Mistkerl doch die Suppe, die er sich eingebrockt hat, allein auslöffeln.«
    »Was meinst du?«, wandte sich Zadie an Bella.
    Die drehte sich mit dicken Fingern eine Zigarette und befeuchtete den Papierrand mit der Zunge. »Ich finde, wir sollten hier bleiben und uns an Mr. Barkers Anweisungen halten.«
    Ivo sprang auf. »Du hast hier gar nichts zu sagen«, erklärte er aggressiv. »Du hast das mit dem Polizisten abgemacht, ohne uns zu fragen. Ich sag, wir hauen ab, bevor wir noch tiefer in der Scheiße stecken. Ich bin hundert Prozent sicher, dass die Bullen sich kein Autokennzeichen außer dem von Fox aufgeschrieben haben, sie haben also höchstens ein paar ungenaue Beschreibungen, wenn sie uns suchen wollen. Außer von Bella natürlich.«
    »Und was ist mit Bella?«, fragte Gray.
    »Die kann sich da schon irgendwie rausreden, wenn sie sie schnappen – sie kann sagen, dass sie Angst um ihre Kinder hatte und dem ganzen Ärger aus dem Weg gehen wollte. Stimmt doch auch. Keiner von uns will Ärger.«
    Alle sahen Bella an. »Also?«, sagte Zadie.
    »Ich seh den Sinn nicht«, erwiderte die ruhig und nahm damit der Meinungsverschiedenheit etwas von ihrer Schärfe. »Erstens mal haben wir alle noch einen Haufen Zeug draußen rumliegen, das reingebracht werden muss – zum Beispiel die Fahrräder von meinen Kindern –, und ich möchte nicht gern draußen im Freien von Fox erwischt werden, wenn er zurückkommt.«
    »Wir sind in der Überzahl«, entgegnete Ivo, der ruhelos im Gang auf und ab lief. »Der wüsste doch gar nicht, wo er zuerst angreifen soll, wenn wir alle draußen sind. Aber wir müssen uns
jetzt
entscheiden. Je länger wir warten, desto schlechter sieht's für uns aus.« Mit einer herausfordernden Kopfbewegung wandte er sich an Gray. »Du weißt doch verdammt noch mal genau, was passiert. Wir haben tagelang die Bullen auf dem Hals, und das meiste kriegen die Kinder ab. Wer braucht das?«
    Gray sah unsicher seine Frau an. »Was meinst du?«
    »Vielleicht«, sagte Zadie mit einem entschuldigenden

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