Fuchsjagd
mich für so rigide in meinen Ansichten, dass sie es für sinnlos hielt, mit mir zu sprechen.« Wieder ein Seufzen. »Wir wünschen alle, wir hätten uns anders verhalten, Mark. Ailsa meinte, Elizabeth würde noch weitere Kinder bekommen – und Leo auch. Es war sehr schlimm für sie, als daraus nichts wurde.«
Mark nahm den Fuß vom Gaspedal, als er an der Zufahrt zum Wäldchen Scheinwerfer aufleuchten sah. Er warf im Vorüberfahren einen kurzen Blick zum Lager der Landbesetzer hinüber, konnte aber nichts erkennen. »Hat Elizabeth je gesagt, wer der Vater ist?«
»Nein«, antwortete James trocken. »Ich glaube, das weiß sie selbst nicht.«
»Und Sie sind sicher, dass Leo keine Kinder hat?«
»Absolut.«
Mark schaltete herunter, als sie sich dem Tor zu Shenstead Manor näherten, und bemerkte, dass die Scheinwerfer des anderen Wagens hinter ihm auf die Straße hinausschwenkten. »Wie kommt das? Er hat so viele Frauen gehabt, James. Da ist doch anzunehmen, dass er mindestens einmal leichtsinnig gewesen ist.«
»Davon hätten wir etwas erfahren«, erwiderte James zynisch. »Er hätte sich bestimmt einen Heidenspaß daraus gemacht, uns seine unehelichen Kinder ins Haus zu setzen, besonders nachdem Ailsa angefangen hatte, sich für den Kinderschutz einzusetzen. Er hätte seine Kinder als Druckmittel benutzt, um Geld aus ihr herauszupressen.«
Mark bog in die Einfahrt ein. »Das ist dann aber ziemlich traurig«, sagte er. »Das hört sich ganz so an, als schösse der arme Kerl nur mit Platzpatronen.«
Monroe griff durchs offene Fenster in seinen Wagen, um den Motor abzustellen, als die beiden Fahrzeuge neben ihm anhielten. Er öffnete die Tür auf der Beifahrerseite des Lexus und beugte sich vor, um ins Innere sehen zu können.
»Colonel Lockyer-Fox, Mr. Ankerton«, sagte er, «wir kennen uns. Sergeant Monroe.«
Mark schaltete die Zündung aus und stieg aus dem Wagen. »Ja, ich erinnere mich. Haben Sie sie gefunden? Ist alles in Ordnung?«
»Ich bin selbst gerade erst angekommen, Sir«, antwortete Monroe und half James aus dem Wagen. »Sie muss ganz in der Nähe sein. Sie hat ihre Tasche und die Schlüssel im Auto gelassen.«
Als auch Barker seinen Motor ausschaltete, wurde es mit einem Schlag totenstill.
Wolfies erste Reaktion war, sich mit beiden Händen die Augen zuzuhalten. Was er nicht sah, ging ihn nichts an. Das alles war nicht seine Schuld. Es war Bellas Schuld. Sie hatte etwas Schlimmes getan, als sie den Anruf für Fox erledigt hatte. Sie hatte die Polizei auf den Platz gelassen. Sie hatte ihnen gezeigt, dass Fox nicht da war.
Aber er mochte Bella, und im Innern wusste er, dass er ihr die Schuld nur geben wollte, um sich selbst nicht so schlecht vorzukommen. Erinnerungssplitter aus der Tiefe seines Unterbewusstseins, die er nicht festhalten konnte, schienen ihm sagen zu wollen, dass er wusste, was seiner Mutter und seinem kleinen Bruder zugestoßen war. Er konnte es sich nicht erklären. Manchmal kam es ihm vor wie Fetzen eines Traums. Dann wieder wie ein halb vergessener Film. Aber er fürchtete, dass es echt war, und die Schuld verzehrte ihn, weil er wusste, er hätte etwas tun müssen, um zu helfen, und hatte es nicht getan.
Nancy überlegte, ob sie rufen sollte. Der Wagen hatte angehalten, aber sie konnte immer noch das Brummen seines Motors hören. Es mussten James und Mark sein – wer sonst? Aber warum waren sie nicht ins Haus gegangen und hatten Licht gemacht? Sie ermahnte sich, ruhig zu bleiben, aber die Angst ließ keinen vernünftigen Gedanken zu. Wenn es nun nicht James und Mark waren? Wenn ihr Rufen eine Reaktion des Unbekannten provozierte? Wenn niemand kam? Wenn, wenn, wenn….
Fox verfluchte sie im Stillen, weil sie völlig reglos blieb. Er konnte ihre Anwesenheit zwar spüren, aber sehen konnte er sie so wenig wie sie ihn, und wenn er sich als Erster bewegte, dann war sie im Vorteil. War sie mutig genug – oder kopflos genug –, um anzugreifen? Der Lichtschein auf den Steinplatten verriet ihm nichts, außer dass die Hand, die die Lampe hielt, ruhig war. Und das gefiel ihm gar nicht.
Es ließ auf eine Gegnerin schließen, die stärker war als das, was er gewöhnt war…
Alle drei hörten sie die anderen Autos kommen. Sie fuhren schnell, und vor dem Haus spritzte knirschend der Kies auf, als sie abbremsten. Er wusste, dass sein Vater nun nicht länger warten würde. Vor Furcht schluchzend sprang Wolfie auf und stürzte zur Terrasse, wobei sich sein ganzer innerer Aufruhr
Weitere Kostenlose Bücher