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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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    Wie seiner Frau sah man ihm sein Alter nicht an, aber er hatte in seinem Kleiderschrank einen geheimen Vorrat an Grecian 2000, von dem Eleanor nichts ahnte. Fox hatte ihn auf einem heimlichen Rundgang durch das Haus Anfang September entdeckt, als Julian ausgegangen war und versäumt hatte, die Hintertür abzuschließen. Das Haarfärbemittel war nicht das Einzige, wovon Eleanor nichts ahnte, und Fox spielte mit dem Rasiermesser in seiner Hand, während er sich seine Genugtuung vorstellte, wenn ihr eines Tages die Augen aufgingen. Der Mann konnte seine Begierden nicht zügeln; die Frau hatte ein bösartiges Naturell, was sie für einen Jäger wie Fox zum gefundenen Fressen machte.
    Er gab seinen Beobachterposten auf und schlich weiter zu den Wochenendhäusern, um zu sehen, ob sich dort etwas rührte. Die meisten waren den Winter über unbewohnt, aber in einem entdeckte er zwei Pärchen: die beiden Söhne des Londoner Bankers, dem es gehörte, überfütterte Zwillinge, mit zwei gackernden Girlies, die den Männern an den Hälsen hingen und jedes ihrer Worte mit hysterischem Gekreische quittierten. Fox fand das Schauspiel ekelhaft: zwei schwitzende Fettsäcke mit zwei willigen Huren beim Anlauf zum Weihnachtsfick.
    Das einzig Anziehende an den Zwillingen war das Geld ihres Vaters – mit dem sie protzten –, und die Leidenschaft, mit der die zwei betrunkenen Gänse sich ins Geschehen stürzten, ließ darauf schließen, dass sie ganz wild darauf waren, etwas davon abzubekommen. Dieses flotte Quartett, sagte sich Fox, würde das Wohnwagenlager im Wäldchen bestimmt nicht interessieren.
    In zwei der Ferienhäuser waren seriös wirkende Familien einquartiert, sonst waren nur noch die Woodgates in Paddock View – das Ehepaar kümmerte sich um die Agenturanwesen und um seine drei Kinder – und Bob und Vera Dawson in Manor Lodge da. Wie Stephen Woodgate auf ein Landfahrerlager direkt vor seiner Haustür reagieren würde, konnte Fox nicht sagen. Er wusste aber, dass der Mann sich gern vor der Arbeit drückte, und vermutete daher, dass er das Problem James Lockyer-Fox und Dick Weldon überlassen würde. Wenn bis Anfang Januar nichts geschähe, würde Woodgate vielleicht seine Arbeitgeber anrufen, aber dringlich würde die Sache erst werden, wenn im Frühjahr die Mietsaison begann.
    Wie die Dawsons reagieren würden, konnte Fox hingegen ganz genau vorhersagen. Sie würden den Kopf in den Sand stecken wie immer. Fragen zu stellen stand ihnen nicht zu. Sie lebten mit Duldung des Colonels in ihrem Häuschen, und solange James Lockyer-Fox sich an das Versprechen seiner verstorbenen Frau hielt, würden sie sich nach außen hin immer auf seine Seite stellen.
    Wie Eleanor Bartlett saß Vera vor dem Fernsehapparat und schaute sich
East Enders
an, während Bob sich in die Küche zurückgezogen hatte und Radio hörte. Wenn sie an diesem Abend überhaupt miteinander sprächen, dann im Streit, denn die Liebe, die sie einmal verbunden hatte, war längst erloschen.
    Er verweilte einen Moment, um die alte Frau zu beobachten, die beinahe unablässig vor sich hin brabbelte. Auf ihre Art war sie so gehässig wie Eleanor Bartlett, aber ihre Gehässigkeit entsprang einem vergeudeten Leben und einem kranken Gehirn und hatte unweigerlich ihren Mann zum Ziel. Fox verachtete sie so tief wie Eleanor Bartlett. Letztlich hatten sich beide ihr Leben selbst ausgesucht.
    Er kehrte ins Wäldchen zurück und schlich zwischen den Bäumen hindurch zu seinem Beobachtungsplatz beim Herrenhaus. Alles bestens, dachte er, als er in der Bibliothek Mark Ankerton am Schreibtisch des Alten sitzen sah. Sogar der Anwalt war zur Stelle. Das würde nicht jedermann passen, aber Fox passte es.
    Er gab ihnen allen die Schuld daran, dass aus ihm der geworden war, der er war.

    Der Erste, der auf das Wohnwagenlager aufmerksam wurde, war Julian Bartlett, der am zweiten Weihnachtsfeiertag morgens auf dem Weg nach West Dorset zum Jagdtreffen in Compton Newton daran vorbeikam. Er bremste ab, als er parallel zur Straße ein Absperrungsseil und ein Schild mit der Aufschrift »Zutritt verboten« entdeckte. Sein Blick fiel auf die Fahrzeuge unter den Bäumen.
    Mit heller Reithose und weißem Halstuch zum gelbem Hemd zur Jagd herausgeputzt und hinten an seinem Range Rover eine Pferdebox, hatte er keine Lust, sich auf irgendetwas einzulassen, und trat wieder aufs Gas. Kurze Zeit später hielt er am Straßenrand an und rief Dick Weldon an, an dessen Grund das Wäldchen

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