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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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trennen sollen.« Ein, zwei Sekunden später wurde eine Tür zugeschlagen.
    Prue wartete sicherheitshalber fünf Minuten, ehe sie die Hundepfeife an die Lippen setzte und dem Labrador pfiff. Die Werbung behauptete, die Töne dieser Pfeifen wären für das menschliche Ohr nicht vernehmbar, aber meistens stimmte das nicht, und als peinliche Verlegenheit die Neugier verdrängte, produzierte Prues Hormonsystem im Nachempfinden der Scham, die die arme Ailsa überwältigen würde, wenn sie je erfahren sollte, dass es eine Zeugin ihrer Demütigung gab, eine gigantische klimakterische Hitzewallung. Was ist dieser James nur für ein grauenvoller Mensch, dachte sie immer wieder fassungslos. Tat nach außen hin so, als könnte er kein Wässerchen trüben, und war insgeheim ein Monstrum.
    Während sie ihre Hunde in den Wagen bugsierte, war sie im Geist schon eifrig damit beschäftigt, die Lücken in dem belauschten Gespräch zu füllen, und als sie nach Hause kam, wo sie ihren Mann bereits schlafend vorfand, war ein logisch klares Ganzes daraus geworden. Sie war daher erschüttert, aber nicht überrascht, als Dick am folgenden Morgen mit der Nachricht aus dem Dorf zurückkehrte, dass Ailsa tot war und James wegen Blutflecken, die man dicht bei der Toten entdeckt hatte, von der Polizei vernommen wurde.
    »Ich bin schuld«, jammerte sie und berichtete ihm von den Ereignissen der vergangenen Nacht. »Sie haben sich wegen Geld gestritten. Sie sagte, er wäre wahnsinnig und müsste dringend zum Arzt gehen, und da hat er sie ›Miststück‹ genannt und sie geschlagen. Ich hätte was unternehmen müssen, Dick. Warum hab ich nur nichts getan?«
    Dick war entsetzt. »Bist du sicher, dass
sie
es waren?«, fragte er. »Vielleicht war es eines der Paare in den Ferienhäusern.«
    »Natürlich bin ich sicher. Ich konnte fast alles verstehen, was sie sagte, und einmal hat sie ihn mit James angesprochen. Ihn hab ich nur ›Miststück‹ sagen hören, aber es war eindeutig seine Stimme. Sag mir, was ich tun soll.«
    »Du musst mit der Polizei sprechen«, sagte Dick verdrossen. »Anders geht's nicht.«
    Das spätere Urteil des Untersuchungsgerichts und die Tatsache, dass James Lockyer-Fox immer noch auf freiem Fuß war, hatten den Klatsch zum Blühen gebracht. Das meiste von dem, was da gemunkelt wurde – von Giften, die im menschlichen Körper nicht nachzuweisen seien, von Mitgliedschaft bei den Freimaurern, ja, sogar von schwarzer Magie samt Opferung von Tieren mit James als Oberjünger Satans –, verwarf Dick als reinen Blödsinn. Allerdings, was man sonst so hörte und sah – dass der Mann überhaupt nicht mehr aus dem Haus ging; wie hastig er das einzige Mal, als Dick ihn zufällig am Tor zum Herrenhaus bemerkte, verschwunden war; wie seine Kinder ihn bei der Beerdigung geschnitten hatten; dass er Ailsas Freunde und die von ihr unterstützten wohltätigen Einrichtungen angeblich einfach fallen gelassen und Leuten, die es gut mit ihm meinten, die Tür vor der Nase zugeschlagen hatte –, das alles legte nahe, dass er tatsächlich so verrückt war, wie Ailsa ihm laut Prue vorgeworfen hatte.

    Nach dem zweiten Läuten wurde abgenommen. »Shenstead Manor.«
    »James? Dick Weldon hier.« Er wartete auf eine Erwiderung, die nicht erfolgte. »Hören Sie –äh – es fällt mir nicht leicht – und ich hätte nicht angerufen, wenn es nicht dringend wäre, aber wir haben ein Problem, drüben im Wäldchen. Ich habe schon mit der Polizei gesprochen, aber die haben mich an die zuständige örtliche Behörde verwiesen – eine Frau namens Sally Macey. Ich habe mich mit ihr unterhalten, aber sie ist nicht bereit, etwas zu unternehmen, solange sie den Namen des Eigentümers nicht hat. Ich habe ihr gesagt, dass es keinen Eigentümer gibt – was verdammt dumm war, das weiß ich inzwischen –, und darum brauchen wir jetzt einen Anwalt – nur ist meiner leider gerade im Urlaub. Die Sache betrifft Sie wahrscheinlich so sehr wie alle anderen – diese Bande hat sich ja direkt vor Ihrer Haustür eingenistet…« Eingeschüchtert vom beharrlichen Schweigen seines Gesprächspartners, kam er stockend zum Stillstand. »Ich wollte eigentlich wissen, ob wir nicht Ihren Anwalt nehmen können.«
    »Ich bin nicht James, Mr. Weldon. Ich kann ihn bitten, an den Apparat zu kommen, wenn Sie das möchten, aber ich habe den Eindruck, ich bin der Mann, den Sie suchen. Mein Name ist Mark Ankerton. Ich bin James' Anwalt.«
    Dick war verlegen. »Oh, entschuldigen Sie. Ich

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