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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Streit aus. Im ersten Moment vermutete sie, der Hund wäre der Grund dafür. Doch als sie eine der Stimmen als die Ailsa Lockyer-Fox' erkannte, wurde sie neugierig und unterließ es, dem Hund zu pfeifen.
    Sie stand den Lockyer-Fox' ambivalent gegenüber. Die Aufsteigerin in ihr, die nach gesellschaftlicher Anerkennung lechzte, wünschte sich, regelmäßig in ihrem Haus ein- und auszugehen, sie zu ihren Freunden zu zählen, ihren Namen beiläufig ins Gespräch einfließen zu lassen. Doch es ärgerte sie gewaltig, dass sie und Dick seit ihrer Ankunft in Shenstead vor drei Jahren nur einmal eingeladen worden waren – und da auch nur zu einem Drink –, und noch gewaltiger ärgerte es sie, dass alle ihre Gegeneinladungen zum Abendessen dankend abgelehnt worden waren. Dick verstand nicht, weshalb sie sich so aufregte. Sie haben eben mit Förmlichkeiten nichts am Hut, sagte er. Geh doch einfach rüber und quatsch in ihrer Küche mit ihnen. Das tun alle anderen auch.
    Prue hatte es ein paar Mal versucht, aber stets hatte Ailsa ihr den Eindruck vermittelt, sie hätte Wichtigeres zu tun, als in der Küche herumzusitzen und zu klatschen. Danach beschränkte sich ihr gesellschaftlicher Verkehr auf ein paar kurze Worte auf der Straße, wenn sie einander zufällig begegneten. Hin und wieder führte es Ailsa auch in Prues Küche, wenn sie Spenden für eine der vielen wohltätigen Einrichtungen sammelte, die sie unterstützte. Insgeheim war Prue überzeugt, Ailsa und James sähen auf sie herab, und war sich nicht zu schade, ein bisschen im Schmutz zu wühlen, weil sie hoffte, auf etwas zu stoßen, was ihr einen Vorteil verschaffen würde.
    Es wurde getuschelt – in erster Linie von Eleanor Bartlett, die behauptete, sie einmal in voller Fahrt erlebt zu haben –, die Lockyer-Fox' wären fürchterlich in ihrem Jähzorn, auch wenn sie sich in der Öffentlichkeit stets so zurückhaltend zeigten. Prue hatte davon zwar nie etwas gemerkt, aber sie glaubte es. Vor allem James schien ja völlig unfähig, seine Gefühle zu zeigen, und wenn ein Mensch jede Seelenregung so rigide unterdrückte, musste dies unweigerlich irgendwann zu einem Dammbruch führen. Von Zeit zu Zeit meldete sich eines der Kinder zu Besuch an, aber der Enthusiasmus der Eltern hielt sich in Grenzen. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man Geschichten von finsteren Familiengeheimnissen, die meist mit Elizabeths angeblicher Mannstollheit zu tun hatten, aber die Lockyer-Fox' schwiegen dazu wie zu allem.
    Prue, der so viel Unnahbarkeit verdächtig vorkam, drängte ihren Mann ständig, doch mal ein bisschen herumzustochern. Die Pächter wüssten bestimmt was, pflegte sie zu sagen. Warum fragst du sie nicht mal, was es mit diesen Familiengeheimnissen auf sich hat? Die Leute hier erzählen, dass der Sohn ein Dieb und ein Spieler ist und die Tochter bei ihrer Scheidung fast leer ausgegangen ist, weil sie in ihrer Ehe dauernd fremdgegangen ist. Aber Dick, typisch Mann, interessierten diese Geschichten nicht, und er riet Prue, den Mund zu halten, wenn sie nicht als Klatschweib abgestempelt werden wollte. In so einer kleinen Gemeinde, warnte er, könne man es sich nicht leisten, sich die älteste Familie zum Feind zu machen.
    Als jetzt Ailsas schnell lauter werdende Stimme auf der Nachtluft zu ihr getragen wurde, drehte Prue begierig den Kopf, um besser hören zu können. Manche Worte wurden vom Wind weggefegt, aber das Wesentliche war eindeutig. »Nein, James… nicht länger bieten lassen…
du
hast Elizabeth zerstört… kann man so grausam sein! Es ist eine Krankheit… nach mir ginge… schon längst einen Arzt aufgesucht…«
    Prue hielt die muschelförmig gekrümmte Hand hinters Ohr, um die Stimme des Mannes ausmachen zu können. Auch wenn Ailsa ihn nicht mit James angesprochen hätte, hätte sie die Baritonstimme und den knappen Ton sofort als die des Colonels erkannt. Doch was er sagte, war nicht zu verstehen, vermutlich weil er gegen den Wind sprach.
    »Das Geld gehört mir… niemals nachgeben… lieber sterben, als es dir überlassen… Ach, Herrgott noch mal… Nein, nicht! Bitte! Nicht!«
    Das letzte Wort war ein Schrei, gefolgt vom dumpfen Geräusch eines Schlags und James' wütend hervorgestoßenem »Miststück!«
    Einigermaßen erschrocken machte Prue einen Schritt vorwärts und überlegte, ob sie Ailsa zu Hilfe kommen sollte, aber gleich darauf sprach diese schon wieder. »Du bist ja wahnsinnig… das werde ich dir niemals verzeihen… schon vor Jahren von dir

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