Fuchsjagd
meinen Rat und greift dieses gemeine Pack endlich an?«
Sie stand auf. »Aus den Gründen, die Sie bereits genannt haben. Kommen Sie, ich kann Ihr Zähneklappern nicht mehr hören. Ziehen Sie Ihren Mantel über, und bewegen wir uns wieder.« Sie wartete, während er in den Ölmantel schlüpfte, dann schlug sie zielstrebig den Rückweg zum japanischen Garten ein.
»Warum soll er den Kopf über die Brüstung strecken, wenn er damit rechnen muss, abgeschossen zu werden«, sagte sie. »Vielleicht sollten Sie Guerillataktik vorschlagen statt eines ordentlichen Truppenaufmarsches in Form von gerichtlichen Anordnungen und Einschaltung der Polizei. Einen Heckenschützen auszusenden, um ihn einen Feind im Unterstand wegputzen zu lassen, ist eine absolut ehrenhafte Vorgehensweise.«
»Mein Gott!«, knurrte er und steckte verstohlen ihre Mütze ein, eine wahre Fundgrube für DNA-Analysematerial. Wenn sie sie vergaß, konnte das Problem gelöst werden. »Sie sind so schlimm wie er. Würden Sie mir das bitte in verständliche Sprache übersetzen?«
»Schalten Sie die Leute aus, die Sie identifizieren können, und konzentrieren Sie sich auf Darth Vader. Er wird leichter auszumachen sein, wenn Sie ihn erst einmal vom Rest isoliert haben.« Sie lächelte über sein Gesicht. »Das ist Standardtaktik.«
»Das glaube ich gern«, antwortete er säuerlich. »Und jetzt sagen Sie mir, wie das ohne gerichtliche Anordnungen geht.«
»Teilen und herrschen. Mit Mrs. Weldons Ehemann haben Sie schon den Anfang gemacht. Wie hat er eigentlich reagiert?«
»Ärgerlich. Er wusste nichts von den Anrufen.«
»Das ist gut. Wer wurde sonst noch über die 1471 identifiziert?«
»Eleanor Bartlett – sie wohnt drüben im Shenstead House, ungefähr fünfzig Meter die Straße runter. Sie und Prue Weldon sind Busenfreundinnen.«
»Dann wird das der stärkste Block gegen James sein. Sie müssen die beiden entzweien.«
Er schnitt eine sarkastische Grimasse. »Und wie fange ich das an?«
»Indem Sie erst mal an die Sache glauben, für die Sie kämpfen«, antwortete sie ruhig. »Halbherzig zu Werke gehen bringt gar nichts. Wenn Mrs. Weldons Version der Ereignisse stimmt, lügt James. Wenn James die Wahrheit sagt, lügt Mrs. Weldon. Es gibt keine Grauzonen. Auch wenn Mrs. Weldon davon überzeugt ist, die Wahrheit zu sagen, es jedoch nicht die Wahrheit ist, ist es eine Lüge.« Sie gab ihm die Grimasse zurück. »Entscheiden Sie sich für eine Seite.«
Mark, für den die ganze Angelegenheit eine verwirrende Collage aus Grautönen war, fand das viel zu einfach gesehen und fragte sich, was sie in Oxford studiert hatte. Irgendetwas mit festen Parametern. Technik wahrscheinlich, wo alle Kräfte klare Grenzen hatten und mathematische Gleichungen schlüssige Ergebnisse hervorbrachten. Gerechterweise musste allerdings gesagt werden, dass sie die Bänder nicht gehört hatte, aber trotzdem…
»Die Realität ist niemals nur schwarz oder weiß«, protestierte er. »Was ist, wenn beide Seiten lügen? Was, wenn sie in Bezug auf das eine die Wahrheit sagen und auf das andere nicht? Was ist, wenn das Ereignis, um das gestritten wird, mit dem angeblichen Verbrechen überhaupt nichts zu tun hat?« Er stieß mit dem Finger nach ihr. »Was tun Sie dann – vorausgesetzt, Sie haben ein Gewissen und wollen nicht den Falschen erschießen?«
»Den Dienst quittieren«, antwortete Nancy schroff. »Zu den Pazifisten übergehen. Desertieren. Wenn man auf die feindliche Propaganda hört, gefährdet man nur die eigene Moral und die seiner Truppen. Das ist
Standardtaktik
.« Sie stach ihrerseits mit spitzem Finger nach ihm, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Propaganda ist eine mächtige Waffe. Die Tyrannen der Geschichte haben das bewiesen.«
11
Prue Weldon war mit sich zufrieden. Eleanor Bartlett war reichlich aufgebracht gewesen, als Prue ihr am Telefon von den Landbesetzern im Wäldchen berichtete. Eleanor war eine missgünstige Person, die gern Streit anzettelte. Hätte sie Geld genug gehabt, um ihrer Streitlust zu frönen, so wäre sie wegen jeder Lappalie vor Gericht gegangen und hätte sich den Ruf einer Querulantin eingehandelt. So begnügte sie sich damit, im Gewand der ehrlichen Haut, die das »offene Wort« schätzt, Unfrieden in anderer Leute Beziehungen hineinzutragen. Damit machte sie sich zwar allgemein unbeliebt, aber es brachte ihr auch Macht ein. Niemand wollte sie zur Feindin, vor allem nicht die Wochenendbewohner, die in Folge ihrer häufigen
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