Fuchsjagd
mitnahmen, und erklärte sich nach anderthalbjähriger Anlaufzeit rundum glücklich und zufrieden mit dem Leben auf dem Lande.
Eleanor tobte, wie nicht anders zu erwarten. Er verschwende ihr gemeinsames Geld für selbstsüchtige Vergnügungen, von denen nur er etwas hätte. Es wurmte sie immer noch, dass sie den Boom auf dem Immobilienmarkt um ein Jahr verpasst hatten, und sie war besonders verärgert, als sie hörte, dass ihre ehemaligen Nachbarn in Chelsea das gleiche Haus zwei Jahre später für hunderttausend Pfund mehr losgebracht hatten. Dass sie selbst auf den Umzug gedrängt hatte, vergaß sie einfach und gab ihrem Mann die ganze Schuld am zu frühen Verkauf.
Wütend verspritzte sie ihr Gift. So großzügig sei seine Abfindung von der Firma nun weiß Gott nicht gewesen, sie könnten es sich nicht leisten, das Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Wie er dazu komme, den Stall herrichten zu lassen, wo das Haus dringend renoviert und mit neuen Teppichen ausgelegt werden müsse? Was er denn glaube, was für einen Eindruck verblichene Tapeten und schäbige Teppichböden auf Gäste machten? Er sei nur in den Jagdverein eingetreten, um sie bei den Lockyer-Fox' unmöglich zu machen. Er wisse schließlich ganz genau, dass Ailsa die Vereinigung gegen den Jagdsport unterstütze.
Julian, dem sie und ihr gesellschaftlicher Ehrgeiz ungeheuer auf die Nerven fielen, riet ihr, weniger verbissen zu sein. Es habe überhaupt keinen Sinn, sich künstlich aufzuregen, wenn den Leuten an gesellschaftlichem Verkehr, wie sie ihn wünsche, nichts liege. Ailsa mache es eben Spaß, in irgendwelchen wohltätigen Ausschüssen zu sitzen. James hocke am liebsten in seiner Bibliothek und schreibe an der Familienhistorie. Sie seien beide zurückhaltende Menschen und nicht im Entferntesten daran interessiert, ihre Zeit mit Partys und oberflächlichem Geschwätz zu vertun.
Woher er das alles wisse, hatte Eleanor gefragt.
Ein Mann im Pub habe es ihm erzählt.
Es war Eleanors Rettung, dass die Weldons die Shenstead Farm kauften. In Prue fand sie eine Busenfreundin, die ihr half, ihr Selbstvertrauen wiederherzustellen. Prue war die bewundernde Anhängerin, die Eleanor brauchte. Eleanor war der geschliffene Londoner Stahl, der Prue den Rücken stärkte und ihr erlaubte, ihre Kritik an den Männern und der Ehe zu äußern. Gemeinsam traten sie in einen Golfklub ein, lernten Bridge und unternahmen Shopping Trips nach Bournemouth und Bath. Es war eine Freundschaft, die im Himmel geschlossen war – oder in der Hölle, je nach Betrachtungsweise: zwei Frauen exakt auf der gleichen Wellenlänge.
Vor ein paar Monaten, als Eleanor und Prue sich bei einem besonders schrecklichen Abendessen in volltrunkenem Zustand zusammengetan hatten, um ihre Ehemänner zu beschimpfen, hatte Julian säuerlich zu Dick bemerkt, ihre Frauen seien
Thelma und Louise
in den Wechseljahren – aber ohne deren Sex-Appeal. Man könne nur froh sein, meinte er, dass sie sich nicht schon früher gefunden hatten, sonst wären bereits sämtliche Männer auf dem Planeten tot – ganz gleich, ob sie so tollkühn gewesen waren, die Damen zu vergewaltigen oder nicht. Dick hatte den Film nie gesehen, aber er lachte trotzdem.
Es war im Licht dieser Umstände nicht weiter verwunderlich, dass Prue die Tatsachen frisierte, als sie am Morgen des zweiten Weihnachtsfeiertags mit Eleanor telefonierte. Da hatte Julian nicht »den Schwarzen Peter weitergegeben«, sondern es hieß, er habe »typisch männlich reagiert und versucht, sich aus allem rauszuhalten«. Aus Dicks »Schnapsidee, in Shenstead Manor anzurufen«, wurde »eine Panikreaktion auf eine Situation, die ihn völlig überforderte«. Und aus den Bemerkungen des Anwalts schließlich über »obszöne Anrufe« und »üble Nachrede« wurden »feige Drohungen, weil James viel zu große Angst hat, um zu klagen«.
»Wie viele Leute kampieren denn da im Wäldchen?«, fragte Eleanor. »Es ist doch hoffentlich nicht so wie in Barton Edge.
Da waren es dem
Echo
zufolge vierhundert.«
»Ich weiß es nicht – Dick ist wütend abgezogen, ohne mir was Näheres zu sagen. Aber viele können es nicht sein, sonst würden ihre Wagen die Straße blockieren. Die Staus nach Barton Edge waren acht Kilometer lang.«
»Hat er die Polizei gerufen?«
Prue seufzte gereizt. »Wahrscheinlich nicht. Du weißt ja, er scheut jede Konfrontation.«
»Na schön, überlass die Angelegenheit mir«, sagte Eleanor, gewöhnt, das Heft in die Hand zu nehmen. »Ich schau mir
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