Fuchsjagd
wörtlich mit dem überein, was sie zu mir sagte, als ich mich darüber beschwerte, dass sie mich mit der Stinkmorchel und dem Brechwurz in einen Topf werfe.«
»Hm«, meinte sie kühl, ihrem genetischen Erbe gegenüber immer noch gleichgültig. »Wie hat sie James genannt?«
»Liebling.«
»Ich meinte nicht, wenn sie mit ihm sprach. Ich meinte, was für einen Spitznamen hat sie ihm gegeben, wenn sie
über
ihn sprach?«
»Keinen. Sie sagte immer ›James‹ oder ›mein Mann‹.«
Nancy lehnte sich an ihren Wagen und verschränkte die Arme. »Wenn sie ihn ›Liebling‹ nannte«, fragte sie mit nachdenklichem Blick, »klang das so, als meinte sie, was sie sagte?«
»Warum fragen Sie?«
»Weil das Wort ›Liebling‹ aus dem Mund der meisten Leuten gar nichts bedeutet. Genauso wie: ›Ich liebe dich von ganzem Herzen‹. Ich würde kotzen, wenn das zu mir jemand sagte.«
Er dachte daran, wie oft er Frauen »Liebling« genannt hatte, ohne sich etwas dabei zu denken. »Wie würden Sie denn gern genannt werden?«
»Nancy. Aber ich akzeptiere gern auch Smith oder Captain.«
»Auch von einem Geliebten?«
»Gerade von einem Geliebten. Ich erwarte, dass mein Mann weiß, wen er vor sich hat, wenn er mir sein Teil reinschiebt. ›Liebling‹ könnte jede sein.«
»Na toll! Denken alle Frauen so?«
»Offensichtlich nicht, sonst würden sie ihre Männer nicht mit Kosenamen betiteln.«
Er fühlte sich gedrängt, Ailsa zu verteidigen. »Ailsa hat gemeint, was sie sagte«, erklärte er. »Sie hat das Wort ›Liebling‹ nie für jemand anderen gebraucht – nicht einmal für ihre Kinder.«
»Dann bezweifle ich, dass James je die Hand gegen sie erhoben hat«, sagte Nancy in sachlichem Ton. »Für mich hört sich das so an, als benutzte sie Pflanzennamen, um Menschen näher zu beschreiben. Nicht um deren Gewalttätigkeit in irgendeiner Weise zu beschönigen. Wie hat sie Leo denn genannt?«
Mark sah sie gespannt an, als hätte ihr distanzierterer Blick etwas entdeckt, was ihm entgangen war. »Blauer Eisenhut«, antwortete er. »Das reine Akonit, hochgiftig.«
»Und Elizabeth?«
»Gelber Eisenhut«, antwortete er mit einem bitteren Lächeln. »Kleiner – aber genauso tödlich.«
Eleanor war nur ärgerlich, als sie beim Näherkommen das schwelende Feuer in der Mitte des verlassenen Lagerplatzes sah. Es war unverantwortlich, brennendes Holz unbewacht zu lassen, auch wenn der Boden hart gefroren war. Ohne das Schild zu beachten, das den Zutritt verbot, packte sie das Absperrungsseil, um es hochzuheben, und erschrak fast zu Tode, als unversehens zwei vermummte Gestalten hinter den Bäumen zu beiden Seiten des Forstwegs hervortraten.
»Können wir was für Sie tun, Mrs. Bartlett?«, fragte die Gestalt auf der Linken. Der Stimme nach war es ein Mann. Er hatte den weichen Akzent der Einheimischen, sonst hatte er keinerlei verräterische Merkmale, abgesehen von den hellen Augen, die sie mit scharfem Blick fixierten.
Eleanor war tiefer erschrocken, als sie zugeben wollte. »Woher wissen Sie meinen Namen?«, fragte sie entrüstet.
»Aus der Wahlliste.« Er tippte auf einen Feldstecher, den er auf der Brust hängen hatte. »Ich habe Sie aus dem Shenstead House kommen sehen. Also, was können wir für Sie tun?«
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ein höflicher Landbesetzer war ein ihr unbekanntes Phänomen, und sie begann sofort zu überlegen, was für ein Lager dies hier überhaupt war. Ohne jeden logischen Grund – außer dass die vermummten Gesichter, die Militärmäntel und der Feldstecher an ein Manöver denken ließen – kam sie zu dem Schluss, dass sie es mit einem Soldaten zu tun hatte.
»Hier liegt offenbar ein Missverständnis vor«, sagte sie und schickte sich ein zweites Mal an, das Seil zu heben. »Mir wurde gesagt, Landfahrer hätten das Wäldchen besetzt.«
Fox trat vor und hielt das Seil fest. »Auf dem Schild steht ›Zutritt verboten‹«, sagte er. »Ich schlage vor, Sie beachten das Verbot.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf zwei Schäferhunde, die vor einem der Busse auf der Erde lagen. »Sie sind an der langen Leine. Es ist besser, sie nicht zu reizen.«
»Aber was ist denn hier los?«, fragte sie aufgebracht. »Ich finde, das Dorf hat ein Recht, das zu erfahren.«
»Da bin ich anderer Meinung.«
Bei dieser unverblümten Abfuhr verschlug es ihr einen Moment die Sprache. »Aber Sie – Sie können doch nicht einfach…« Sie wedelte hilflos mit der Hand. »Haben Sie eine Genehmigung für
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