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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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den Platz?«
    »Sagen Sie mir, wem er gehört, dann verhandle ich gern mit dem Betreffenden.«
    »Er gehört dem Dorf.«
    Er tippte auf das Verbotsschild. »Leider nicht, Mrs. Bartlett. Es gibt keinerlei Unterlagen, die einen Eigentümer ausweisen. Der Platz ist nicht einmal als Gemeindeland im Grundbuch eingetragen, und gemäß Lockes Theorie über das Eigentum kann ein herrenloses Stück Land von jedem ersessen werden, der es eingrenzt, Gebäude darauf errichtet und seinen Rechtsanspruch verteidigt. Wir erheben Anspruch auf dieses Grundstück, solange niemand ein Eigentum daran nachweist.«
    »Das ist unerhört!«
    »Es entspricht dem Gesetz.«
    »Das werden wir ja sehen«, giftete sie. »Ich gehe jetzt nach Hause und rufe die Polizei an.«
    »Bitte«, sagte der Mann, »aber Sie vergeuden Ihre Zeit. Mr. Weldon hat bereits mit der Polizei gesprochen. Sie sollten sich lieber einen guten Anwalt besorgen.« Mit einer ruckartigen Kopfbewegung wies er zum Herrenhaus. »Vielleicht sollten Sie Mr. Lockyer-Fox fragen, ob Sie mit Mr. Ankerton arbeiten können – der ist wenigstens zur Stelle und weiß sicher einiges über die gesetzlichen Bestimmungen bezüglich
terra nullius
. Oder haben Sie in dieser Richtung alle Brücken abgebrochen, Mrs. Bartlett?«
    Eleanors Beunruhigung wuchs. Wer war dieser Mann? Woher wusste er den Namen von James' Anwalt? Der stand nun ganz sicher nicht in der Wahlliste von Shenstead. »Ich verstehe überhaupt nicht, wovon Sie sprechen.«
    »
Terra nullius
. Land, das niemandem gehört.«
    Der Blick dieser hellen Augen – irgendwie vertraut – machte sie nervös, und sie wandte sich deshalb der kleineren, massigeren Gestalt an der Seite des Mannes zu. »Wer sind Sie überhaupt?«
    »Ihre neuen Nachbarn, Schätzchen.« Es war die Stimme einer Frau. »Wir werden 'ne Weile bleiben, da gewöhnen Sie sich mal besser an uns.«
    So einer – dick und ordinär, der Sprache nach zu urteilen – fühlte sich Eleanor gewachsen. »Oh, ich glaube nicht, dass Sie lange bleiben werden«, entgegnete sie herablassend. »Sie werden bald feststellen, dass Sie in Shenstead keinen Fuß auf den Boden bekommen.«
    »Na, im Moment schaut's aber ganz anders aus«, sagte die Dicke. »Seit Ihr Alter heute Morgen um halb neun hier vorbeigefahren ist, sind genau zwei Leute aufgekreuzt. Von 'ner Armee kann man da ja nicht grade reden, ich mein, immerhin haben wir Weihnachten, und die Leute haben alle frei. Was issn los mit den andern? Hat denen keiner gesagt, dass wir hier sind – oder isses ihnen egal?«
    »Keine Sorge, es wird sich schnell genug herumsprechen, dass Sie hier sind.«
    Die Frau lachte spöttisch. »Ich glaub,
Sie
sollten langsam anfangen, sich Sorgen zu machen, Schätzchen. Sie haben hier offensichtlich ein lausiges Kommunikationssystem. Bis jetzt schaut's aus, als ob Ihr Mann Mr. Weldon mobil gemacht hat und der Sie – aber vielleicht hat Ihr Mann ja auch Sie mobil gemacht, und Sie haben erst mal vier Stunden gebraucht, um sich aufzudonnern. Egal, wie, die haben Sie ins kalte Wasser geschmissen, ohne Ihnen zu sagen, was läuft. Mr. Weldon war so fuchtig, dass wir gedacht haben, er hetzt uns eine ganze Meute Anwälte auf den Hals – und dann kreuzt hier ein Päckchen Zuckerwatte auf. Was soll das bedeuten? Sind Sie das Schlimmste, was das Dorf zu bieten hat?«
    »Sie sind ja absurd«, sagte Eleanor mit wütend verkniffenem Mund. »Sie wissen offensichtlich sehr wenig über Shenstead.«
    »Da wär ich mir mal nicht so sicher«, murmelte die Frau.
    Und das war Eleanor auch nicht. Es bestürzte sie, wie genau diese Leute Bescheid wussten. Woher wussten sie zum Beispiel, dass der Mann, der um halb neun an ihrem Lagerplatz vorübergefahren war, Julian gewesen war? Hatte jemand ihnen gesagt, was für einen Wagen er fuhr?
    »Nun, in einer Hinsicht haben Sie Recht«, sagte sie und zog ihre Handschuhe fester über ihre Finger, »Sie werden es mit unseren Anwälten zu tun bekommen. Die von Mr. Weldon und Colonel Lockyer-Fox sind bereits informiert, und jetzt, wo ich mit eigenen Augen gesehen habe, was für Leute Sie sind, werde ich auch unseren Anwalt einschalten.«
    Der Mann mit den hellen Augen klopfte mit der offenen Hand leicht auf das Verbotsschild. »Vergessen Sie nicht zu erwähnen, dass es um herrenloses Land und den Erwerb durch Ersitzung geht, Mrs. Bartlett«, sagte er. »Sie können sich eine Menge Geld sparen, wenn Sie erklären, dass sich keine Eigentumsurkunden zu diesem Stück Land auftreiben ließen,

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