Fuchsjagd
fügte er unvermittelt in ernsthaftem Ton hinzu und bemühte sich dabei, Fox' Sprechweise nachzuahmen. »Das ist schlechter Stil, und da hat er was dagegen.«
Bella lächelte. »Redet deine Mutter auch so korrekt?«
»Du meinst, wie im Film?«
»Ja.«
»Manchmal. Aber sie sagt nie viel.
Ich
muss immer mit Fox reden, weil sie so viel Schiss hat.«
Bella dachte an das Auswahltreffen vor vier Wochen zurück. War die Frau dabei gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern. Fox war so dominant, dass er kaum anderen Wahrnehmungen Raum ließ. Hatte es Bella interessiert, ob seine Frau da war? Nein. Hatte es sie interessiert, ob die Kinder da waren? Ebenfalls nein. Auch wenn sie sein Führungsrecht in Frage gestellt hatte, fand sie ihn doch ausgesprochen aufregend. Er war ein Mann, der etwas bewegen konnte. Ein knallharter Mistkerl, ja – mit dem sie lieber nicht aneinander geraten wollte –, aber ein Mistkerl mit einer Vision…
»Was tut Fox denn, wenn andere mit ihm streiten?«, fragte sie Wolfie.
»Dann holt er sein Rasiermesser raus.«
Julian klappte die Boxentür hinter Bouncer zu und machte sich auf die Suche nach Gemma, deren Pferdebox fünfzig Meter entfernt geparkt war. Sie war die Tochter eines der Pächter im Shenstead Tal, und Julian begehrte sie mit der gierigen Leidenschaft des Sechzigjährigen für eine willige junge Frau. Er war Realist genug, um zu erkennen, dass dies ebenso sehr mit ihrem jungen Körper und ihrer ungehemmten Libido zu tun hatte wie mit seiner Sehnsucht, endlich einmal bei jemandem ein offenes Ohr zu finden. Doch wie dem auch sei, für einen Mann seines Alters, mit einer Ehefrau, die längst alle Anziehungskraft eingebüßt hatte, war die Kombination aus Sex und Schönheit ein tolles Stimulans. Er fühlte sich jünger und fitter als seit Jahren.
Gemmas Erregung, als ihr klar wurde, dass Eleanor bei ihr angerufen hatte, hatte ihn verwundert. Er selbst hatte nur Erleichterung darüber verspürt, dass die Katze endlich aus dem Sack war – er gab sich sogar Fantasien hin, dass Eleanor das Feld bereits geräumt haben würde, wenn er nach Hause kam, am liebsten unter Zurücklassung eines bitteren Briefs, in dem sie ihm vorhielt, was für ein gemeines Schwein er war. Julian hatte nie mit Schuldgefühlen Probleme gehabt, vielleicht weil er nicht wusste, wie es war, betrogen zu werden. Aber seine innere Stimme erinnerte ihn natürlich daran, dass die Realität anders aussah und es Riesenszenen geben würde. Und belastete ihn das? Nein. Auf seine unbeteiligte, sachliche Art –»typisch Mann« hatte seine erste Frau immer gesagt – nahm er an, Eleanor wäre so wenig wie er darauf erpicht, eine Ehe ohne Sex weiterzuführen.
Er fand Gemma bei ihrem Wagen, und sie war wütend. »Wie konntest du nur so bescheuert sein?«, fauchte sie ihn an.
»Wie meinst du das?«
»Na, meine Telefonnummer rumliegen zu lassen.«
»Hab ich doch gar nicht.« Mit einem tollpatschigen Versuch, ihren Zorn zu beschwichtigen, legte er ihr den Arm um die Taille. »Du kennst sie doch. Wahrscheinlich hat sie meine Sachen durchwühlt.«
Gemma stieß seinen Arm weg. »Wir sind hier nicht allein«, zischte sie und schlüpfte aus ihrer Jacke.
»Na und?«
Sie faltete die Jacke und legte sie auf den Rücksitz ihres schwarzen Volvo Kombis. »Nichts na und«, gab sie gereizt zurück und ging um ihn herum, um die Anhängerkupplung zu überprüfen. »Falls du es nicht bemerkt haben solltest, diese verdammte Reporterin steht keine zwanzig Meter entfernt. Möchtest du vielleicht, dass die Zeitung morgen groß und breit ein Bild von dir bringt, wie du mich angrapschst? Eleanor müsste schon wirklich blöd sein, um nicht zwei und zwei zusammenzuzählen, wenn sie das sähe«
»Na, es würde uns doch eine Menge Erklärungen ersparen«, versetzte er schnodderig.
Sie fixierte ihn mit vernichtendem Blick. »Wem gegenüber?«
»Eleanor.«
»Und was ist mit meinem Vater? Hast du eine Ahnung, wie er sich aufregen wird, wenn er das hier erfährt? Ich hoffe nur, deine Frau, diese Giftspritze, hat ihn nicht schon angerufen, um ihm zu stecken, was für ein Flittchen ich bin.« Sie stampfte wütend mit dem Fuß auf. »Bist du wirklich sicher, dass bei dir im Haus nichts mit meinem Namen drauf rumliegt?«
»Absolut.« Julian rieb sich den Nacken und sah sich um. Die Reporterin schaute in die andere Richtung, mehr interessiert an dem Hundeführer, der seine Meute zusammentrommelte, als an ihnen. »Warum hast du solche Angst vor deinem
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