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Fuchsjagd

Titel: Fuchsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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an. »Würde es dir Angst machen, wenn wir blieben?«
    In unbewusster Erwiderung von James' Geste neigte Wolfie sich näher zu dem alten Mann hin. »Ich glaub schon. Er hat ein Rasiermesser, und er wär ja auch nich nur auf euch sauer, sondern bestimmt auch auf Bella, und das wär richtig unfair, weil sie ist nämlich echt nett.«
    »Hm.« James richtete sich auf. »Wenn das so ist, sollten wir gehen, denke ich.« Mit einer knappen Verneigung zu Bella sagte er: »Besten Dank für Ihr Entgegenkommen, Madam. Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung. Darf ich Ihnen einen Rat geben?«
    Bella starrte ihn einen Moment lang an, dann nickte sie kurz. »Okay.«
    »Fragen Sie nach, warum Sie hier sind. Ich fürchte, man hat Ihnen nur die halbe Wahrheit gesagt.«
    »Und wie sieht die ganze aus?«
    »Ich bin nicht sicher«, antwortete James bedächtig, »aber ich vermute, die Wurzel ist in dem Ausspruch Clausewitz' zu suchen, dass der Krieg ›die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln‹ ist.« Er bemerkte den verwunderten Blick. »Wenn ich mich irre, ist es kein Problem; wenn nicht – meine Tür steht immer offen.«
    Mit einer Geste forderte er Nancy und Mark auf, ihm zu folgen.
    Bella hielt Nancy an der Jacke fest. »Was redet er da?«, fragte sie
    Nancy sah zu ihr hinunter. »Clausewitz rechtfertigte den Krieg mit dem Argument, dass er politischen Zielen diene – anders gesagt, es geht dabei nicht allein um Brutalität und Blutdürstigkeit. Heutzutage argumentieren vor allem Terroristen so, um ihr Handeln zu legitimieren – für sie ist Terror Politik mit anderen Mitteln, die eingesetzt werden, wenn die eigentliche Politik versagt.«
    »Und was soll das mit uns zu tun haben?«
    Nancy zuckte mit den Schultern. »Seine Frau ist tot, und jemand hat ihre Füchse und ihren Hund getötet«, sagte sie. »Ich vermute, er glaubt deshalb nicht, dass Sie zufällig hier sind.«
    Sie machte sich von Bella los und folgte den beiden Männern. Als sie sie am Fuß der Treppe einholte, hielt vor der Absperrung zur Straße ein Auto. Die Schäferhunde schlugen an. Das Dreiergrüppchen drehte sich kurz nach dem Wagen um, aber da sie alle den Fahrer nicht kannten und die Wachposten, die mit den Hunden vortraten, ihnen die Sicht versperrten, wandten sie sich dem Trampelpfad durchs Wäldchen zu und begaben sich auf den Rückweg zum Herrenhaus.
    Debbie Fowler, die schon nach ihrem Fotoapparat gegriffen hatte, ärgerte sich, dass sie zu spät gekommen war. Sie hatte James augenblicklich wiedererkannt.
Das
neben meiner Aufnahme von Julian Bartlett, dachte sie, wäre ein echter Knüller gewesen. »Meinungsverschiedenheiten in der dörflichen Idylle: Colonel James Lockyer-Fox, der erst vor kurzem bei einer gerichtlichen Untersuchung Rede und Antwort stehen musste, stattet seinen neuen Nachbarn einen Freundschaftsbesuch ab, während Mr. Julian Bartlett, überzeugter Schädlingsbekämpfer und begeisterter Jäger in allen Revieren, die Hunde auf sie hetzen möchte.«
    Sie machte die Tür auf und stieg aus, ihren Apparat schussbereit. »Presse«, sagte sie zu den beiden vermummten Gestalten. »Würden Sie mir sagen, was hier vor sich geht?«
    »Einen Schritt näher, und Sie haben die Hunde auf dem Hals«, warnte eine Jungenstimme.
    Sie lachte beim Abdrücken. »Klasse Zitat«, sagte sie.
    »Man könnte meinen, dieses ganze Drehbuch wär im Voraus geschrieben worden.«

    Vorbereiteter Text für die
Wessex Times
, 27. Dezember 2001

Hetzjagd in Dorset
    Die Weihnachtsfuchsjagd des Jagdvereins West Dorset endete im Chaos und musste abgebla sen werden, nachdem gut organisierte Saboteure die Hunde mit Täuschungsmanövern auf falsche Fährten gelockt hatten. »Wir haben gerade eine Pause von zehn Monaten hinter uns, und die Hunde sind außer Übung«, sagte Hundeführer Geoff Pemberton, während er sich bemühte, seine Meute wieder in den Griff zu bekommen. Der Fuchs, um den es vorgeblich bei diesem Machtkampf geht, ließ sich allerdings nicht blicken.
    Andere Mitglieder des Jagdvereins warfen den Saboteuren vor, sie hätten bewusst ihren Abwurf vom Pferd herbeiführen wollen. »Es war mein gutes Recht, mich und mein Pferd zu schützen«, sagte Julian Bartlett, nachdem er dem fünfzehnjährigen Jason Porritt einen Hieb mit seiner Reitpeitsche versetzt hatte. Porritt, der eine Armverletzung davontrug, bestritt jegliche Schuld an dem Vorfall, obwohl er versucht hatte, Mr. Bartlett in die Zügel zu greifen. »Ich war nicht mal in seiner Nähe. Er ist auf mich

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