Fuck Buddies - Wilde Spiele
sein Schwulsein zum ersten Mal ausgelebt hatte. In den vielen gemütlichen Cafés, bunten Bars und den von butch bears frequentierten Pubs war er als junger Mann herzlich aufgenommen und integriert worden. Dort war ihm von allen Seiten eine Leichtigkeit entgegengebracht worden, die viele andere Schwule wohl nie erfahren durften. Dafür würde Kurt seinem London immer dankbar sein.
Richtig doof war, dass das Meeting für heute angesetzt worden war. Für diesen besonderen Tag. Da kam er sich gleich doppelt einsam vor. Eigentlich ein komisches Gefühl. Über zehn Jahre lang hatte er als Junggeselle gelebt. Er war es gewohnt gewesen, Momente wie diesen alleine zu genießen. Und jetzt, als glücklich Verpartnerter mit Trauschein und allem, was dazugehörte, wusste er nicht mehr so recht, was er alleine mit seiner Zeit anfangen sollte. Daher kam es, dass er jetzt gegen dreiundzwanzig Uhr bereits im Taxi zurück zu seinem Hotel nach Vauxhall fuhr und sich über die restlichen Sekunden von Frank Sinatras stimmlicher Anwesenheit aus dem Autoradio freute.
Mann, wie er Kai vermisste! Was für ein Glück er hatte, ihn an seiner Seite zu wissen. Die Liebe seines Lebens? Ja, dessen war er sich mittlerweile sicher.
Bereits den ganzen Abend war er so geil wie lange nicht mehr. Kai und er führten keine richtig offene Beziehung. Sie gaben einander jedoch die Freiheit, umtriebig zu sein, wenn sie länger als zwei Nächte voneinander getrennt waren. Wie in diesem Fall. Doch bisher hatte Kurt sich diese Freiheiten nie genommen. Dafür war der Sex mit dem Kleinen zu schön, sein Verlangen nie extrem genug gewesen. Und Kai ging es anscheinend genauso, auch wenn Kurt die Hand dafür nicht ins Feuer legen konnte. Aber eigentlich war es ihm auch egal. Er wusste, dass er ihn hatte – ein Leben lang. Zumindest fand Kurt es legitim, sich diesen Glauben zu bewahren, wenn es auch naiv sein mochte. In ihren Liebesbekundungen während der Verpartnerungszeremonie hatten sie sich beide die bedingungslose Aufopferung bis zum letzten Atemzug geschworen. Manchen Hochzeitsgästen war das „total überzogen“ vorgekommen. Doch die beiden hatten es ganz aufrichtig gemeint. Kurt auf jeden Fall.
Schon öfter hatten sie über einen Dreier diskutiert. Kai hatte dann vorgeschlagen, einen alten Bekannten zu fragen, einen gewissen Cem. Vor Jahren hatten die zwei mal was miteinander gehabt. Kurt hatte ein komisches Gefühl dabei gehabt. Wenn es je dazu kommen sollte, dann wollte er einen objektiven Dritten. Einen Kerl, der unvoreingenommen war. Einen, den sie beide noch nicht kannten, damit sich keiner von ihnen benachteiligt oder wie ausgestoßen fühlen musste. Die Sache hatte sich damals allerdings recht schnell erledigt, nachdem Kai festgestellt hatte, dass Cem unter seiner alten Handynummer nicht mehr zu erreichen und auch sein Gayromeo-Profil gelöscht worden war. Seitdem wurde nicht mehr über dieses Thema gesprochen.
Vielleicht sollte ich heute Abend doch mal kurz in die Chariott’s-Sauna oder ins Hoist? Nur einen blasen lassen? Sein Hotel am Albert Embankment war wenige Gehminuten von den Hotspots für schwulen Sex entfernt. Er hätte so große Lust, einfach Druck abzulassen. Oder würde er sich dann unter Wert verkaufen? Nicht, dass er nicht schon unzählige Male in seinem Leben anonymen Sex gehabt hatte – vor allem, wenn er auf Reisen gewesen war. Aber dann war Kai in sein Leben getreten. Kurt wollte ihn unbedingt zuerst um Erlaubnis fragen. Der Kleine saß zu Hause und büffelte für morgen. Es kam ihm nun doch falsch vor, sich heute auf die Suche nach einer schnellen Nummer zu machen: Kai ging schließlich auch nicht auf die Rolle.
Den ganzen Tag hatte er noch nicht mit ihm sprechen können. Kurts Stundenplan war so eng getaktet gewesen, dass ihm gerade genug Zeit geblieben war, um zwischendurch mal pinkeln zu gehen. Das Arbeitsessen war leider auch kein Vergnügen gewesen. Sein kurzer Abstecher in den Pub, der Exkurs in seine Vergangenheit, hatte die erste kleine Abwechslung an diesem Tag dargestellt. Doch nun freute er sich umso mehr auf Kais Stimme und sein Gesicht. Kurt hatte seine Sexpläne ganz schnell wieder verworfen. Das Skype-Date mit seinem Gatten, das sie beide vorhin per SMS für 23.30 Uhr ausgemacht hatten, stand jetzt an oberster Stelle auf seiner Prioritätenliste.
Kurt musste sich beeilen. Als er in sein Zimmer kam, fuhr er schon mal seinen Laptop hoch, während er sich Sakko und Hemd auszog. Nur noch mit seinen weißen
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