Fuck Buddies - Wilde Spiele
die Geschichte mit einem Lachen. „Schlechte PR ist besser als gar keine“, meinte Kurt.
Es stellte sich heraus, dass das Mädchen in seinem Wagen damals seine Patentochter gewesen war, die er im Zuge der Berufswahl mitgenommen hatte, um sie mal Uniluft schnuppern zu lassen.
Spätestens als Kurt danach von seinen großen Reisen berichtete, die er mindestens einmal pro Jahr unternahm – unter anderem an den Südpol, auf den Kilimandscharo und an den Amazonas –, er dabei mit Händen und Füßen redete und eine solch ehrliche Begeisterung ausstrahlte, war es um Kai geschehen. Er war von Kurt fasziniert. Die Vorbehalte hatten sich in Luft aufgelöst. Am liebsten hätte er ihn geküsst. Ganz zärtlich.
Aber Kai kannte sich. Im Stillen ermahnte er sich, nicht sofort alle Bedenken über Bord zu werfen und sich hoffnungslos zu verlieben. Irgendwie traute er dem Braten nicht. Während er noch etwas vom Seewolf aß, ertappte er sich dabei, wie er sich bereits seinen Einzug hier ausmalte. Schnell schob er diese Gedanken beiseite. Nichts als Hirngespinste. Wer wusste denn schon, ob das dicke Ende nicht noch kam? Bis jetzt hatte es keine einzige Berührung gegeben. Zwar hatten sie mehrmals nah beieinander gestanden, aber offenbar hatten sie beide Angst davor, den Zauber dadurch möglicherweise zu zerstören. Dieses fast schon hörbare Knistern zwischen ihnen zum Verstummen zu bringen. Wann war es Zeit für den ersten Schritt? Sollte Kai es wagen? Aber was, wenn es dann war wie so oft? Was, wenn der Funke nicht übersprang? Was, wenn sie beide es einfach hinter sich brachten, um sich danach nie wieder in die Augen sehen zu können? Kai überlegte fieberhaft, was er tun sollte. War es besser, sich den unerfüllten Traum zu bewahren – oder sollte er dem Verlangen nach Medenbacher freien Lauf lassen?
Kurt nahm ihm diese Entscheidung ab.
„Es ist schon ziemlich spät, Kai. Soll ich dir ein Taxi rufen?“
Autsch. Damit hatte er nicht gerechnet. Kurts Worte hatten ihn völlig überrumpelt, seine Hoffnungen fielen in sich zusammen wie ein Kartenhaus.
„Ich…“, stammelte Kai. „Ich komme schon klar. Vielen Dank für das Essen.“
Damit erhob Kai sich und ging ins Innere der Wohnung. Ihm war auf einmal nach Heulen zumute, sein Selbstwertgefühl sank in den Keller. Wie hatte ihn sein Gefühl so täuschen können? Doch er wollte um keinen Preis offenbaren, was sich in seinem Innern abspielte.
„Hab ich was Falsches gesagt?“, fragte Kurt, der ihm folgte.
Sie standen vor der Haustür. Kai wusste eins: Wenn er dort nun hinausging, würde er nie mehr zurückkommen. In diesem Moment spürte er, wie ihm alles Blut aus dem Gesicht entwich.
„Nein, Kurt. Hast du nicht“, erwiderte Kai schließlich.
„Oder hab ich was Falsches getan?“ Kurt schien ernsthaft besorgt.
„Nein.“
Als er bereits den Türgriff in der Hand hielt, drehte Kai sich doch noch einmal um. Er nahm all seinen Mut zusammen und sah Kurt in die Augen. Zögernd fügte er hinzu: „Das heißt, doch. Das ist ja das Problem. Du hast heute so viel getan. Und dann auch wieder nichts.“
„Ich verstehe nicht …“
„Es war ein traumhafter Abend. Einer der schönsten in meinem Leben – auch wenn sich das absolut lächerlich anhört“, meinte Kai. Er lächelte Kurt an und fuhr sich verlegen durchs Haar. „Für mich war das heute wie das perfekte Rendezvous. Es war wie im Film. Aber anscheinend stehst du eben doch nicht auf mich. Das ist okay. Ich werde darüber hinwegkommen. Du bist ein Traum. Und wir beide hätten einander verdient. Mach’s gut.“
Kai musste an sich halten, um nicht in Tränen auszubrechen. Als er die Hand ausstreckte, ergriff Kurt sie sofort. Der Prof schaute ihn mit ernsthafter Miene an, dann senkte er den Blick und betrachtete wie hypnotisiert ihre Finger. Ganz zaghaft fing er an, mit dem Daumen über Kais Handrücken zu streichen.
„Geh nicht“, flüsterte Kurt. „Bitte. Seit deinem Auftritt bei einer dieser Universammlungen muss ich an dich denken. Weißt du überhaupt, dass du mir nicht mehr aus dem Kopf gehst?“
„Ich? Wirklich?“
„Ja. Die Art, wie du dem Dekan mit deinen wohldosierten und trotzdem höflichen Beleidigungen entgegengetreten bist“, gab Kurt lächelnd zurück und sah an die Decke, „da hattest du mich. Du kleiner Revoluzzer.“
„Aber du hast mich doch gerade gebeten zu gehen.“
„Das stimmt nicht.“ Kurt blickte wieder auf Kais Hand und streichelte sie. „Ich dachte, du willst nichts von
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