Fuck It!: Loslassen - Entspannen - Glücklich sein (German Edition)
Weihnachten könnte ich wieder fit sein. Und ich muss aufhören, diesen Zuckerkuchen zu essen, ich sollte stattdessen Obstsalat bestellen. Das reinigt die Organe, dann funktionieren die auch wieder. Vielleicht sollte ich meinen Sohn bitten, mir die Kassetten von diesem Französischkurs zu bringen, es wäre doch schön, eine Fremdsprache zu lernen.«
Oder vielleicht auch nicht. Vielleicht ist das Tolle am hohen Alter, zu lernen, was wir alle schon viel früher hätten lernen sollen: Es ist völlig gleichgültig und keinen feuchten Furz an Nachdenken wert.
Lassen Sie uns für den Augenblick annehmen, dass Ihr Verstand einen Großteil seiner Zeit so funktioniert. Also sagen Sie Fuck It und machen Sie weiter. Denken Sie darüber wie über einen Hund, der in einer Ecke Ihres Gartens mit einem Ball spielt. Schimpfen Sie ihn richtig, wenn er Ihnen in die Begonien macht, aber sonst lassen Sie ihn spielen.
Und denken Sie mit dem verbleibenden Restverstand einmal über Folgendes nach:
Das Blöde an Disziplin und Selbstkontrolle ist, dass es normalerweise nicht besonders gut funktioniert (für die meisten von uns jedenfalls nicht … wenn Sie die Ausbildung zum Kampftaucher geschafft haben, vermute ich, dass Sie darin ziemlich gut sind und es für Sie funktioniert – warum überspringen Sie dieses Kapitel nicht einfach? Es tut mir leid, dass ich Sie belästigt habe, bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber das hier ist für schwächere Menschen gedacht.)
Ich muss Ihnen nicht erklären, wie das läuft. Sie kennen die zahlreichen aufgegebenen Trainingspläne, Diäten und Abendkurse sicher gut genug.
Manche machen aus der Tatsache, dass das mit unserer Disziplin und Selbstkontrolle nicht funktioniert, sogar ein Geschäft. So wollte ich mir immer mal die Geschäftspläne eines großen Fitnessstudios näher ansehen (ja, so ein trauriger Fall bin ich). Ich wüsste zu gern, welche Erwartungen die haben: Wie groß ist der Prozentsatz an Menschen, die im Januar Mitglied werden und im Juni schließlich immer noch ins Studio kommen? Es ist einfach eine fantastische Geschäftsidee. Sie bringen die Menschen genau dann dazu, einen Vertrag auf Monatsbasis zu unterschreiben (und die beste Idee ist natürlich, sie dazu zu bringen, einem Dauerauftrag zuzustimmen), wenn sich alle damit beschäftigen, wie sie sich nächstes Jahr verbessern können. Und innerhalb eines Monats hat das »normale« Leben bei 80 Prozent dieser Leute wieder das Ruder übernommen und man bekommt sie für den Rest des Jahres kaum noch zu Gesicht.
Heuern Sie einfach für den Januar noch ein paar Extrakräfte an, mieten Sie vielleicht noch ein paar Rudergeräte mehr und die Sache läuft. Ab da können Sie weiterhin jeden Monat die 100 € vom Konto dieser Leute abbuchen.
Das Schöne, das absolute Geniale an diesem Geschäft ist, dass diese 80 Prozent der Leute Mitte Februar nicht denken: Fuck It, ich mache das jedes Jahr … ich fange mit den besten Absichten an und nach vier Wochen gehe ich nicht mehr hin. Ich kündige einfach heute meine Mitgliedschaft und werde nie mehr so blöd sein, da noch einmal hinzugehen. Wenn mir wirklich nach Trainieren zumute ist, dann gehe ich an der frischen Luft spazieren.
Stattdessen folgt zumeist diese Reaktion: Ich muss nächste Woche wieder ins Fitnessstudio, ich war jetzt schon mehrere Wochen nicht mehr, ich sollte das nicht einfach so schleifen lassen. Ich darf da nicht nachgeben. Alles, was ich tun muss, ist, dreimal die Woche hinzugehen und aufzuhören zu essen … bla bla bla.
Die meisten Kunden wollen die monatlichen Beiträge nicht einstellen, weil sie nicht zugeben wollen, dass sie gescheitert sind. Sie wollen nicht zugeben, dass sie keine Disziplin und Selbstkontrolle haben. Das ist allerdings ein teurer Weg, um sich ein bisschen besser zu fühlen, wenn man nicht trainiert. Es ist, als würde man eine Lüge kaufen: Ich bin Mitglied im Fitnessstudio, es muss also etwas mit mir passieren.
Ich würde es hingegen vorziehen, mir ein Abzeichen für 1,50 € zu kaufen, das ich ständig tragen kann und auf dem steht: »Wissen Sie, ich trainiere.« So sind die gekauften Lügen wenigstens etwas billiger.
Voller Stolz kann ich sagen, dass ich vor fünf Jahren Fuck It zu den Fitnessstudios gesagt habe. Der Moment ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Ich stand auf einer dieser Tretmühlen. Dieses Mal war ich tatsächlich kontinuierlich mehrere Wochen hingegangen, sodass ich auf dieser Maschine langsam eine ganz gute Figur machte.
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