Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)
die Wiedergeburt von Marianne, diesem Nackedei aus der französischen Revolution.«
»Das kann nicht sein, Mamas Brüste hängen tiefer«, antworte ich mit Kennerblick.
Der Weckmann blinzelt mir zu und lacht.
Finde das unverschämt und beschwere mich bei Teddy.
»Der hat’s die ganze Zeit gewusst, die Sau, und nichts gesagt.«
»Wahrscheinlich Westfale«, erklärt Teddy trocken und blättert weiter in der Men’s Health.
Schnappe mir den Weckmann und kitzele ihn überall durch. Stelle fest, dass er keinen Piephahn hat, woraufhin ich lache und brülle: »Intellekt ist auch nicht alles.«
Teddy schaut erstaunt von seiner Zeitschrift auf.
Voller Genugtuung zucke ich mit den Achseln und schlafe erschöpft wieder ein.
~
Bin froh, dass ich wider Erwarten wieder zu Hause bin, obwohl hier durchaus auch merkwürdige Dinge passieren. Mama hat nämlich einen Raum, da nimmt sie nur mich mit hin. Dort setzt sie sich eilig auf ein festinstalliertes Loch mit weißem Porzellan drum herum.
Ohne Hose.
Das muss doch untenrum ziehen wie Hechtsuppe, denke ich irritiert, keine Ahnung, was das soll.
Interessiert schaukele ich vor ihr in meiner Wippe rum und werde nicht enttäuscht. Es dauert lediglich ein paar Sekunden, und ihre gerunzelte Stirn glättet sich wie nach dem Gebrauch von dreißig Botox-Spritzen. Man könnte sagen,eine Mutation von Catweazle zu Uschi Glas in frühen Jahren.
Das Ding scheint was mit Mama zu machen, und ich will auf den Arm und gucken. Sie will das nicht, und ich schreie.
Daraufhin seufzt sie und klagt, sie habe ja nirgendwo mehr ihre Ruhe und dass es ihr langsam wirklich reiche, aber ich finde, dass man für’s Leben nie genug lernen kann und schreie weiter. Es sei ja schon gut, stöhnt sie und nimmt mich hoch.
Tatsächlich.
In dem Loch hockt ein stinkender Dschinn.
Mama guckt ihn einen Moment lang an, wünscht sich vermutlich was und stopft ihn mit einer Bürste und viel Wasser wieder in sein Loch zurück.
Die Existenz des Dschinns soll wohl geheim bleiben, das verstehe ich, und wer kann ein Geheimnis bewahren, wenn nicht ich. Dennoch würde ich gern näher ran und ihn nach der Sache mit der Verwandlung im Tragetuch fragen. Der geheimnisvolle Kerl ist aber schon weg, und meine Nasenschleimhaut verabschiedet sich auch gerade.
Mama sagt, der Typ hieße Aa.
Was für ein Angeber, muss ja wirklich wichtig sein, der feine Herr. Nicht einfach nur A, neihein, ›Ich bin der Herr Aa und möchte auch so angeredet werden‹, oho.
Wenn ich so röche, lenkte ich auch ab, denke ich und hoffe, dass wir uns nicht mehr so schnell begegnen, zumal er offensichtlich nicht gewillt ist, meine Frage zu beantworten.
Möchte aber nun doch zu gerne wissen, was Mama sich gewünscht hat. Sie hat so grimmig geguckt und den Dschinn nicht gerade sanft zurückgestoßen. Bin gespannt, ob der nochmal kommt, ich an seiner Stelle würde mir so was jedenfalls nicht gefallen lassen.
Bestimmt hat sie sich gewünscht, dass Papa mehr Zeit für sie und mich hat. In dem Punkt bin ich auf jeden Fall auf ihrer Seite und nehme mir vor, die Schlüssel von seinem Tonstudio zu verstecken, wenn er nach Hause kommt. Das Greifen klappt jetzt nämlich schon viel besser, und ich danke der Stabrassel ›Schaf‹.
~
Mama wirkt jetzt doppelt erleichtert, denn es hat sich nun eingespielt, dass nur noch Papa mit mir zum PEKiP-Kurs geht und Mama die freie Zeit für ihre Kunst nutzen kann.
Die anderen Mütter scheinen ihn für sein väterliches Engagement zu bewundern, und auch Aloe-Vera zeigt immer mehr Anerkennung durch tiefe Blicke. Mir geht das langsam zu weit, und ich zeige ihr meine intellektuelle Überlegenheit, indem ich Mamas Namen auf das Laminat drücke.
Nackt zu sein, hat also doch Vorteile.
Papa runzelt die Stirn und ruft: »Nicht, Mia!«
Ich gebe zu, dass die Ausführung mit der Intention nicht hundertprozentig harmoniert. Aber dass Papa keinerlei Interpretationsspielraum zulässt und mein Werk umgehend entsorgt, nehme ich ihm wirklich krumm.
Die Kursleiterin nestelt nun in ihrem riesigen blau-gelben Sack herum und holt Spielgeräte für uns heraus. Damit könnten die Kinder ihrem Spieltrieb freien Lauf lassen, teilt sie uns begeistert mit, das sollten die Eltern ruhig auch einmal selbst basteln, es handele sich um alte Nylonstrümpfe, die hätte sie mit Erbsen befüllt und an den Enden zugeknotet.
Wann ist dieser Kurs bloß zu Ende?
Bin weiterhin sauer auf Papa und nehme mir vor, ihn später für meine Therapiestunden
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