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Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition)

Titel: Fuck the Möhrchen: Ein Baby packt aus Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Ruscher
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Freunde, heute ist ein großer Tag, und ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid. Wie ihr wisst, ist heute die Vernissage zu meiner neuen Ausstellung.«
    Meiner Ausstellung?, denke ich. Mama muss da was verwechseln.
    »Dort hinten findet ihr zum Beispiel meine Reihe über die Verschmelzung des Mona-Lisa-Motivs mit Mias Ultraschallbildern, und es gibt auch eine Kinderecke, die sich mit dem Thema Familie beschäftigt.«
    Mama ist wirklich eifersüchtig, sonst würde sie mich an dieser Stelle selbstverständlich namentlich als Initiatorin dieser Ausstellung erwähnen.
    Versuche, meinen Zorn zu zügeln und großzügig Milde walten zu lassen. Zwecks Kontemplation krabble ich zügig auf Opas Schoß und lasse meine Blicke in die Runde schweifen.
    Ich fasse es nicht, da hinten steht Dr. Liebermann, der geile Sack.
    Der kann es wohl nicht lassen, obwohl Mama doch eigentlich deutlich genug war. Er hat doch tatsächlich einen Straußgelber Rosen dabei, und ich bin drauf und dran, ihm zu sagen, dass Mama die Uniformität von Blumensträußen nicht mag und er sie sich sonst wohin stecken kann, halte mich aber zurück, um ihn stattdessen lieber ins offene Messer laufen zu lassen.
    Überlegen lasse ich meinen Blick weiterwandern, da sehe ich, wie sich jemand die Nase an der Fensterscheibe plattdrückt.
    Aloe-Vera.
    Jetzt schlägt es aber wirklich dreizehn.
    Wer hat die denn eingeladen?
    Nervös fange ich an zu zappeln, und Opa setzt mich wieder auf die Krabbeldecke.
    Mama bekommt von alldem nichts mit und redet weiter: »Außerdem ist heute Mias erster Geburtstag, und wir wollen ihr alle ganz herzlich gratulieren!«
    Oh nein! Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter klatscht in die Hände, kommt auf mich zu und gibt mir einen Kuss. Drücke mich ganz fest an Sören-Wotan, um sicherheitshalber meine sexuelle Orientierung deutlich zu machen. Alle lachen, gratulieren mir der Reihe nach und wenden sich dann wieder meiner Mutter zu.
    »Und da aller guten Dinge DREI sind, verkünde ich euch hiermit eine großartige Neuigkeit: Heute geht es nicht nur in der Kunst um einen Zyklus, sondern auch im Privaten: Ich bin wieder schwanger!« Diesmal wird Mama von allen Seiten gratuliert, nur Bettina schaut desinteressiert und legt ihre Hand auf den Po der Hebamme.
    Ich bin geschockt.
    Mama will ein neues Kind.
    Untersuche meine Kunstwerke auf Fehler. Bin ich nicht gut genug, um in ihre Fußstapfen zu treten? Reiche ich ihr nicht als Tochter? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?
    Und überhaupt: Wollte sie nicht eigentlich Karriere machen?
    Ich verstehe die Welt nicht mehr und fordere nun lautstark die Behebung meines Zuckermangels ein. Mama gibt mir schnell ein paar Kügelchen aus ihrem Homöopathie-Fundus, dann will sie wieder auf die Kiste springen, doch da steht schon Papa drauf.
    Mama guckt ihn erstaunt an, aber er bittet um Ruhe und sagt: »Ja, das haben wir uns von Herzen gewünscht, ist das nicht großartig?«
    Die Tür geht auf, und Aloe-Vera betritt den Raum.
    Papa stockt einen Moment.
    Sie hat einen der Flyer in der Hand, die Opa in der Stadt verteilt hat und lächelt Papa an.
    Papa schluckt hörbar, fasst sich aber schnell wieder und wiederholt noch einmal, als hätte er nun ebenfalls Alzheimer: »Wir bekommen ein zweites Kind, und diesmal werde ich ein Jahr in Elternzeit gehen.«
    Die Meute klatscht anerkennend, als hätte Papa ganz alleine die Spülmaschine ausgeräumt.
    Mama sieht nun auch Aloe-Vera, hebt ihren Kopf ein wenig höher und sagt: »Chris übernimmt Kinder und Haushalt, nur die Kurse, die werde ich besuchen!« Dann geben sie sich einen Kuss.
    »So, und nun trinkt Prosecco, was das Zeug hält, und schaut euch alles an! Bei Fragen bin ich gerne behilflich«, schließt Mama ihre Rede.
    Ich muss hier weg, die Luft ist zu dünn für so viele Menschen, und ich ziehe mich am Tisch hoch.
    Sören-Wotan hängt an der anderen Seite und guckt mich verzweifelt an. Ich überlege, was schlimmer ist, Gudrun-Rudolf-Steiner Wiebkötter in der Familie zu haben oder ein Geschwisterkind.
    Entscheide mich für Ersteres und lächele Sören-Wotan mitfühlend an. Er erwidert meinen Blick und spielt mit seinem Finger an seiner Unterlippe herum.
    Ein eindeutiges Angebot, auf das ich zu gegebenem Zeitpunkt gerne eingehen werde.
    Bevor ich vor Erschöpfung einschlafe, sehe ich noch, wie sich Aloe-Vera und Dr. Liebermann über meine Kunstwerke unterhalten und wie er sie dauernd am Arm berührt, wenn er etwas sagt. Er will sicher, dass sie etwas

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