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Fucking Berlin

Fucking Berlin

Titel: Fucking Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonia Rossi
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dreißig, vierzig Eurowollten sie poppen, küssen und am liebsten auch Analsex. Noch während der Verhandlungen betatschten sie einen und wurden frech, wenn man sie letztendlich bat, zu gehen.
    »Ich verstehe nicht, wieso die uns alle runterhandeln«, sagte ich zu Lena. Lars hatte uns versichert, dass das Minimum für eine Nummer fünfzig Euro sei. Und die Ungarinnen waren nach wie vor ständig auf Zimmer. »Ich denke, wir machen was falsch.«
    Um Mitternacht waren wir frustriert und am Ende. Ich hatte bis dahin lediglich einen besoffenen Russen gehabt, der für zweihundert Euro eine Stunde lang mit dem Handy meinen Arsch fotografierte.
    Als Lars kurz nach eins kam, um die Miete zu kassieren, zeigte er sich einsichtig ob der Tatsache, dass wir kein Geld für ihn hatten. Ich verschwieg, dass ich ein Zimmer gehabt hatte, denn ich wollte das bisschen, was ich verdient hatte, nicht abgeben.
    Eine halbe Stunde, nachdem Lars wieder gegangen war, klingelte es mehrmals an der Tür. Als wir aufmachten, stand dort kein Mann, sondern eine ältere Frau und ein Junge mit vier Reisetaschen. Zuerst dachte ich, dass die Frau bei uns arbeiten würde, doch sie war viel zu alt, dick und insgesamt ungepflegt, außerdem roch sie nach ranzigem Fett und Zigaretten. Der Junge stotterte ein paar Worte in gebrochenem Deutsch, danach fing er an, in einer Fremdsprache, die ich nicht identifizieren konnte, mit seiner Mutter zu reden. Er war klein, zierlich und hatte starke Akne im Gesicht; ich schätzte ihn auf nicht älter als sechzehn.
    Wie sich allerdings herausstellte, war er gerade achtzehn geworden, er hatte an diesem Tag Geburtstag. Als Beweis wedelte er mit einem rumänischen Pass vor meiner Nase herum und wollte unbedingt, dass Lena und ich die Angaben überprüften.
    »Lars gesprochen, ich hier arbeiten. Ich bin achtzehn«, wiederholte er die ganze Zeit. Dabei redete seine Mutter die ganze Zeit auf ihn ein. »Dies ist ein Bordell. Hier wohnen nur Mädchen«, versuchte Lena mehrmals, ihn aufzuklären.
    Nachdem wir zehn Minuten aneinander vorbeigeredet hatten, verschwand der Junge einfach mit einer kleinen Reisetasche im Bad. Wir gingen ebenfalls zurück in unsere Zimmer. Nach einer Stunde, wir waren gerade in der Küche, sahen wir ihn zu unserer großen Überraschung wieder. Er hatte jetzt einen Rock und hohe Schuhe an, war stark geschminkt und trug eine rote Perücke. »Transe«, flüsterte eine der Ungarinnen in mein Ohr und rollte mit den Augen.
    Der neue Kollege war ziemlich schüchtern, saß einfach da und schaute fern, ohne ein Wort zu sagen. Jemand erzählte, dass er ein Rumäne sei, der seit seinem fünfzehnten Lebensjahr anschaffen ging. Er nenne sich Tracy und müsse das verdiente Geld seiner Mutter aushändigen. Die Schwester habe ebenfalls schon bei Lars gearbeitet. »Holla, die Waldfee«, war Lenas einziger Kommentar, dann drückte sie ihre Zigarette aus und wir legten uns zusammen in ihr großes Bett.
    Ich war gerade mitten in einem angenehmen Traum, als mich laute Stimmen aus dem Schlaf rissen. Für eine Sekunde dachte ich, ich sei in Berlin und Ladja liege neben mir, doch dann erkannte ich Lenas blonde Haare und die Umrisse ihres Gesichts. Ich hörte eine Frau brüllen und stumpfe Geräusche von Gegenständen, die auf den Boden fielen, danach drei laute Knalle, die sich anhörten, als ob im Zimmer nebenan jemand erschossen würde. Lena atmete gleichmäßig neben mir. Ich fing an zu zittern und wusste nicht, was ich machen sollte. Die Tür unseres Zimmers war nicht abgeschlossen und der Lärm kam vom Flur. In Panik stand ich auf und wollte durch das Guckloch die Situation beobachten,doch erneute Schreie mehrerer Menschen hielten mich davon ab.
    Ich überlegte einen Augenblick, die Polizei anzurufen, doch mein Handy lag in meiner Jacke, die ich dummerweise im Flur gelassen hatte. Dann wurde es leiser. Schließlich wurde eine Tür heftig zugeschlagen und es war still. Ich wartete noch eine Weile ab, aber irgendwann schlief ich wieder ein.
    Am nächsten Morgen stand die Sonne schon hoch am Himmel, als ich aufwachte. Es war eine blasse Wintersonne, die keine Wärme spendete, aber ich war froh, überhaupt Licht zu sehen. In den Gemeinschaftsräumen fanden wir unsere Sachen so vor, wie wir sie am Abend davor zurückgelassen hatten, so dass ich kurz dachte, alles, was ich gehört hätte, sei nur ein Alptraum gewesen. Lena hatte von dem ganzen Theater nichts mitbekommen und schaute mich verwundert an, als ich sie darauf

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