Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka
sie. Es ist kein freches, kein verführerisches Lächeln, sondern ein sanftes, lieb-naives.
Sie verlässt den Zug und verschwindet in der Menschenmenge. Ich muss auch weiter, mich zum Anschlusszug durchkämpfen. Kurze Zeit danach stehe ich wieder in einem überfüllten U-Bahn-Wagen und werde fast erdrückt. Es stinkt und ist heiß, aber ich habe immer noch ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
Falschgelaufen, viel gesoffen
»Bin mal gespannt, wie das so wird in Jekaterinburg«, sage ich zu Evgeni, als wir in die Maschine steigen. Wir haben ein Nightlife-Event im besten Klub der viertgrößten Stadt Russlands, und ich soll eine Ansprache halten und die Auszeichnung »World’s Finest Club« überreichen. Mit dabei ist Evgenis verrückter Assistent.
Zwei Stunden später landen wir in Jekaterinburg. Schon im Flughafen stinkt es fürchterlich nach Abgasen. Unser Fahrer wartet auf uns.
»Was stinkt hier so?«, frage ich ihn.
»Die Schwerindustrie. Wenn der Wind ungünstig steht, ziehen die Abgase in die Stadt.«
»Ich möchte hier nicht leben«, denke ich, aber schweige.
Im Hotel angekommen, beziehe ich mein Zimmer. Ich nehme mir ein Bier aus der Minibar und schau fern. Ich habe noch zwei Stunden, bis wir in den Klub müssen, und der ist gleich nebenan. Später holt mich Evgeni zum Abendessen ab. Wir sitzen in der Lobby des Hotels und lassen uns verwöhnen. Mit dabei ist der Gast- DJ des Abends, ein sehr netter Schwede. Wir trinken Wein und essen viel.
Dann ist es endlich so weit. Der Promoter holt uns ab und bringt uns in den Klub.
»Wo ist unser Tisch?«, fragt Evgeni den Promoter.
»Ja«, antwortet er zögerlich, »da gibt es ein Problem. Wir haben alle Tische verkauft.«
»Was?« Evgeni wird ärgerlich. Teil unserer Vereinbarung ist, dass wir den ganzen Abend über einen eigenen Tisch bekommen.
»Ich sehe, was ich tun kann«, meint der Promoter und verschwindet. Wir stehen neben der Bühne und begutachten die Tanzshow der Go-Gos. Ich schlürfe meinen ersten Wodka Red Bull.
Kurz darauf kommt der Promoter wieder. Nein, es gäbe leider keinen freien Tisch mehr.
»Ist mir egal«, sage ich zu Evgeni, »solange wir freie Drinks für uns und unsere Freunde bekommen.«
»Nein«, meint Evgeni, »das geht gar nicht. Ich steh doch nicht die ganze Nacht herum.«
Der Promoter macht ein betroffenes Gesicht. Dann kommt der Besitzer des Klubs mit seiner Frau, und wir werden vorgestellt. Ich lächle freundlich und schüttele ihre Hände. Nach der Begrüßung beschwert sich Evgeni.
»Ist doch kein Problem«, meint der Besitzer. »Ihr könnt bei mir am Tisch sitzen. Ist gleich hier drüben. Ist auch in Ordnung, wenn ihr Mädels einladet.«
Evgeni ist halbwegs zufrieden. Wir setzen uns.
Um zwei Uhr ist meine Ansprache. Ich übergebe den Preis, danach setzen wir uns wieder an den Tisch. Der Klub jubelt, und nun feiern alle. Unser neuer schwedischer DJ -Freund legt auch eine sehr coole Show hin. Ich sitze am anderen Ende der Couch und bin trotzdem gelangweilt.
»Ich gehe mich ein bisschen umsehen«, meine ich zu Evgeni.
»Nein, das geht nicht. Du musst repräsentieren«, antwortet der. »Der Besitzer erwartet das.«
» O.K. , O.K. , dann bleibe ich halt.«
Mittlerweile habe ich drei Wodka Red Bull auf meinem Konto. Der Besitzer bestellt eine Flasche Champagner, und er lässt sich nicht lumpen, denn es kommt kein Krimsekt und auch kein Standard-Moët.
Ich sitze mittlerweile neben der Frau des Besitzers. Sie ist eine rassige Schwarzhaarige mit klasse Figur und Schmollmund. Neben ihr sitzt eine Freundin. Wir trinken Champagner und reden ein bisschen. Flirtet sie mit mir?, frage ich mich am Anfang. Nein, das kann nicht sein. Ihr Mann sitzt gleich gegenüber und kann alles sehen.
»Du bist aber ein schöner Mann«, meint sie plötzlich. O.K. , sie flirtet doch mit mir.
Evgeni sieht das auch und warnt mich: »Sei vorsichtig, ihr Mann, der Besitzer, ist einer der Mafiabosse hier in Jekaterinburg.«
»So sieht er auch aus«, antworte ich. Evgeni erzählt mir vom Mafiakrieg, bei dem die meisten der Mobster umgekommen sind und nur eine Handvoll übrig blieb. Mein Gegenüber ist wohl das Alphamännchen unter ihnen. Ich will höflich sein und drehe mich wieder zu den Frauen. Ab jetzt versuche ich, Small Talk zu machen, aber sie will mehr. Sie flirtet richtig heftig. Ich sehe aus den Augenwinkeln, wie ihr Mann uns beobachtet, und werde nervös.
»So«, meint sie, »ich hab dich durchschaut. Du bist doch sicher nur nach
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