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Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka

Titel: Fucking Moskau - Sex, Drugs & Wodka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Helmbrecht
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unbezahlbar. Durchschnittlich macht eine Bandit zwischen drei- und fünfhundert Dollar pro Freier. Einen Teil davon muss sie an ein Netzwerk, einen Zuhälter oder einen Klub abgeben. Einen anderen Teil an die Polizei, damit diese ein Auge zudrückt, denn Prostitution ist in Russland illegal. Bestürzend ist eine Umfrage, nach der jedes achte Schulmädchens im Alter von zehn bis sechzehn Jahren »Callgirl« als Traumjob angibt. Das nicht, um sich Essen oder die Miete zu verdienen, sondern damit es sich die Dolce & Gabbana-Jeans leisten kann.
    Wenn die Sonne untergeht, geht Lena in einen Klub oder setzt sich in ein Café. Sie lächelt die Männer an und hofft, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Schnell ist der Preis verhandelt, und es geht im Taxi zum Freier nach Hause. Ob sie keine Angst oder schon mal etwas Schlechtes erlebt habe, frage ich sie. Lena spuckt dreimal in die Luft, ein Zeichen für Glück in Russland, und erzählt mir, dass sie bis jetzt immer Glück hatte und alles glattlief. Natürlich gäbe es schon mal den ein oder anderen Betrunkenen oder auch mal Ärger, aber meistens ließe sich das friedlich lösen.
    »Ich schaue mir die Leute vorher genau an und suche mir aus, mit wem ich nach Hause gehe. Außerdem habe ich meine Freundinnen, die regelmäßig per Telefon nach mir schauen«, meint sie locker.
    Lena ist eine Ausnahme. Sie ist keine »Bandit« geworden, um sich teure Klamotten kaufen zu können, sondern sie unterstützt mit dem Geld ihre Familie und hat schon eine Menge gespart. Sie überlegt, ob sie sich eine Wohnung in Moskau als Anlageobjekt kaufen soll, sagt sie stolz, aber die Preise in Moskau seien zu hoch. Sie wolle lieber in Europa investieren. Ein Restaurant an der spanischen Küste oder ein Hotel in Kroatien könne man schon günstig bekommen, und sie plane, eines zu kaufen. Spanien sei ihr Traumland, fügt sie hinzu. Überhaupt macht Lena einen intelligenten Eindruck. Sie spricht gut Deutsch und scheint sich mit Kosten und Preisen in den verschiedenen Immobilienmärkten auszukennen. Sie erzählt mir von den Quadratmeterpreisen in bestimmten Gegenden Moskaus und vergleicht sie mit Spanien und Kroatien. »Nein, ich wäre dumm, wenn ich hier etwas kaufen würde. In zwei Jahren bricht der Moskauer Immobilienmarkt ohnehin zusammen, weil er maßlos überbewertet wird«, meint Lena.
    »Macht dir dein Job Spaß?«, frage ich und schiebe noch ein »Ja, ich weiß, das ist eine blöde Frage« hinterher.
    »Weißt du«, sagt sie, »ich treffe viele Leute. Lerne eine Menge fürs Leben und, um ganz ehrlich zu sein, macht mir Sex auch Spaß.«
    »Findest du etwas Verwerfliches daran?«, frage ich.
    »Mittlerweile gehören ›Bandits‹ zum Leben in Moskau. Ein russischer Mann hat zu Hause seine Frau am Herd und kann sich so viele Mädchen nebenher nehmen, wie er sich leisten kann. Von den Ausländern ganz zu schweigen. Viele von den Männern, die ich mir aussuche, gefallen mir. Ich würde vielleicht ohnehin mit ihnen ins Bett gehen, aber so mache ich Geld damit und kann mein Leben und meine Situation verbessern. Manchmal finde ich es sogar schade, dass ich viele dieser Männer dann nie wiedersehe oder eben nur eine geschäftliche Beziehung zu ihnen habe.«
    »Hm, ist das nicht ein bisschen schizophren?«
    »Vielleicht, aber ich habe ja keine Wahl«, antwortet Lena.
    »Suchst du noch nach einem Job als Sekretärin?«
    Lena lacht: »Nein, als Sekretärin verdiene ich zwischen drei- und vierhundert Dollar im Monat. Als ›Bandit‹ kann ich 2500 Dollar und mehr im Monat machen.«
    Ich wünsche Lena zum Abschied viel Glück. Das kann sie gebrauchen: HIV , Hepatitis und andere Geschlechtskrankheiten sind in Russland stark auf dem Vormarsch. Viele der Freier benutzen nicht gerne Kondome. So wird der Nebenjob zum russischen Roulette. Aber vielleicht auch zum Ausstieg aus Russland und einem Neustart woanders. Vielleicht schafft sie es nach Spanien und lässt ihr Leben in Russland hinter sich.
    Vielleicht macht sie ihr neuer »Job« auch kaputt. Ich hoffe, dass sie es schafft.

Puffbesuch
    Wir sitzen im Biergarten vom Bavarius, einem pseudobayrischen Wirtshaus in Moskau. Neben mit sitzt ein Bekannter aus München.
    »Gleich kommt noch Natalia. Das ist eine ganz Süße. Denke, da geht was.«
    »Cool, freut mich für dich«, sage ich gelangweilt und trinke von meinem Weißbier. Kurz danach läuft ein gut aussehendes Mädchen auf unseren Tisch zu und grinst. Sie umarmt meinen Freund, danach stellt er sie mir vor.

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