Fucking Munich
Tropfen aus ihm geflossen, und Sonja hing matt in seinem Griff, kaum fähig, sich weiterhin am Ast festzuhalten.
Tom schmiegte seine Wange an ihre und küsste ihre feuchte Stirn. Seine Arme zitterten ebenso wie ihr Körper. Vorsichtig setzte er sie ab und passte auf, dass ihre Beine nicht wegknickten.
Was für ein Fick!
Hastig befreite er sie von dem Knebel und den Handschellen – dann sank sie in seine Arme.
Er drückte sie fest an sich. «Ist dir kalt? Soll ich dir die Decke umlegen?»
«Nein», hauchte sie an seinen Hals. «Halt mich einfach nur fest.»
«Ich habe eine bessere Idee.» Während sich Sonja an Tom abstützte, breitete er die Decke aus. Falls jetzt jemand kam, würden sie aussehen wie Nacktbadende. Na ja, fast. Er war ja angezogen.
Sie legten sich hin und Sonja schmiegte sich an ihn. Dabei wandte sie nicht eine Sekunde den Blick von ihm ab. Zärtlich streichelte sie ihm durch sein verschwitztes Haar, und er genoss die Liebkosungen, während ihn eine angenehme Müdigkeit befiel …
Tom erinnerte sich, wie er Sonja in einer Diskothek kennengelernt hatte. Nach Mitternacht hatten er und seine Kollegen nach Minderjährigen Ausschau gehalten.
«Ordnungsamt. Ausweiskontrolle», sagte er zu der schwarzhaarigen Schönheit, die neben einigen anderen jungen Frauen stand, und hielt ihr seinen Dienstausweis vor die Nase. Die Kleine kam ihm sehr jung vor. Aber er sprach sie nicht nur aus Pflichtbewusstsein an, sondern auch, um ihren Namen und ihre Adresse zu erfahren. Irgendetwas an ihr faszinierte ihn. Die großen, schwarz umrandeten Augen zogen ihn in ihren Bann. Oder war es ihre Stupsnase, von der er nicht den Blick abwenden konnte? Als er ihre Lippen betrachtete, die einen sündhaften Schwung besaßen, verdoppelte sich sein Pulsschlag. So ein Mund gehörte verboten!
«I-ich bin achtzehn», erklärte sie. Dabei schaute sie so ängstlich und unterwürfig zu ihm auf, dass er ihr nicht glaubte.
Verdammt, er wollte ihr keinen Ärger machen. Unauffällig spähte er zu seinen beiden Kollegen, die sich in anderen Bereichen der Diskothek aufhielten. Keiner sah zu ihm. Vielleicht konnte er die Kleine unbemerkt laufenlassen, obwohl das gegen seine Prinzipien verstieß.
Als sie sich auf die Unterlippe biss, musste er wegsehen, um sie nicht in die Arme zu reißen und zu küssen. Verflucht, was war los mit ihm?
Tom starrte auf ihre schlanken Beine. Das Mädchen trug einen viel zu kurzen Rock. Irgendwie passte ihm das nicht. Am liebsten wollte er sie übers Knie legen, um ihren süßen, kleinen Hintern zu versohlen … Gott, was waren das für Gedanken? Er wollte ihr doch nicht wehtun!
Mit zitternder Hand holte sie ihren Ausweis aus dem Geldbeutel. Tom nahm ihn an sich. Als sich ihre Finger für den Bruchteil einer Sekunde trafen, fuhr ihm diese Berührung tief ins Herz. Hastig wandte er den Blick ab.
Sonja Brandl … achtzehn Jahre alt. Wohnhaft in München-Schwabing.
Sie war volljährig! Erleichtert grinste er sie an. Auch Sonja huschte ein Lächeln über die Lippen. Fuck, das machte sie noch attraktiver.
«Gut, alles okay», stammelte er und ging weiter, bevor er sich zum Idioten machte. Seit wann stellte er sich wie ein Junge an, der noch grün hinter den Ohren war? Er hatte doch sonst keine Probleme, Frauen anzusprechen.
Am übernächsten Tag fuhr er nach Dienstschluss zu der Adresse, die auf ihrem Ausweis gestanden hatte. Sonja ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Während er tagein, tagaus vor dem Mehrparteienhaus wartete und beobachtete, ob sie allein oder in Begleitung heimkehrte oder das Haus verließ, kam er sich vor wie ein Stalker. Falls sie einen Freund hatte, wollte er sich nicht zum Affen machen. Aber sie war immer allein.
Eine Woche später nahm er all seinen Mut zusammen, betrat den düsteren Hausflur und klingelte an ihrer Wohnungstür. Als sie öffnete, erkannte sie ihn offenbar sofort, obwohl er keine Uniform trug. «Was wollen Sie?», fragte sie erschrocken.
Warum hatte sie nur solche Angst vor ihm? «Es ist alles in Ordnung», beruhigte er sie. «Keine Sorge, ich bin privat hier.» Sonja sah klasse aus, selbst in T-Shirt und Jogginghose. Er streckte ihr die Hand hin. «Ich bin Thomas. Thomas König.»
Sie atmete auf und reichte ihm ebenfalls die Hand. «Ich bin Sonja.»
Das weiß ich doch längst, wollte er antworten, verkniff sich jedoch den Kommentar. Sonst bekam sie womöglich wieder Angst vor so einem verrückten Kerl wie ihm. Tom musste wirklich verrückt sein.
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