Füge Dich! (German Edition)

mein Versprechen breche? Ich hab dir gesagt, es tut mir leid, was damals im Wald passiert ist! Mach deine Beine zusammen oder sag mir, dass du von mir gefickt werden willst. Aber entscheide dich gefälligst, und dann sag mir, woher du diese verdammte Kutte hattest!»
    Der Mann war aufgesprungen und hatte ihr den Rücken zugekehrt, als er sie nun aufgebracht anschrie.
    Er meint es tatsächlich ernst.
    Alina hatte Erbarmen. Sie verspürte nicht wenig Lust, dem jungen Mann zu Willen zu sein, doch da sie Ricky gehörte, wollte sie nicht ohne dessen Wissen und Einverständnis Sex mit einem anderen Mann haben.
    «Ok, ich werde dir erzählen, wie ich an die Kutte geraten bin und wem sie zuvor gehört hat. Du kannst dich ruhig wieder umdrehen.»
    Alina hatte ihre Arme um die Knie geschlungen, doch Mike zog es vor, noch eine Weile abgewandt stehen zu bleiben. Sie erzählte ihm von dem Priester und dem einsamen Haus im Wald. Alina schilderte Mike den beängstigenden Kellerraum, die Ikonen und Heiligenbilder und wie sie mit dem lebensgroßen Kruzifix die Mauer eingestemmt hatte. Einzig die Art und Weise, wie sie den Priester kennengelernt hatte, verschwieg sie ihm.
    Als Mike sich zu ihr umdrehte, war sein Gesicht aschfahl und seine Augen schienen in weite Ferne gerichtet. Der junge Mann befand sich offensichtlich an einem Ort, der irgendwo jenseits der kleinen Insel lag. Es war kein angenehmer Ort, soviel war sicher.
    Mike war für einen Moment zurückgekehrt an den Ort des Schreckens. Die verschüttete Erinnerung an die Angst, den schrecklichen Schmerz, den Geruch, eine Mischung aus Weihwasser, Kerzenwachs, Schweiß und noch etwas anderem, die harten Worte des Priesters und das Gefühl des groben Stoffes, wie es über seinen Rücken rieb mit jedem grausamen Stoß. Es war kein Wunder, dass die Konfrontation mit dieser Kutte ihn hatte durchdrehen lassen.
    Mike bedankte sich kurz bei Alina für die Information und machte sich sogleich wieder mit seinem Kanu davon. Er musste jetzt allein sein.
    Alina schaute ihm nach, bis sein Boot aus ihrem Blickfeld verschwand. Was war da mit ihm vorgegangen? War auch er von dem Priester gefangen gehalten worden? Hatte er ebenfalls in diesem düsteren Keller Misshandlungen erdulden müssen? Doch Mike war im Gegensatz zu dem Priester muskulös und durchtrainiert. Er hätte sich ihm ohne Schwierigkeiten widersetzen können.
    Heute ist er ihm überlegen, wenn es nun schon Jahre zurücklag? Immerhin schien er die Erinnerung daran vollkommen verdrängt zu haben. Alina hatte noch eine ganze Weile über den jungen Mann nachgedacht, bevor sie die Insel verließ und wieder nach Hause schwamm.
    Zwei Tage nach ihrer ersten Begegnung stand Mike plötzlich mit einer Flasche Wein in der Hand vor ihrer Tür. Es gäbe da noch einige offene Fragen, er müsse unbedingt noch etwas mehr erfahren. Alina ließ ihn ein.
    Mike hatte in den letzten zwei Tagen immer wieder über seinen Missbrauch nachgedacht. Es war nicht nur einmal geschehen, er konnte sich an die Angst erinnern vor dem, was gleich auf ihn zukommen würde, er musste also wenigstens zwei Mal missbraucht worden sein. So sehr er sich auch zu erinnern versuchte, es wollte ihm nicht einfallen, wie er in diese Hütte gelangt war. Alina musste ihm unbedingt erzählen, wie sie an den Priester geraten war.
    Alina wollte genauso wenig über ihren Selbstmordversuch sprechen wie Mike über den Missbrauch. Die Scham verschloss beiden den Mund. Doch da Mike keinesfalls gewillt war, aufzugeben, einigte man sich darauf, abwechselnd ein wenig zu erzählen. Am Ende hatte Alina Mike von dem Video erzählt, natürlich ohne Einzelheiten preiszugeben, und Mike hatte ihr die Erinnerung an seinen Missbrauch anvertraut. Beide schwiegen eine Weile. Dann war es Alina, die das Wort ergriff: «Irgendetwas passt nicht zusammen. Deine Beschreibung des Priesters deckt sich nicht mit dem Mann, den ich kennengelernt habe. Ich finde es auch seltsam, dass er mich im Gegensatz zu dir nicht vergewaltigt hat, jedenfalls nicht mit seinem Schwanz. Zu einem Orgasmus ist der Typ nur durch Selbstkasteiung gekommen!»
    Auch weiteres Herumrätseln führte zu keinem Erfolg. Die beiden kamen schließlich überein, in Kontakt zu bleiben.
    Alina sehnte sich nach Rickys Rückkehr. Heute Abend würde er endlich wieder bei ihr sein. Die Stunden bis dahin würden sich nicht allzu lang ziehen. Heute war Markttag und Alina würde wieder ihren Stand aufmachen. Anschließend wollte sie für Ricky noch ein