Füge Dich! (German Edition)
ich weiß, dass du das gesehen hast. Bitte!»
Ihrem flehenden Blick konnte er nicht widerstehen.
«Also gut. Ich verspreche es dir! Aber dir ist schon klar, dass der Film nur von dieser Seite entfernt werden kann. Wer immer sich das Video schon auf seinen Rechner geladen hat, kann nicht mehr ohne Weiteres verfolgt werden.»
«Ich danke dir. Ja, das weiß ich. Aber wenn man eine Vermutung hat, dann kann man denjenigen auf jeden Fall mal auf den Zahn fühlen.»
Ihm war sofort klar, an wen Alina da dachte.
«Um die beiden kümmere ich mich gleich morgen. Wenn sie im Besitz des Filmes sind, dann bekomme ich das heraus, und dann Gnade ihnen Gott, wenn sie ihn nicht herausrücken!»
In dieser Nacht wurde Alina seit langer Zeit wieder einmal von Alpträumen heimgesucht.
Sie stand vor der Tür ihres Elternhauses und wartete mit klopfendem Herzen darauf, dass man sie einlassen würde. Als sich die Tür endlich öffnete, starrte ihre Mutter sie nur angewidert an, zeigte mit dem Finger auf die Straße und befahl ihr mit eisiger Stimme dort hinzugehen, wo sie hingehöre, in die Gosse. Über ihr wurde ein Fenster geöffnet. Alinas Vater rief zu ihr herunter: «Verschwinde, du Nutte! Hure! Wir haben keine Tochter!»
Schwungvoll entleerte er den Inhalt eines Eimers, schwarzes, übel riechendes Schmutzwasser, über ihrem Kopf.
Alina taumelte rückwärts, strauchelte und stürzte in den Rinnstein, von wo aus sie mit einer riesigen Flutwelle stinkenden Abwassers in die Kanalisation gespült wurde. In dem Moment, als sie in dieser ekelhaften Brühe zu ertrinken drohte, wachte sie schweißgebadet auf.
Wie mochte es ihren Eltern gehen? Ein kurzer Anruf würde Klarheit bringen, doch konnte sie es wagen, sich zu erkennen zu geben? Wollte sie dieses Risiko, die Verachtung und Ablehnung ihrer Eltern ertragen zu müssen, tatsächlich eingehen? Alina schob die Entscheidung noch vor sich her.
Jetzt muss ich zuerst Mike von seinem Film berichten!
Alina meinte, es dem jungen Mann anzusehen, wie er den erlittenen Schmerz ein weiteres Mal durchlebte, als er wie gebannt auf den Monitor starrte. Sie hatte ursprünglich beabsichtigt, ihn während der Vorführung allein zu lassen, doch irgendetwas an diesem Film hatte sie beim ersten Mal aufmerken lassen. Was war es nur?
Der Penis des Priesters wurde gerade in Großaufnahme gezeigt, als es Alina wie Schuppen von den Augen fiel.
Sie waren die ganze Zeit davon ausgegangen, dass es sich sowohl bei Mike als auch bei Alina um den gleichen Priester gehandelt hatte, doch das war ganz offensichtlich eine Fehleinschätzung gewesen. Dieses Glied gehörte eindeutig zu einem anderen Mann. Es war um einiges kleiner als der Penis von Bruder Johannes. Auch stand es kerzengerade, ihm fehlte diese auffallende Krümmung. Sie erinnerte sich daran, was sie damals beim Anblick dieses beeindruckenden Prügels gedacht hatte: Welch eine Verschwendung der Natur, der Schwanz ist wie geschaffen, den G-Punkt einer Frau zu stimulieren.
Richtig, Bruder Johannes lebte zölibatär, das hatte er glaubhaft unter Beweis gestellt. Niemals hätte er sich an einem anderen Menschen vergangen, um seinen Trieb zu befriedigen.
Nachdem Mike sie verlassen hatte, gab es für Alina keinen Vorwand mehr, der es ihr erlaubte, dem Gedanken an eine Kontaktaufnahme mit ihren Eltern aus dem Weg zu gehen.
Dennoch quälte sie sich noch weitere zwei Stunden mit einer Entscheidung herum. Sie konnte auf keinen Fall mit einem «Hallo, hier bin ich wieder!» überraschend vor der Tür stehen. Wie die beiden zu ihr standen, das musste bereits hier und jetzt geklärt werden.
Unentschlossen stand sie dort am Fenster der Hütte und starrte hinaus auf den See, ohne dessen Schönheit überhaupt wahrzunehmen, Rickys Handy in der Hand, die Nummer längst gewählt. Der Daumen hatte schon x-mal den kleinen, grünen Hörer berührt, doch Alina hatte ihn immer wieder im letzten Moment zurückgezogen.
Das führt zu nichts, eins, zwei ... bei drei presste sie schnell die Kuppe ihres Daumens auf die Taste und erwartete mit klopfendem Herzen das Einsetzen des Freizeichens, gefolgt von der Stimme ihrer Mutter.
Ihr Vater ging nur selten ans Telefon, ihre Mutter würde abnehmen. Wenn sie zu Hause war. Um diese Zeit war sie eigentlich immer zu Hause.
Verstört starrte Alina auf das Display, als die bekannte Klangfolge, die den fehlenden Anschluss unter dieser Nummer unverkennbar ankündige, an ihr Ohr drang.
Hatte sie sich verwählt? Alina probierte es ein
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