Füge Dich! (German Edition)
Freundes- und Familienkreis wieder präsent. Alina brach in hemmungsloses Schluchzen aus, als sie an ihre Eltern dachte.
Nachdem ihre Tränenflut schließlich versiegt war, konnte sie ihre Wohnung endlich genauer in Augenschein nehmen. Jens hatte tatsächlich alles verkauft, was sich irgendwie zu Geld hatte machen lassen. Aber das Vorhandensein einiger persönlicher Gegenstände ließ Alina erkennen, dass er sich um eine komplette Wohnungsauflösung nicht gekümmert hatte.
Zum Glück! Das, was Alina am wichtigsten war, befand sich noch immer hier.
Fotoalben und einige Dinge mehr, die keinen materiellen Wert besaßen, für Alina aber nicht gegen Gold aufzuwiegen waren. Erleichtert packte sie diese Dinge zusammen und verließ die Wohnung ein letztes Mal. Nie wieder würde sie hierher zurückkehren.
Wann immer es ihr möglich war, sorgte Jasmin dafür, dass Björn freien Zutritt zu Jens Wohnung erhielt und ihre Erniedrigungen ablichten konnte. Sie provozierte Jens bei solchen Gelegenheiten ganz bewusst, um vorzuführen, wie er sie wütend mit der Peitsche bis aufs Blut malträtierte.
Von Lust und Ekstase konnte dann beim besten Willen keine Rede mehr sein. Wie ein Barbar benahm sich Jens, und der Schmerz in Jasmins Gesichtszügen sprach eine ebenso deutliche Sprache wie der Jähzorn im Antlitz ihres Peinigers.
Hätte Jasmin ihm nicht eindringlich eingeschärft, zu fotografieren, egal was geschähe, Björn hätte nicht an sich halten können.
Die Stille währte lediglich einen Augenblick, doch konnte Alina die Klammer, die sich um die Brust des Mannes am anderen Ende der Leitung gelegt hatte, ganz deutlich spüren. Nur widerwillig presste er die Worte hervor: «Wer ist da?!»
Alina ließ sich Zeit.
Die Fotos waren von hervorragender Qualität und so eindeutig, dass sich jedes Wort über deren Brisanz erübrigte. Ihm war klar, dass es sich um eine Erpressung handeln musste, doch wer dahintersteckte, würde er niemals erraten. Alina kostete jede Sekunde in vollen Zügen aus. Sollte er warten.
«Haben Sie die Fotos gemacht? Was wollen Sie? Wie viel? Hören Sie, wir werden uns schon einig werden, sagen Sie mir, wie viel Sie dafür haben wollen!»
Alina lachte schallend in den Hörer. «Wie viel sind dir die Bilder denn wert? Ich glaube nicht, dass dein Geld reichen wird. Wir werden uns wohl etwas anderes einfallen lassen müssen!»
Die Zuversicht, diese Sache mit der entsprechenden Summe aus der Welt schaffen zu können, wich in dem Moment, als er Alinas Stimme erkannte.
Jens schluckte einmal hart.
«Nun, du sagst ja gar nichts. Hat es dir die Sprache verschlagen? Freust du dich nicht, wieder von mir zu hören? Ach übrigens, dir ist schon wieder eine kleine Sklavin davongelaufen. Was bist du doch für ein bedauernswerter Herr, du tust mir richtig leid!»
Ein weiteres Mal ließ Alina ihr boshaftes Lachen erschallen. Seine Beteuerungen, alles einzig und allein deshalb arrangiert zu haben, um ihr Verlangen nach Unterwerfung zu befriedigen, machte sie für einen Moment sprachlos. So eine Unverfrorenheit!
Der Preis, den Alina schließlich für die Fotos einforderte, ließ Jens erschauern. Welche Teufeleien mochte sie sich da ausgedacht haben?
All die Erniedrigungen, die Schläge ... Alina hatte es doch so haben wollen! Sie hatte von ihm unterworfen werden wollen, das konnte sie ihm jetzt doch nicht anlasten! Weiber! Wütend trat er gegen die Tür. Die Tatsache, ihr vollkommen ausgeliefert zu sein und nichts dagegen tun zu können, machte ihn wahnsinnig. Diese kleine Schlampe!
Erst die zweite Flasche Rotwein schaffte es, Jens soweit zu besänftigen, dass er sich der Unabänderlichkeit der Situation stellen konnte.
Vier Mal. Vier Aufgaben musste er erfüllen, dann würde ihm die Chipkarte übergeben werden, und sie würde wieder aus seinem Leben verschwinden.
Vier erbärmliche Tage und er wäre wieder frei.
Was soll’s, das werde ich schon überstehen!
Alina hatte sich bewusst für die Stadt ihrer eigenen Bloßstellung entschieden. Auch Jens sollte bangen und hoffen, dass ihn kein Bekannter bei diesem demütigenden Schaulaufen sehen würde. Er sollte die gleiche Chance bekommen, unentdeckt zu bleiben, wie sie. Und er sollte das gleiche Risiko eingehen.
Die Kleidung, die er zu tragen hatte, würde Ricky ihm in der Toilette eines Kaufhauses aushändigen. Im Gegensatz zu ihr würde er den ganzen Weg lang erkennbar überwacht werden. Ricky, Björn und sie würden nicht von seiner Seite weichen. In angemessener
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