Fuego, Andréa de
dem Ochsenkarren hoch zum neuen Haus, noch ohne Dach, und brachte dem Helfertrupp Kuchen. Antônio sah sie kommen und hielt in seiner Tätigkeit inne, er fand es schön, Maria kommen zu sehen.
29. Kapitel
DINORÁ VERABSCHIEDETE SICH von Júlia.
»Und mach dich ordentlich zurecht in deiner Uniform. Es ist zwar nur ein Klo, aber die Leute reisen luxuriös.«
Júlia hatte das Baby auf der Polizeiwache abgegeben, einen Brief an Leila geschrieben und ihr mitgeteilt, dass sie bei ihrem Bruder sei und dort bleiben werde. Dinorás Söhne suchten eine Pension für sie. Dinorá hatte Júlia Malaquias eine Arbeit besorgt, die gleiche wie ihre. Also saß Júlia nun am Drehkreuz der Toilette, die den Abfahrtsplattformen am nächsten gelegen war. Sie riss Klopapier ab, einen halben Meter pro Streifen, leerte den Müll, wischte fünfmal täglich den Boden mit Ammoniak. Die Arbeit war leichter als bei Leila, aber sie vermisste das Geschirr, die Stille der Schränke.
Sie roch nach Kiefer oder Lavendel, je nach dem verwendeten Desinfektionsmittel. Dinorás Söhne fanden nichts Attraktives an ihr. Eine Frau mit befremdlicher Zurückhaltung, mit etwas Nonnenhaftem. Durch das Drehkreuz kamen täglich über tausend Frauen. Júlia achtete auf ihre Schuhe, ihre Röcke, die Unterhaltungen. Die jungen waren nervöser, die älteren trauriger.
Ludéria las Júlias Brief zuerst.
»Sie kommt nicht, ist dort geblieben.«
»Die Schwestern haben ihr bestimmt mitgeteilt, dass ich sie nicht wieder aufnehme.«
»Ich vermisse sie, und Messias erst … der Mann hat sich verliebt, hat gefragt, ob ich ihm ein Bild von ihr geben kann, haben Sie eines?«
»Selbst wenn ich eins hätte, würde ich es dir nicht geben, zieh einen Schlussstrich unter die Sache, Ludéria.«
Die französischen Nonnen gingen davon aus, dass Júlia wieder zur Vernunft gekommen war.
»Ich glaube, sie ist bei Leila, sie muss nach Hause zurückgekehrt sein, denn wenn sie immer noch vermisst wäre, hätten wir es erfahren«, sagte Marie zu Nico, der es nicht mehr ausgehalten hatte und in die Klosterschule gekommen war, um von den Nonnen etwas über seine Schwester zu erfahren.
Júlia dachte an ihre Geschwister wie an Kinder, konnte keine Männer in ihnen sehen. Sie sah das Kommen und Gehen der Menschen, Ankunft und Abfahrt, Abschied und Begrüßung, eingemummelte Kinder, Alte mit Kopfkissen. Im Zug, auf der Rückfahrt mit Dinorá, fühlte sie sich selbst als Reisende, tagtäglich dieselbe Strecke.
»Wartet dein Bruder immer noch auf dich?«
»Ach was. Und die Nonnen denken bestimmt, dass ich bei Leila bin. Nico und Antônio nehmen sicher an, ich hätte nicht den Mut gehabt, zurückzukommen.«
»Und den hattest du nicht?«
»Nein.«
»Eine Sünde, das Geld hätte gereicht, um hinzufahren und wiederzukommen. Warum bist du aus dem Bus ausgestiegen, als der Motor angelassen wurde? Dir hat es bei mir gefallen, stimmt’s?«
»Ich seh gern andere gehen, immer wieder, frage mich, was sie in ihren Koffern haben, was zu Hause geblieben ist, die Familie, die wartet. Die Jungs wussten nicht mal, ob ich kommen würde oder nicht.«
»Also, für deine Miete wird das Klo allein nicht reichen, du wirst dir noch eine zweite Arbeit besorgen müssen.«
30. Kapitel
ZWEI TAGE ZUM Weggehen, am dritten hatte das Wasser aus dem Tal einen See gemacht, die Reserve für den elektrischen Strom. Mehr als das halbe Tal war umgezogen.
»Ich möchte mal wissen, wie vom Wasser das Licht angehen soll«, sinnierte Timóteo.
»Jetzt wird erst mal geschlafen, und morgen bringen wir die restlichen Sachen in die Stadt«, bestimmte Tizica.
Marias Übelkeitsanfälle waren durch den Melissentee gelindert worden. Nico drehte sich die letzte Zigarette des Tages, danach wollte er ins Bett fallen. Antônio wusch sich in der Abstellkammer die Füße. Das Fenster offen, damit der Wind das Schlafzimmer kühlte, ein heißer Tag, das Haus ein Backofen.
Eneido, noch immer Nicos Nachbar, hatte nichts unternommen, würde nichts unternehmen. Die Frau war bereits in der Stadt, mit den Töchtern, der Mutter und der Schwiegermutter. Eneido zweifelte an dem Staudamm, nichts würde auf einmal sein, was nicht früher gewesen war. Den Staudamm würde es nicht geben, weil er nie existiert hatte. Er legte sich hin, den eingerollten Rosenkranz am Kopfende des Bettes.
Antônio schob die Hände unter seinen Körper, Geraldina war unterm Schrank, das Tal schlief. Das Wasser kam reißend, mit der Kraft eines Motors fegte es
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