Fuego, Andréa de
mitteilen.
24. Kapitel
TIZICA BEKRÄNZTE MARIA mit frischen Blumen. Das Kleid war ohne Stickerei, Leinen von zartem Glanz, ein schwaches Glitzern, nicht wie heller Glimmer, auch nicht wie ein gescheuerter Topf, eher wie schneeweiße Haut, die winzige Tropfen ausschwitzt.
Nico trug einen hellen Paletot, ein weißes Hemd. Lederschuhe, das Geschenk von Geraldo. Für Antônio hatte Tizica ein Hemd und eine Hose genäht, passend zu seiner Größe. Die Hemdschöße in der Hose, ein enger Gürtel um die kindliche Taille.
Die Kapelle war voll, Nico stand vor dem Altar. Ebenso die Trauzeugen, auf der einen Seite Antônio und Gonçalina, Marias Schwester, auf der anderen Timóteo und Schwester Cecille. Anstelle der Eltern des Bräutigams Geraldo und Tizica. Schwester Marie wischte sich in der ersten Reihe den Schweiß von der Stirn.
Das ganze Dorf war eingeladen.
Tizica beendete ihr Werk an Maria, nun fehlte nur noch einer von Geraldos Männern, der den Ochsenkarren anspannte. Das war keineswegs üblich, doch Marias Vater wünschte es so, die Tochter von Ochsen gezogen, die tierische Kraft, die die Braut zur Kapelle bringt. Die Ochsen schritten, den Blick auf den Horizont gerichtet, erhaben einher, sie wussten, war die Last leicht, hatte sie eine andere Bedeutung.
Begleitet von weiteren berittenen Männern, traf die Braut ein. Mit Hilfe des Vaters, der sie am Eingang zu der kleinen Kirche erwartete, stieg sie aus. Auf der Musikertribüne spielten Kinder Verstecken, ihr herzhaftes Lachen sprenkelte den Rasen. Der Vater nahm die Tochter am Arm, die Gäste erhoben sich, ein Chor von vier Frauen pries die Jungfrau Maria.
Nico waren die vielen Leute zu seinen Ehren peinlich. Es war beklemmend, allen in der Öffentlichkeit die Größe ihrer Liebe zu zeigen. Die Zeremonie war kurz, der Hunger drückte.
Geraldina kam nicht über die dritte Bank hinaus, der Altar roch ranzig, sie konnte nicht weiter nach vorn, sonst hätte sie ihre Haltung verloren. Also ließ sie sich in der Nähe der früheren Gevatterinnen nieder, alle alt, taub und fast schon in ihrem Zustand. Geraldos Anwesenheit irritierte Geraldina zudem, die Vertrautheit war fast schon widerlich, Nachkommen bereiteten Unbehagen.
Antônio öffnete das Tor, Tizica war bereits in der Küche und entfernte die Tücher von den Schüsseln mit gebratenem Fleisch. Die Nachbarn und Geraldos Männer setzten sich im Garten auf Baumstämme und Hocker.
Maria ging ins Schlafzimmer, sie wollte ein anderes Kleid anziehen. Nico wartete im Wohnzimmer, Freunde von der Fazenda Rio Claro ließen sich in seiner Nähe nieder. Kinder rannten um den Avocadobaum. Im abgeschlossenen Schlafzimmer knöpfte Maria ihr Kleid auf. Sie hatte einen Krug, eine Binsenmatte, einen Topf, eine Stoffpuppe, eine bestickte Tagesdecke, eine Glasplatte, eine Schöpfkelle, eine Schere und ein Moskitonetz geschenkt bekommen. Alles auf dem Ehebett ausgebreitet, das Aluminium des Topfes blitzte im Spiegel des Kleiderschranks auf.
»Komm, Maria, die Heiligen Drei Könige sind da«, sagte Nico leise hinter der Tür.
Ein quirliger maskierter Mann in einem bunten Kattunumhang machte Faxen. Dahinter die Musiker, mit Leierkasten, Gitarre, Trommel. Zuletzt ein Mann in Satinhose und einer Fahne in der Hand, darauf drei Sterne und ein Kind. Mit entrollter Fahne kamen die Heiligen Drei Könige zum Segnen, sie traten ein. Ende Dezember, die Geburt von etwas Neuem, das Ende von etwas Altem. Sie reihten sich in der Küche auf, ein alter Schwarzer stimmte eine Litanei an. Die Drehorgel linderte die Schwere der Trommel, die Stimme legte sich wie eine sanfte Schwingung über das Haus. Der Maskierte ließ zwei Augen des Sturms aufblitzen, warf den Kopf hin und her, sprang auf und ab. Am Ende der Litanei ließ er sich zu Füßen des Leierkastenmanns nieder. Nico küsste die Fahne und trug sie durch sämtliche Räume, das Haus wurde getauft.
25. Kapitel
IM BUSBAHNHOF WURDE es Nacht.
»Komm mit zu mir, wir geben das Kind bei der Polizei ab. Ich heiße Dinorá. Wie viel Geld hast du?«
»Es reicht, um in die Serra Morena zu kommen und wieder zurück.«
»Wo ist das?«
»Mein Bruder hat heute geheiratet, ich muss dorthin.«
»Zuerst musst du das mit dem Kind regeln. Wenn sie dich nach seinen Papieren fragen, was sagst du dann? Sie werden glauben, dass du es gestohlen hast. Bei mir in der Nähe gibt es eine Polizeiwache. Sieh nur, es muss gebadet werden, puh, wie es riecht. Komm mit zu mir, dann badest du den Kleinen, gibst ihm
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