Fuego, Andréa de
Leine.
Geraldo sprang von seinem Stuhl auf.
»Aber das Wasser wird das Gutshaus überschwemmen! Gleich morgen fahr ich in die Stadt und rede mit dem jungen Mann. Ich hätte selber hingehen sollen, du bist ja nicht mal in der Lage, eine Nachricht vernünftig zu überbringen, Timóteo. Du hast wirklich nichts kapiert. Hast du dem Mann gesagt, dass du für mich arbeitest?«
»Dafür war keine Zeit.«
»Dann gehst du morgen mit, hörst gut zu und gibst es dann an dieses dumme Volk weiter.«
Am nächsten Tag kehrte Geraldo zurück und rief die Gemeinde in der Kapelle zusammen. Er bestätigte alles, das Tal würde sich in einen tiefen Stausee für die Wasserkraft verwandeln, die Stadt würde bis ins Gebirge hinauf beleuchtet werden. Wer nach oben zöge, hätte kein Problem mit dem Wasser und in der Freizeit zudem eine schöne Aussicht. Niemand würde von dem Mann übers Ohr gehauen werden. Er selbst, Geraldo, würde verkaufen und das Geld für seine Häuser kassieren. Er habe sich bereits mit dem jungen Mann geeinigt, der Fortschritt komme nun mal nicht ohne Opfer, wie der Mann meinte.
Geraldina rollte sich ein, aus Angst vor dem Ertrinken, weniger ihrer eigenen, nicht vorhandenen Lungen wegen, sondern der ihres Wirts Antônio.
28. Kapitel
EINIGE BEWOHNER WICKELTEN bereits das Besteck für den Umzug ein. Geraldo erhielt eine Provision für jede Familie, die er überzeugte. Er beabsichtigte, ein Geschäft in der Stadt zu eröffnen und von dem neuen Wohlstand, der sich abzeichnete, zu profitieren. Da er noch andere Ländereien besaß, wollte er die Landwirtschaft weiterbetreiben, und das mit dem Verkauf des Gutshauses erzielte Geld wäre die Entschädigung für die Unbilden des Umzugs.
Tizica besuchte Andacht um Andacht, in dreißig Tagen, um sechs Uhr morgens, würde das Wasser ihnen die Entwicklung bringen. Maria war schwanger, im vierten Monat, die Nachricht spornte Nico an. Der Vertrag über den Bau des neuen Hauses sollte sofort geschlossen werden. Geraldo zahlte für das alte die Hälfte des Werts. Nico schloss sich eilends dem Freiwilligentrupp an, der immer größer wurde. Einer baute das Haus des anderen, Timóteo kümmerte sich voll Hingabe um die Schweineställe.
Maria hatte erschreckende Übelkeitsanfälle. Bei starker Sonne fiel sie in Ohnmacht, bei Wind erzitterte sie. Antônio half beim Bauen, die von ihm fertiggestellten Holzöfen wiesen die Sorgfalt von Handwerkerhänden auf, klein und geschickt. Er bastelte aus Stroh einen kleinen Besen, zum Saubermachen um das Feuer herum.
Geraldo zahlte Nico aus und bot ihm Steine von der Fazenda an. Zum Kauf. Nico lehnte ab, das Geld reichte nicht.
»Zahl es später mit Arbeit ab.«
»Ich hab schon Material beisammen, Seu Geraldo.«
Und das hatte er. Marias Vater, der fernab dieses Fortschritts wohnte, hatte von allem ein wenig besorgt. Mit Hilfe der anderen und mit wiederverwertbaren Bauteilen aus dem alten Haus würde das neue entstehen. Ein wenig kleiner zwar, doch mit Platz für weitere Zimmer in der Zukunft.
Die Wände wuchsen, der Boden wurde rot und glatt, dem hohlen Fenster fehlte noch die Holzverkleidung, sie sollte in letzter Minute aus dem alten Haus kommen. Antônio strich den Herd rot wie den Boden, zwei Rubine.
Tizica beteiligte sich nicht an den Hilfstrupps, sie musste Wäsche falten und entfalten, das Geschirr der Fazenda in Kisten packen. Sie würden in die Stadt ziehen, solange das neue Gutshaus noch nicht fertig war. Dieses Haus, das ohne Freiwilligentrupps, ohne Druck, fertig zu werden, entstand, sollte noch größer werden, mit einer Veranda rundum. Als sie die Schränke leerte, kamen Kleider, Seidenstrümpfe, Hornkämme, eine Edelsteinbrosche und ein Spiegel zum Vorschein, der aus einem Tuch fiel. Er zersplitterte am Boden, Tizica trat barfuß in die Scherben, das Tuch färbte sich dunkelrot von ihrem Blut.
Maria verspürte Schmerzen unterhalb des Bauchnabels, ihre Hände waren geschwollen, sie lagerte Flüssigkeit jedweder Art ein. Sie trank Kaffee, als wäre er ein Erfrischungsgetränk, aß Schweinefleisch, als wäre es Obst. Ihre Haut war fettig, die Übelkeit ein aus dem Ruder gelaufenes Boot. Nico stand seiner Frau kaum zur Seite, beruhigte sie lediglich nachts, nach der doppelten Arbeit.
Geraldo gab seinen Arbeitern keinen einzigen Tag frei, die Fazenda Rio Claro sollte bis zum allerletzten Tag in Betrieb bleiben.
Maria hackte Holz, wusch Wäsche, fegte das Grundstück, nähte das Laken für die Wiege. Am Abend fuhr sie mit
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