Fuego, Andréa de
Geschäften und die Klosterschule. Begeistert war sie über die Kurzwarenläden in unmittelbarer Nachbarschaft. Geraldo setzte sie im neuen Haus nur noch für leichte Tätigkeiten ein, sie kontrollierte die Arbeiten, führte sie nicht mehr aus. Ein großes Haus mit Blick auf den Marktplatz, die Veranda ausgerichtet auf die Kirche mit hohem Turm, massiven Glocken. Tizica wich den französischen Nonnen nicht vom Rockzipfel, sie waren ebenfalls in fortgeschrittenem Alter, Mitte siebzig, hinter sich ein reißender Fluss, vor sich ein schwaches Rinnsal.
In der Serra Morena blieben nur Nico, seine Familie und Eneido zurück, der sein Haus langsam hatte untergehen sehen und fast darin umgekommen wäre. Als das Wasser alles in Besitz genommen hatte, versteckte er sich in der Nähe des Wasserfalls der Serra Morena. Seine Familie, die sich wie Tizica und die ehemaligen Dorfbewohner in der Stadt niedergelassen hatte, hielt ihn für tot.
Nico hatte es ziemlich weit bis zu Geraldos neuen Ländereien, sie lagen weit hinter dem Gebirge. Er kaufte Schweine und Hühner von seinem Patron. Antônio kümmerte sich um den Gemüsegarten, den Obsthain und das Korianderbeet. Maria bat Antônio, Raute anzupflanzen, er tat es, ohne zu wissen wofür, fragte nicht nach. Die beiden bewegten sich in völligem Einklang auf dem Anwesen, abgestimmt auf die Erfordernisse des Hofs. Während die eine Eischnee schlug, fegte der andere den Hof. Während die eine Mais in den Schweinestall warf, hackte der andere Holz.
Eine Wehe erfasste Marias Unterleib, die Blase, den ganzen Körper. Ihre Eltern, inzwischen weit weg wohnend, besuchten die verheirateten Töchter nur selten. Die Mutter sollte bei der Geburt helfen, doch das Kind kam zu früh, sie wäre erst in acht Tagen da.
Als Nico von der Fazenda kam, hörte er Maria im Schlafzimmer, er ahnte, was los war, und scheute sich einzutreten. Er suchte Antônio, und der kam keuchend aus dem Schlafzimmer, eine Schüssel mit rosafarbenem Wasser und roten Tüchern in der Hand, gefärbt vom unverdünnten Hämoglobin, vom reinen Blut. Er lief an Nico vorbei, füllte frisches Wasser aus dem Teekessel ein und nahm sich frische Geschirrtücher.
»Einer ist schon da, es sind zwei«, teilte Antônio mit.
Nico nahm den Hut ab und trat aufs Gelände, exakter Vollmond, Sommer, aufplatzende Früchte. Er riss sich das Hemd vom Leib wie zu Zeiten des fiebernden Kindes, legte sich mit dem Gesicht auf den Hut, den Rücken himmelwärts, und atmete in den Strohzylinder. Er erinnerte sich daran, wie seine Mutter Júlia zur Welt gebracht hatte, eine Geburt, die er mitgehört hatte, die Geräusche, als sie herauskam, ihre Ankunft in der Welt. Alles um ihn herum roch beißend, er hatte nicht gehört, wie das erste Kind zur Welt kam. Wenn es tot wäre, hätte Antônio es ihm gesagt. Er öffnete das Gartentor, als die Kerzenflamme gerade flackerte vom Schrei des Kindes. Von seinem Standort aus sah er das rötliche Licht im Schlafzimmer, das geöffnete Fenster, Antônios Schatten an der Wand, groß und erhaben. Er glaubte, einen Schatten unter dem Fenster erspäht zu haben, aber im selben Augenblick glaubte er es schon nicht mehr.
Maria hatte sich auf Kissen gebettet, die Beine geöffnet und das Kleid bis zur Taille hochgeschoben. Antônio reichte ihr die Hand, damit sie sie drücken konnte. Das erste Kind, das zur Welt kam, war ein Mädchen, und es lag bereits eingewickelt neben ihr. Es hatte noch Reste von menschlicher Käseschmiere an sich, das Gleitmittel für den Durchbruch.
Nico hörte das zweite weinen, wie ein Schwert, das durchs Fenster schoss und in ihm seine Scheide fand. Er stand auf und trat ein, im Haus ein warmer Hauch, ein Gefühl von Stillstand. Antônio kam mit einem Kind im Arm auf ihn zu.
»Der hier ist ein Junge, Maria hat ein Pärchen zur Welt gebracht.«
Die zwei gingen ins Schafzimmer, die drei waren still. Maria war erschrocken über die Heftigkeit und betäubt von der Aussicht, keine Wehen und Risse mehr zu erleiden. Sie ließ Antônio eine Schüssel mit warmem Wasser bringen und Rautenblätter aufkochen. Als der Junge zur Welt gekommen war, hatte das Mädchen wieder geweint, als der Junge aufhörte, hörte es ebenfalls auf, zeitgleich. Das Mädchen schmiegte sich an den Busen, der Junge leistete Widerstand, doch dann ließ der Geruch der Milch ihn schnurren, bald tranken beide an der Brust der Mutter.
Maria legte die Kinder in die Wiege neben dem Ehebett und bat die beiden Männer hinauszugehen. Sie
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