Fuego, Andréa de
der Kaffeekanne verschwunden, Maria unterbrach ihn.
»Er ist in keiner Kaffeekanne verschwunden, weggegangen ist er, und wir wissen nicht, wohin.«
»Wo ist die Kaffeekanne? Ist es die auf der Spüle?«
»Ja, sie steht da seit vorgestern.«
Timóteo untersuchte den Filter, das Kaffeepulver war vertrocknet, der Stoff bräunlich verfärbt. Antônio holte einen Löffel aus der Kammer und reichte ihn Timóteo.
»Rühr um, vielleicht …«
Timóteo ging verwirrt nach Hause, Nicos Verschwinden, Antônios Hirngespinste.
»Dass Nico verschwindet, ist merkwürdig. Bestimmt hat er im Wald ein Tier gejagt und ist verletzt, geh ihn im Wald suchen, Timóteo!«, befahl Geraldo.
»Und die Kaffeekanne?«
»Das ist doch nur eine Geschichte von diesem Idioten, Antônio ist einfach ein verweichlichter Städter, er wurde von den Madames aus der Klosterschule großgezogen. Nico ist ja nicht so zurückgeblieben wie sein Bruder.«
Timóteo machte sich auf die Suche nach Nico.
35. Kapitel
JÚLIA HIELT DAS Problem mit dem Baby für erledigt. Tadeu von der Polizeiwache war am nächsten Tag in den Busbahnhof gekommen, von der Frau keine Spur, auch später nicht. Als die Sache vergessen war, verspürte sie auf einmal Sehnsucht nach Leila, nach der distanzierten Fürsorge, dem edlen Geschirr, nach Fuads Sittichen, dem unterwürfigen Beschütztsein.
Sie wollte einen Brief schreiben, die Adresse wusste sie auswendig. Ein paar Zeilen, in denen sie von ihrer Stelle erzählen würde, von dem angemieteten Zimmer, von den neuen Kleidern, die sie im Stadtzentrum gekauft hatte, vom Gottesdienst, den sie in der Kathedrale beeindruckender fand. Sie schickte den Brief nicht ab.
Dinorá sorgte sich um ihre Kinder, Júlia hörte der Mutter auf den Zugfahrten zu. Sie wusste alles, von den Namen der Freundinnen bis zu den Kinderkrankheiten.
Sie war beglückt, als der Chef des Reinigungspersonals ihr eine Schachtel Pralinen schenkte. Ein ernster Mann, mit dem sie nur am Tag des Vertragsabschlusses zu tun gehabt hatte, er wollte Júlia jemand anderem unterstellen. In der Arbeit keine Veränderung: Klopapier abrupfen, das Geld für die Toilettenbenutzung entgegennehmen, Wechselgeld herausgeben. Nach der Sache mit den Pralinen kam er auf sie zu.
»Und das Baby?«
»Wie bitte?«
»Das Baby, das du mitgenommen hast.«
»Sie wissen davon? Ich hab es zur Polizei gebracht.«
»Dann sieh zu, dass du den Kleinen wieder zurückbringst.«
Im Zug ging Dinorá nicht auf die Sache ein, sie wickelte ein Pfefferminzbonbon aus. Mit frischem Atem hauchte sie gegen die Scheibe und wischte das beschlagene Glas mit dem Handrücken trocken.
»In einer Woche ändert sich meine Schicht, dann sehen wir uns auf dem Weg nicht mehr.«
Ein paar Tage würden sie noch zusammen fahren.
»Meinst du nicht, wir sollten mit Tadeu reden? Dieser Afonso vom Putztrupp weiß bestimmt was.«
»Ich kann mich nicht ein Leben lang um dich kümmern, sieh zu, dass du alleine klarkommst.«
Am nächsten Tag kam ihnen auf dem Flur Afonso entgegen, Reisenden, Koffern und gebündelten Decken ausweichend. Dinorá ließ Júlia stehen und ging zu ihrer Toilette am anderen Ende des Busbahnhofs. Júlia begegnete Afonso allein.
»Júlia, komm mit.«
Sie gingen zu einem kleinen Raum.
»Wir müssen Leute einsparen, du bist entlassen.«
»Wie bitte?«
»Entlassen, arbeitslos, warum gehst du nicht in deine Heimat zurück? Man sieht dir an, dass du in diesem Busbahnhof verloren bist, und das schon seit Monaten.«
Júlia zog nicht einmal die grüne Schürzenuniform aus, sondern ging direkt zu Dinorás Arbeitsplatz an der Nordseite des Bahnhofs.
»Du hattest es zu einfach im Leben, was für Schwierigkeiten hast du schon gehabt? Keine. Weißt nicht mal, was Probleme sind. Kamst hier wohlgenährt an, großgeworden in einem reichen Haus, in der Klosterschule. Es wird Zeit, dass du abhaust, Júlia. Geh, du blockierst das Drehkreuz.«
Júlia kam in die Pension und packte ihre Sachen in eine Tüte. Sie ging zurück zum Busbahnhof und erkundigte sich, es gab noch immer keinen direkten Bus in die Serra Morena, sie würde unterwegs aussteigen müssen, an einem Wirtshaus an der Straße.
Sie klemmte sich ihre Tüte zwischen die Füße und betrachtete die Landschaft aus der umgekehrten Perspektive wie bei der Ankunft, die großen Ausfallstraßen, und dann die fortlaufende Linie der Landstraße.
36. Kapitel
TIMÓTEO SUCHTE NICO seit Tagen, vergebens. Geraldo ließ in der Stadt nach ihm forschen und
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