Fuehre mich in Versuchung
denn die Familie besaß jetzt insgesamt vierundfünfzig Prozent der Aktien. Alles war bestens.
Jetzt ergaben auch Cords Nachfragen einen Sinn. Er hatte gewusst, dass die Gesellschaft nicht vom Bankrott bedroht war, aber er hatte ihr nicht genügend vertraut, um ihr zu sagen, was los war, genauso wenig wie Preston ihr von seinem Verdacht erzählt hatte. Sie wollte die Vermittlerin sein und war stattdessen nur zwischen die Fronten geraten.
Susan war froh, dass die Sache am nächsten Morgen ein Ende finden würde. Sie war der Spiele müde.
12. KAPITEL
V on den fünf Leuten im Besprechungszimmer wirkte Cord am entspanntesten. Der Bart gab ihm ein verwegenes Aussehen und ließ seinen eleganten schwarzen Anzug weniger seriös erscheinen. Aber seine ausgeprägte Männlichkeit erlaubte ihm, alles mit Stil zu tragen … oder gar nichts, dachte Susan und sah ihn in Gedanken nackt vor sich.
Imogene war ruhig, fast geistesabwesend, Preston gab sich ganz als Geschäftsmann. Beryl führte Protokoll.
Susan fühlte sich unbehaglich. Sie schaute zu Cord, nur um festzustellen, dass er sie anblickte. Er zwinkerte ihr sogar zu. War ihm der Ausgang der Abstimmung gleichgültig? Wollte er mit diesem raffinierten Plan nur Preston verärgern?
Sie war so in Gedanken, dass sie kaum mitbekam, wovon die anderen sprachen. Erst als sie wütende Stimmen hörte, nahm sie sich zusammen und konzentrierte sich.
„Das ist mein Geburtsrecht“, sagte Cord gerade kalt. „Das habe ich erst nach Jahren begriffen, aber ich gebe es nicht auf. Auf Kompromisse lasse ich mich nicht ein.“
„Das ist dein Pech“, meinte Preston knapp. „Sollen wir jetzt abstimmen?“
„Von mir aus gern.“
Cord saß so selbstsicher da, als könnte er gar nicht anders. Woran dachte er jetzt, wo ihm der Sieg zu entgleiten schien? An Rache? Oder war er nur entschlossen, dieser Familie wieder anzugehören, ob sie wollten oder nicht? Verantwortung für seinen Anteil zu überneh-men und endlich sesshaft zu werden?
„Ich stimme mit Ja“, sagte er leichthin, und Susan verbannte die Gedanken aus ihrem Kopf.
Niemals hätte Imogene gegen ihren eigenen Sohn gestimmt. Sie sah weder Cord noch Preston an. „Ich stimme mit Nein.“
„Ich ebenso“, schloss sich Preston an. „Susan?“
Offenbar war er sich ihrer sicher. Ungeduldig blickte er sie an, bereits siegesgewiss, dass er den Vorsitz der Gesellschaft nicht verlieren würde.
In Cords Blick konnte sie gar nichts lesen. Er wartete einfach ab. Erhatte nicht versucht, sie zu seinen Gunsten zu überreden, warum auch? Er nahm ja an, dass sie sowieso auf Prestons Seite stand.
„Susan!“, forderte Preston ungeduldig.
Irgendwo muss Vertrauen doch anfangen, dachte sie schmerzlich. Cord war so gewöhnt daran, niemandem zu vertrauen, dass es ihm fast zur zweiten Natur geworden war.
„Ich stimme mit Ja“, sagte sie ruhig.
Völliges Schweigen legte sich über den Raum. Preston war bleich geworden und presste die Lippen zusammen. Vielleicht war sogar Cord über die Wendung der Ereignisse erstaunt.
Susans Entschluss war so spontan gekommen, dass sie selbst über-rascht war, aber tief in ihrem Inneren hatte sie das Gefühl, dass sie Cord jetzt nicht einfach im Stich lassen konnte. Hätte er verloren, hätte er sich mit dem Ergebnis niemals zufriedengegeben, sondern weitergemacht und die Blackstone Company am Ende vielleicht doch ernsthaft bedroht. Sie wollte ein Ende machen, auch auf das Risiko hin, Prestons und Imogenes Zuneigung zu verlieren.
Warum auch nicht? Sie war zu müde, um sich darüber zu sorgen, und verbittert darüber, dass sowohl Cord als auch Preston so herzlos mit ihr gespielt hatten. Sie war nur ein Pfand gewesen, das sie nach Lust und Laune hin und her geschoben hatten, ohne sie einzuweihen.
Imogene beugte sich vor und faltete die Hände auf dem Tisch. „Machen wir ein Ende damit“, begann sie leise, während sie von Cord zu Preston schaute. „Wir waren einmal eine Familie, und ich möchte, dass wir es wieder sind. Ich selbst habe auch Fehler gemacht, und wenn du mir vergeben kannst, Cord, wäre ich sehr froh.“
Susan war ihre Schwiegermutter nie sympathischer gewesen. Jetzt wandte Imogene sich an ihren Sohn, ohne auf Cords Antwort zu warten. „Ich weiß, dass es für dich nicht leicht ist, den Vorsitz zu teilen, aber ich bitte dich, alles zu tun, damit die Blackstone Company nicht leidet. Cord gehört zur Familie, er ist genauso ein Blackstone wie du. Ich hoffe, wir können der Sache Einhalt
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