Führe mich nicht in Versuchung
würgten sie, als sie sie hervorstieß. »Dann werde ich diese Farce beenden, Max. Ich gebe dich frei. Es wird keine Hochzeit stattfinden.«
»Oh doch, sie wird stattfinden, Jillian. Du hast genausowenig eine Wahl wie ich. Aber nur damit wir uns richtig verstehen: Ich werde ebenso wie du mein eigenes Leben führen. Ich will nichts von dir.« Er ließ sie abrupt los, und sie stolperte einen Schritt zurück und tastete nach dem Tisch, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Er drehte sich um und spazierte aus dem Zimmer, als habe er seine Arbeit erledigt und als gebe es nun keinen Grund mehr für ihn, zu bleiben. An der Tür blieb er noch einmal stehen und blickte über die Schulter zurück.
»Gestern abend bist du mit deiner Zurschaustellung von Zuneigung übrigens ein wenig zu weit gegangen«, sagte er barsch. »In den kommenden Wochen solltest du es unterlassen, mich mit solchen Kuhaugen anzustarren. Ein gelegentliches liebevolles Lächeln und ein stilles Fügen in meine Wünsche erscheint mir angemessener.«
Bevor Jillian ihre Hand zum Mund führen konnte, verschwand er im Flur, und sie hörte, wie sich die Haustür schloss. Was für eine Närrin sie doch gewesen war, ihre Gefühle so offen zu zeigen.
Was für eine Närrin sie überhaupt gewesen war mit all ihren romantischen Träumen. Max würde sie nur heiraten, um ihre Reputation zu retten. Er wollte gar keine Ehefrau. Er wollte sie nicht. Das hatte er ihr schon einmal gesagt, aber sie hatte nicht wirklich hingehört.
Sie hätte hinhören sollen.
Aber sie hatte ihre Freundschaft retten wollen, hatte ihm ihre Liebe schenken wollen. Aber vor allem hatte sie ihre Familie zusammenhalten wollen. Alles andere zählte nicht.
Sie war so sicher gewesen, dass sie das Richtige getan hatte.
Aber nun war es zu spät. Ihr Plan hatte so gut funktioniert, dass ihnen keine andere Möglichkeit blieb.
Sie starrte auf die kleine Samtschachtel. Sie hatte sich so darauf gefreut, einen Ring von Max zu bekommen, der als Symbol für ihre gemeinsame Zukunft stehen sollte. Wie idiotisch sie sich in ihrer Eitelkeit und ihren Erwartungen doch verhalten hatte. Nun hatte sie gar keine Lust, die Schachtel zu öffnen.
Und doch hatte sie ihre Gefühle nicht gespielt. Sie hatte Bruce nicht belogen, als sie sagte, dass sie Max so sehr liebte, dass diese Liebe für sie beide ausreichen würde. Wer hätte gedacht, dass man sie einer solchen Prüfung unterzog.
Sie öffnete die Schachtel mit zitternden Fingern und atmete scharf ein, als sie den einzelnen, riesigen Diamanten erblickte, der einen schlichen Goldring zierte. Er war prächtig und einzigartig und kalt.
Sie haßte ihn.
Alles ist recht gut gelaufen, dachte Max, als er fünfzehn Minuten, nachdem er eine desillusionierte Jillian zurückgelassen hatte, die Bibliothek seines Stadthauses betrat. Vielleicht würde sie ihren Verlobten nun endlich als den betrachten, der er war: ein Mann, der weder Liebe empfangen noch geben wollte. Und falls es ihm immer noch nicht gelungen sein sollte sie davon zu überzeugen, so hatte er noch genügend Zeit bis zur Trauung.
Er goss sich einen großen Cognac ein und spazierte mit dem Schwenker in der Hand zu seinem Schreibtisch hinüber, wo er sich in den abgenutzten, alten Ledersessel sinken ließ. Alles in allem fühlte er eine große Erleichterung. Das einzige, was ihn bei ihrer Auseinandersetzung gestört hatte, war dieser erschreckende Verlust von Selbstkontrolle, als er sie geküsst hatte.
Sie war so unglaublich schön gewesen - mit dem Haar, das sich in glänzenden, schwarzen Locken über ihren Rücken ergoss und diesem Kleid, das, entgegen dem herrschenden Modestil , nicht weit fiel, sondern auf Figur gearbeitet war.
Und sie hatte nach diesen verdammten Teerosen gerochen.
Im selben Augenblick, als er sie berührte und die Hitze ihres Körpers spürte, der sich gegen ihn presste, hatte er die Kontrolle verloren. Das durfte nicht wieder geschehen.
Bis zur Hochzeit würde er weiter beweisen müssen, wie sinnlos es war, sich in ihn zu verlieben. Er hatte heute einen guten Anfang gemacht, und empfand - von seiner Lust einmal abgesehen - nichts weiter als Ungeduld und den Wunsch, die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um zu seinem vertrauten Leben zurückkehren zu können.
Während der letzten Wochen hätte Jillians Verhalten nicht besser sein können, überlegte Max, als er im Club saß und Damien dabei beobachtete, wie er seine Karten studierte. Sie befolgte seine
Weitere Kostenlose Bücher